Glaube der Berge versetzt?

Sa 12.08.2023 letzter Tag in Tastungen.

Mt 17:14-20 Jesus heilt den Mondsüchtigen.

Zunächst: Erneut tritt ein Mensch für einen Anderen ein, hier ein Vater für seinen Sohn.

Das Evangelium bezeugt den Satz: „Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, so werdet ihr sagen zu diesem Berg: hebe dich fort. Und er wird sich heben.“

Ich stehe vor dieser Geschichte und frage mich, ob ich gerade versuche, Jesus Satz meiner Wirklichkeit anzupassen – oder mich diesem Satz Jesu.

Mir scheint, gerade dieses Gleichnis trennt die Spreu vom Weizen.

Wenn das Glaube ist – wer hat dann Glauben?

Wenn mein Glaube wie ein Senfkorn wäre …

Ich hebe keine Berge weg – was ist nun mein Glaube?

Viele ziehen sich zurück und sagen so etwas ist unmöglich oder wenn, dann nur sehr wenigen gegeben. Man hat nun mal solchen Glauben oder nicht – offenbar habe ich solchen Glauben nicht und bewege mich weiter in den Zuschauerreihen.

Ich kenne einen Mann, dessen Gebetsleben war schwach. Er liebte den „Bettzipfel“ sehr und kam einfach nicht hoch. Und wenn, dann für ein paar Minuten. Und die vielen Ausnahmen, angefangen beim Wochenende, durchlöcherten auch diese Ordnung sehr.

Hätte ich diesem Mann gesagt: Wenn du Glaube hast wie ein Senfkorn, dann wirst du JEDEN Morgen so aufstehen, dass du mehr als zwei Stunden nur für Gott hast, er hätte vermutlich abgewunken. Schön wärs, wenn das möglich wäre.

Ich jage ihm nach

Ich umkreise diese Geschichte. Zwar habe ich es nicht, ich jage ihm aber nach.

Zunächst sage ich für Glauben ein anderes Wort: Liebe. Die Liebe scheint klarer diese Perspektive zu haben, dass sie viel bewegen kann.

Glaube ist die Treue zu dem Geliebten, die sich aus der Liebe speist. Liebe ich den Betzipfel also doch mehr als meinen Erlöser und Liebhaber?

Schon klingt es anders: Es geht nicht im Wachstum an Macht, sondern um Wachstum an Liebe. Die Liebe ist ein Baum. Sie fällt nicht als Baum vom Himmel – sondern als Saatkorn (in den Boden meines Herzens).

Ich, ja ich bin der Boden, in den dieses Saatkorn fällt. Was will ich diesem Saatkorn sein? Weg, Fels, Dornen? Oder gepflügtes Land.

Praxis

Wenn ich in der Seelsorge (oder Logotherapie) den Menschen zuhöre, schält sich die Schale des Alltages langsam ab und ich erlebe bei allen ein Maß an Not, ähnlich wie es der Vater in der Geschichte hat.

Manchen kann ich helfen – manchen nicht.

Warum, Herr Jesus, kann ich diesen nicht helfen?

Auf diese Frage ist mir diese Geschichte eine Antwort:

Wenn ich den Senfstrauch meines Glaubens betrachte, hat er im Verhältnis zum Senfkorn ein gewisses Ausmaß erreicht. Es ist aber kein Baum, in dem die Vögel des Feldes nisten.

Warum sollte ich nun aufhören zu erwarten, dass der Baum wächst? Aufhören, meiner Sehnsucht zu folgen und mich mit meiner partiellen Ohnmacht abfinden.

Die Jünger haben es nicht getan – sie haben gefragt.

Und siehe, ihr Glaube wuchs zu dieser Größe heran – auch der Glaube des Andreas, meines Namensvetters.

Mir fehlt z. B. noch sehr das Umgraben meines Ackers durch Zeiten des Fastens. Auch wenn Techniken keine eigene Kraft habe – sie können der Sehnsucht den Boden bereiten.

Katarina von Siena deutet den Berg als meinen Berg der Sünde, des Stolzes, der Ignoranz und der Nachlässigkeit. Sie „verschreibt“ als „Dünger“ (meine Bildworte) u. A. die Betrachtungen der Erniedrigung Gottes. So heben wir in der Betrachtung der Erniedrigung Gottes in der Menschwerdung den Berg der Ignoranz hinweg.

Du, Herr Jesus, fragst mich: Wie lange soll ich noch bei dir bleiben?

Ich antworte: Ach Herr – bis der Berg der Lieblosigkeit weggetragen ist und meine eigene Liebe Berge versetzt. Bitte, komm Du herab vom Berg der Verklärung in mein Tal der Dämonen.

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