Einander aufsuchen

Di 15.08.2023 Maria Himmelfahrt

Lk 1:39-56 Maria besucht Elisabeth. Lobgesang der Frauen.

Heute eine Betrachtung.

Menschen, die schon eine Weile Christen sind, erlebe ich des Öfteren zurückhaltend, abwartend, wenig aufgeschlossen für einen Aufbruch. Oft sind bittere Erfahrungen der Hintergrund, Ernüchterung und auch Scheitern früherer Aufbrüche.

Können wir zurück zur ersten Liebe?

Ich erinnere mich sehr an meinen eigenen Eifer der ersten Monate und Jahre 1. Und die vielen Ernüchterungen und Enttäuschungen, die darauf folgten.

Maria ist in dieser Geschichte jung.

Aber Maria verbindet ihre ganz neue Geschichte mit der merkwürdigen späten Fruchtbarkeit ihrer Verwandten Elisabeth.

An Zacharias ist die ganze, traurige Ernüchterung eines langen Lebens ohne Frucht sichtbar. Er ist Priester des Höchsten – aber hat nicht die Frucht erlebt, die er sich sein Leben lang gewünscht hat.

Ich nehme es als Symbol für alle, die einmal mehr wollten und nun ruhig geworden sind, ruhig, nüchtern und ohne weitere Erwartung eines Durchbruches.

Im Lobgesang Mariens gibt es den Satz: “Seine Barmherzigkeit für Geschlecht und Geschlecht“.

In jeder Generation erbarmt sich Gott neu, solange es Generationen gibt. Und Er verbindet diese Generationen.

Dass Elisabeth schwanger geworden ist, war eine Vorschattung auf die Erwartung Gottes für Maria. Denn Elisabeth trug den Wegbereiter ebendieses Kindes in sich, dessen Mutter sie nun besucht.

Der junge Glaube braucht den alten und der alte Glaube ist fruchtbar für den jungen.

Maria bricht auf, zu dieser alten Dame im Gebirge von Judäa.

Ein beachtlicher Aufbruch:

  • Sie bricht „in diesen Tagen“ auf. Also kaum, dass sie die Botschaft gehört hat. Offenbar war es wichtig und dringend, denn Schwangerschaften eilen. So hatte der Engel ihr genaue Kunde gegeben, auch über den Schwangeschaftsmonat!
  • Sie „steht auf“. Es wird extra gesagt. Der Anfang ist immer das Ende des Ruhens. Nämlich das aufstehen. Es ist keine große Tat, erfordert keine Kraft, sondern: Eine Entscheidung.
  • Sie geht. Vermutlich mit wenigen gepackten Sachen verläßt sie ihr Heim, den Ort der sicheren Geborgenheit, das Gewohnte, ihren Bräutigam und geht.
  • Sie geht bergan. Aus der Entscheidung und der Perspektive fließt ihr die Kraft zu. Für die Entscheidung brauche ich keine Kraft, sondern Vertrauen, Mut, Entschlossenheit. Aber auf dem aber Weg wird Mühe nötig sein – es ist kein Spaziergang.
  • Sie eilt. Keine buddhistische Gelassenheit, wie ich sie aus dem Zen kenne. Auch keine Hetzte oder Unruhe – sondern ein alles geben, ein nicht zögern.
    σπουδή‭ spoudé ‭Eile, Eifer.
    Dies Wort wird zum „gehen“ extra betonend hinzugefügt.
  • Sie begrüßt Elisabeth. Das Wort dort kann auch „jemand in seine Arme reißen“ heißen. Dieser unmittelbare Kontakt entzündet ein Wirken des Heiligen Geistes, zuerst in Johannes (er hüpft vor Freude), dann in Elisabeth (ihr prophetisches Wort) und schließlich in Maria (der ewige Lobgesang Marias. Dieser erfüllt bis heute die Welt und mein Herz).

Die Zeit damals war für fromme Juden von Schriftgelehrten und Pharisäer geprägt. Weltlich gesehen war es unter dem Joch der Römer.

Die „Kirche“ fürchtete den Zeitgeist („Sie werden uns Land und Leute nehmen“) und richtete ihr Denken und Wirken darauf aus.

Eine hoffnungslose Situation.

Und das epochale Ereignis des Auftretens des Messias hat letztlich an all dem nichts geändert.

Und doch hat es Welt und Universum geändert.

Es ist Zeit, dass sich die Glaubensschwangeren in ihren Häusern aufsuchen und begleiten. Jung und Alt, hier und da.

Die Welt taumelt in ihrem Wahn dahin – aber aus der Sicht Gottes ist das Eigentliche erst im Kommen.

  1. z. B. John Wimber Kongress in Frankfurt mit 6000 Teilnehmern. Zeichen und Wunder sind dort geschehen.

2 Kommentare zu „Einander aufsuchen

  1. Du sprichst die erste Liebe an. Das ist die Zeit der Verliebtheit, des alles glauben Wollens und des für alles möglich Haltens, ja des Berge Versetzens fähig seins:-)
    All das ist immer noch da. Aber die Liebe ist tiefer geworden und ruhiger. Sie muss nicht mehr die Wunder sehen, sie selbst ist das Wunder geworden. Und das Beste – ja, das kommt noch, da habe ich keine Zweifel.
    herzlich
    Brig

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