Wovon lebt dann der Kaufmann?

Mi 02.08.2023

Mt 13:44-46 Gleichnis vom Schatz im Acker und der wertvollen Perle

Erneut sind diese Gleichnisse Tagesevangelium (zuletzt am 30.07.2023). Eine schöne Möglichkeit, den Geist Gottes um Neues oder um Vertiefung zu bitten.

Gleichnis vom Schatz im Acker.

Dieser Schatz wird aufgrund von Arbeit gefunden worden sein. Es liegt nahe, dass der Mann Arbeiter auf dem Acker war und eines Tages den wahren „Schatz“ dieses Ackers erkannt hat.

Mein Vater erzählte uns Kindern die Geschichte von dem Besitzer eines Weinberges. Dieser hatte drei faule Söhne, die nicht im Weinberg arbeiten wollten. Als er im Sterben lag, rief er die Söhne zu sich und flüsterte: Im Weinberg liegt ein Schatz vergraben – mehr konnte er nicht mehr sagen. So suchten die Söhne im Weinberg nach dem Schatz und gruben alles um – fanden ihn aber nicht. Im Jahr darauf trug der Weinberg besonders gut, weil der gesamte Weinberg umgegraben worden war.

Offenbar ist der Schatz nicht von der Art, dass man ihn mitnehmen kann. Man kann sich ihm nur hingeben. Das scheint mir wesentlich.

Der Kaufmann.

Auch im zweiten Gleichnis gibt es dies Phänomen: Der Schatz ist nicht ein Geschenk! Sondern er kostet einfach alles. Am Ende ist der Mann nichts anderes mehr, als der Besitzer der wertvollen Perle.

Ich erhalte das Reich Gottes niemals zusätzlich. Ich kann nicht mein Leben leben und Christ sein. Vollständige Hingabe ist die einzige Form des Reiches Gottes, die wirklich so genannt werden kann.

Ich habe vorhin Gott gefragt, was denn das Geschäftsmodell des Kaufmanns ist, der die Perle gekauft hat. Da er diese nicht mehr verkaufen kann (was sollte er dafür erhandeln!) ist sein Handel beendet.

Offenbar meint dieser Handel nicht das, was mit meiner physischen Existenz zu tun hat. Sondern:

Mein Denken, Sorgen und Wirken richtet sich oft auf Respekt, ein wenig Anerkennung, Zuwendung – einfach nicht einsam sein und Ähnliches. Siehe „Wesen des Menschen“ vom 30.07.2023 (Überschrift „Was ist denn die Perle“). Ich suche immer etwas neues, dass mir vielleicht etwas mehr Selbstwert geben könnte. Ich handle also mit Perlen – denn die Würde der Person anzuerkennen ist eine Perle. Und damit bin auch ich selbst gemeint.

Alle eigenen Perlen zu verkaufen, um die ultimative Perle zu bekommen, muss etwas sein, das unzweifelhaft niemals übertroffen werden kann. Also etwas aus einer anderen Welt.

Das ist eben das Wunder, dass in dem Augenblick, in dem ich die Würde des Anderen mit den Augen der Liebe entdecke, meine eigene Würde als Ebenbild Jesu implizit von allein offenbar wird, und nicht erst konstruiert werden muss.

Praxis

Vollkommener Verzicht auf Selbstsorge ist nur möglich in der vollkommenen Annahme der Wirklichkeit, dass für mich schon gesorgt ist.

Wie nun bestätige ich, dass ich das annehme?

Indem ich mich nicht wieder selbst nach irgendeiner kleinen Perle am Wegesrand bücke.

Beispiel:

Gestern hatte meine Frau eine Einladung unserer älteren Tochter angenommen (zum Frühstück). Das Frühstück zog sich, weil es einen erheblichen Bedarf zum Erzählen gab, besonders von meinem Schwiegersohn. Ich konnte kaum etwas beitragen. Nach längerer Zeit dachte ich an das Verrinnen meiner „schönen Arbeitszeit“ – aber Gott sei Dank (genauso meine ich es) fiel mir ein, dass ich doch nichts Besseres machen kann, als dort zu sein, wohin ich gerufen war. Mein Leben gehört nicht mir. Ich brauche kein Buch zu schreiben (was ich gern möchte), wenn Gott mich an anderer Stelle haben will.

Wenn ich eine Bilanz ziehe, sehe ich: Die Summe aller Perlen, die ich je bekommen könnte, ist unvergleichlich kleiner als die eine Perle – Jesus zu gehören.

Und das nicht nur, weil die Perlen, die ich selbst aufsammle, ein Verfallsdatum haben, sondern auch schon jetzt. Jeder wahrhaftige Vollzug, zur Perle zu gehören, ist ein Kontakt mit der Glückseligkeit (makarios) aus den Seligpreisungen der Bergpredigt.

Denn jeder Besitz macht mich zum Knecht dessen, was ich besitze. „Habe“ ich also Jesus, so bin ich sein Besitz. Bedingung ist allerdings: Ich darf nichts anderes mehr haben.

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