Bedingung des Glaubens

Mi 09.08.2023

Mt 15:21-28 Die kanaanäische Frau

„Sie hatte halt solch großen Glauben.“

So könnte ich es mir leicht machen. Und so wird es manchmal auch mir gesagt. Der eine hat den Glauben, der andere nicht.

Wie konnte sie so glauben?

Ich will mich damit nicht abfinden. Und dazu ist mir die Geschichte auch vorgelegt: Sieh hin!

Sie wohnte weit weg. Sie hatte keine Bibel, keine Kirche und es gab keine Christen. Und sie war keine Jüdin.

Was glaubte sie überhaupt?

a) Das Erste, was da war, war die Liebe zu ihrer Tochter. Sie sollte gesund werden. Unbedingt – koste es, was es wolle.

b) Scheinbar wusste sie etwas vom Vorzug der Juden. Schon immer wissen dies Völker – daher auch all die Eifersucht bis hin zum Hass. Auch ich wusste das schon immer – mein Herz hat es mir gesagt, lange bevor ich Christ wurde. Mein Vater sprach von Gottes Augapfel – und ich wußte, lange vor aller Theologie!

c) Sie war eine Frau. Sie lebte ohnehin weder aus der Macht noch aus der Kraft. Sie lebte in Bezogenheit, ihre „Waffe“ war immer schon die Liebe. Meine Versuchung ist oft die Kraft.

d) Am Dämon erkennt man oft die unsichtbare Welt am ehesten. Darauf wies mich mein Bruder hin. Bestialität und Böses übermenschlicher Art ist offenbar – man sieht es doch an allen Ecken. Sie erkannte den Dämon in ihrer Tochter. Wo ein Dämon ist, ist auch ein Gott.

Mutter der Heiden

Israel war dran. Aus gutem Grund. Sie aber schrie schon damals für uns Heiden. Danke, liebe Frau.

Phänomene

Mir fällt auf:

  • Der Glaube wurde ihr in keiner Weise „verkauft“. Im Gegenteil. Jesus hatte sich zurückgezogen, zurückgezogen auch von Seiner Wirksamkeit.
  • Es war ein Kairos, eine einmalige Gelegenheit. Sie hat sie ergriffen. Eine Frau, die sieht und tut.
  • Es ging nicht um sie. Bis zur Selbstnichtung ging es nicht um sie – sondern um ihre Tochter und Jesus.
  • Es ging nicht um Glück oder ein schönes Leben – es ging um Existenz. Mit einem Dämon zu leben, war weder für ihre Tochter noch für sie etwas, das man Leben nennen kann.
  • Sie war eine ganz bezogene Frau. Nicht einmal ihr Name wird genannt. Sie ist eine Frau und eine Mutter.
    Jesus selbst nennt sich oft Menschensohn. Dabei ist Er zuerst und zumeist Mariensohn – Sohn einer Mutter. Er erkennt sie, wie ein Sohn seine Mutter erkennt.
    Bezogene erkennen einander. Die Liebe der Mutter erkennt die Liebe eines Sohnes in dessen Augen. Und niemand kann ihr etwas anderes erzählen.
  • Sie war ganz. Was sie tat, tat sie mit jeder Faser ihres Seins. Sie störte sehr, warf sich in den Weg – hinein in den Staub. Sie suchte Lösungen, wußte, es gibt hier und jetzt eine Lösung – vielleicht die Brotkrumen?

Und ich?

Liebe ich so sehr und wandle ich meine Liebe in „für-wollen“ so, das meine Herzensaugen den Kairos sehen, weil sie allezeit Ausschau halten?
Sehe ich überhaupt den Dämon?

Liebe ich Christus so, dass ich die dunkle Nacht nicht fürchte?

Die Liebe der Mutter liebt den Menschensohn herbei. Er kam nicht „zufällig“. Als Mann bin ich immer zuerst geliebt – schon vor meiner Geburt, von meiner Mutter.

Meine Liebe ist also eher von der Art „Antwortliebe“. Damit die Liebe der Frau, der Mutter, nicht ins Leere vergossen werde.

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