Mo 14.08.2023
Mt 17:22-27 Die Frage nach der Tempelsteuer
Als es um meine Konversion ging, legte mir der Priester der Pius Brüder einen mehrseitigen Text vor, den ich dann bald unterschreiben sollte. Unter anderem enthielt er das Sonntagsgebot. Er betonte, es wäre nicht mehr eine Option, in die Messe zu gehen, sondern meine Pflicht.
Es war ein Gefühl von Kränkung.
Der Himmel ist doch meine Heimat. Wie kann mir das zur Pflicht gemacht werden, was ich liebe?
Jesus erklärt Petrus, dass die Königsteuer nicht von den Kindern des Königs erhoben wird. Jesus ist König des Tempels, wenn der Tempel ein Bild der Heimat des Himmels ist.
Noch nennt er Petrus zwar Simon – aber mir scheint, es gilt auch jetzt schon für den Jünger – für die Jünger.
Wer nun, ist im „inneren Zirkel“?
Heiliger Ort
In katholischen Kirchen wird der Leib Christi (die gewandelte Hostie) im Allerheiligsten (im Tabernakel) aufbewahrt. Ein rotes Licht zeigt die Gegenwart Jesu Christi an. Betrete ich die Kirche, verneige ich mich davor. Auch wenn ich daran vorbeigehe, verneige ich mich.
Betrete ich eine evangelische Kirche, gilt dies nicht. Niemand behauptet, dort wäre Jesu mehr anwesend als an einem anderen Ort außerhalb der Kirche.
Ich verneige mich dennoch. Denn in meiner Verneigung will ich, dass Er dort ist. Ich sehne mich nach Ihm.
So ist verneigen kein Gebot für mich. Niemand kann es mir vorschreiben, denn ich bin hier zu Hause. Ich will dies und ich will mehr.
Für wen gilt dann die Ordnung, das Gesetz?
Derjenige, der nichts von seiner eigentlichen Heimat weiß, dem nützen die Verkehrsregeln des Himmels nicht viel.
Bedeutungslos ist es nicht – vielleicht wie das lernen einer Sprache wie Latein auch mein Denken schult.
Dem, der Christus kennengelernt hat, dem nützen die Regeln viel. Es ist, wie das erlernen einer Sprache. Lerne die Regeln – im Vollzug des Alltages. Weil ich die Bibel lese, lerne ich, wie Gott spricht, damit ich Ihn erkenne, wenn Er spricht. Indem ich zur Messe gehe, lerne ich Sein Volk kennen, damit ich es lieben lerne, wie Er es liebt. Und ich lerne etwas aus dem Himmel, wie es besonders die Orthodoxe Kirche mit der Heiligen Liturgie praktiziert.
Ein einheimischer Dichter darf die Sprache variieren. Oder ein Liebhaber der Sprache wie Martin Buber, der sehr viele neue Worte für meine Muttersprache erfunden hat, die mich Gott näher bringen.
Jemand hat gesagt: Wenn du gern deinen Waldlauf machst, an jedem Morgen, dann bist du traurig, wenn es nicht geht, weil du vielleicht auf Reisen bist. Wenn du dagegen froh bist, eine Ausnahme zu erkennen, bist du kein Läufer.
Wenn ich mein Leben um meine stille Zeit herum plane, ist es anders, als wenn ich in meinem Tagesablauf nach einer Zeit dafür suche.
Ich bin und will sein: zuerst ein betender Mensch in der Nähe Gottes. Alles andere kommt danach.
Inverses Beispiel:
Im Umgang mit Nahrung bin ich noch vom Gebot abhängig. Ich wandle nicht in Freiheit. Also zähle ich mein Essen, damit die Ordnung mir meine Distanz zeigt. Das Zählen ist nicht die Lösung, wie Gebote nicht die Lösung sind. Dennoch ist es nützlich, ja nötig, wenn ich zwar schon weiß, wo ich hinwill, aber dort noch nicht bin.
Ich will in Freiheit als einer leben, der seinen Leib als Tempel des Heiligen Geistes lebt und pflegt. Ich will fasten, wenn es dran ist – nicht als Leistung, sondern als Ausdruck meiner himmlischen Heimat.
Dann werde ich frei sein vom Zählen.
Für Söhne Gottes ist die Heiligung Lebensvollzug – keine geforderte Pflicht.
Dann ist die Welt fremd, ich werde der Welt ein Fremder.
Daran erkenne ich meine Staatsbürgerschaft.