Der Kampf des Menschen

Sa 05.08.2023

Mt 14:1-12 Herodes und Johannes.

Es ist die bekannte Geschichte von Herodes und Johannes. Sie mündet darin, dass Johannes stirbt und Herodes zum Mörder wird.

Herodes ist ein Mann voller Wille und Kraft. Und er ist erfolgreich. Er spielt mit der Versuchung, so scheint es zunächst. Ich denke jedoch, Herodes hat eine starke Sehnsucht nach „mehr“. Er lebt nicht gleichgültig, sondern sehnt sich nach etwas, nach je mehr.

Es scheint ihm, dass die Erfüllung in der Frau liegt. Wenn ich nur die richtige Frau habe, wird meine Sehnsucht gestillt.

Aber so ist es nicht.

Ich sage, es gibt eine Sehnsucht im Menschen, die bestimmt ist für Gott, aber oft in etwas Vorläufigem gesucht wird. Das kann weltliche Macht sein – aber auch Religiosität. Das kann Kunst sein oder politisches „retten der Welt“.

Irgendwo da draußen muss das sein, was meine Seele ersehnt.

Herodes riskiert Dinge für das, was ihm seine Sehnsucht stillen könnte.

Johannes, der Täufer, war auch ein Mann voller Entschlossenheit. Voller Eifer und Hingabe. Und auch Johannes riskiert etwas. Er redet in der Wüste so wahrhaftig, dass viele ihn nicht verstehen. Als Sohn eines Priesters hätte er im Tempel wirken können – er wählt aber radikale Einsamkeit.

Und er wagt es, dem König dessen Sünde mit seiner Frau zu benennen. Er sagt: „Du durftest nicht“. Zu seinem König sagt er das.

Johannes endet im Tod.

Herodes verliert später die Gunst des Kaisers und endet im Exil. Es spricht viel dafür, dass Herodes manisch-depressive Züge hatte.

Es konnte sich über alle Konventionen hinwegsetzen (dem Bruder die Frau nehmen, große Fest feiern). Aber er hörte Johannes gern. Und als Jesus auftrat, holten ihn seine Sorgen ein: Dieser Johannes, den er köpfen ließ, war mehr, als alle denken. Offenbar hatte er das schon lange befürchtet. Und später suchte er, Jesus zu treffen.

Beide waren starke, wilde Männer. Voller Entschlossenheit und Kraft, voller Wille und Energie.

Bei einem endetet es böse.

Und der „Erfolg“ des anderen war der Tod.

Es reicht nicht, viele Pferde vor der Kutsche des Lebens zu haben. Es reicht nicht, mächtig zu sein. Und selbst die Erfahrung ist kein hinreichendes Merkmal für ein rechtes Leben.

Menschen nennen mir fehlende Kraft oder gar Willensschwäche als Grund ihrer Probleme. Ist das wirklich der Grund?

Viel Kraft, viel Willensstärke, viel Erfolg, ja sogar viel Segen bringen mich sehr weit – aber wohin genau?

μαρτία‭ ha-martía ‭Sünde‭, wörtlich Verfehlen. Das, was gegen den rechten Sinn verstößt (auch das falsche Denken).

Viele sagen mir: „Wenn ich nur die Kraft dafür hätte.“ Ich aber sage: Dir fehlt es nicht an Kraft, sondern an Wahrheit.

Ich habe das auch am 28.07.2023 beschrieben (Fluch der Gnadenlehre).

Es gibt einen Kampf.

Es ist aber nicht der Kampf um ein Ziel, sondern der Kampf um die Wahrheit. Nicht so sehr darum, die Wahrheit zu erkennen – sondern die Wahrheit zuzulassen.

Es ist der Kampf um das Loslassen des eigenen Konstruktes von mir selbst. Ich habe es gestern beschrieben. Ich meine mich zu haben, indem ich dies oder das von mir selbst weiter ausbaue – oder doch zumindest erhalte oder verteidige.

Eine Entscheidung ist immer eine Scheidung (Trennung, Loslassen) von einer Option. Damit zunächst ein Selbstverlust. Darum, so scheint mir, ist Entscheidung so schwer. Ich weiß nicht, wer ich bin und möchte gern alle Optionen behalten.

Aber Optionen zu haben, macht mich reich – und damit unempfänglich. Nur der Arme ist empfänglich.

Ich bin „Reich an Optionen“.

Nur die leere Hand empfängt.

Herodes hat in der Manie seine Kraft vollkommen verausgabt – und landet in der Angst, Johannes, der gemordete, kommt zurück, mit übernatürlichen Kräften.

Johannes verausgabt sich ebenso – nicht für DAS Rechte, sondern für DEN Rechten. Er bahnt den Weg für Jesus und „erfüllt“ seinen Auftrag in geheimnisvoller, ewiger Herrlichkeit.

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