Gemeinschaft und Ökumene

Mi 16.08.2023 

Mt 18:15-20 Von der verbindlichen, verantwortlichen Gemeinschaft

Zwar bin ich in verschiedenen Gemeinschaften – aber nirgends erfahre ich tiefe Verbundenheit. Und selbst diese schwache Verbundenheit ist zumeist eine Verbundenheit untereinander – nicht eine Verbundenheit „zu dritt“, also miteinander und mit Gott.

Die überwältigende Freude meiner Zeit mit Gott, aus der auch diese Andachten kommen, legt mir nahe, dies vornehmlich zu leben. Jesus aber widerspricht mir – besonders in diesem Text.

In aller Gemeinschaft erlebe ich viel Schmerz. Schmerz der Konfessionalität, der Selbstsucht, der Individualität. Dort bin ich einsamer als anderswo.

Dann aber doch: In aller Unterschiedlichkeit sehe ich in dem Anderen plötzlich denselben Jesus Christus! Und diese Freude ist groß, sehr groß.

Die verbindliche Bezogenheit zu dritt (so taufe ich es) ist am schwersten.

Christliche, ja geistige Freundschaften sind vorhanden. Verbindliche Bezogenheit auch. Aber verbindliche, geistige Bezogenheit (also zu dritt) scheint mir in weiter Ferne. Gemeinsame Pilgerschaft.

Du sagst mir: Es ist in Summe besser, ein schwaches geistiges Erleben als Gemeinschaft zu vollziehen als ein starkes geistiges Erleben nur allein.

Noch besser ist es, dies zusammenzufügen.

Das Wurzeln in Dir (starkes Erleben der Nähe zu Dir in der Stille) hat nicht die Aufgabe, es mir gut gehen zu lassen – sondern es für Dein Volk fruchtbar zu machen.

Dein Weg lautet: Ich gebe dir (Andreas) die Verantwortung für ein geistiges Leben und werde die Frucht davon der Gemeinschaft geben. 

Das ist kein 1 zu 1 Geschäft, sondern es ist 1 zu n.

Niemand kann als Person in den Himmel kommen – das habe ich schon gelernt. Und dennoch forderst Du von der Person einzeln die Verantwortung. Ein Geheimnis. 

Ökumene

Ökumene ist das Aufsuchen des verletzten Bruders. Ob er in die volle Gemeinschaft kommt, ist Gottes Sache – meine ist es, bei Ihm zu sein in seiner Einsamkeit. Ich finde mich nicht damit ab, dass „Sehne und Gelenk“ 1 zerrissen und zerbrochen sind. In all dem bleibt der andere mir Bruder und Leib von meinem Leib. 

Im Tragen des Schmerzes ist Raum für Christus. Für Ihn – nicht für mich. Ich stelle das Gefäß bereit – und schaue mit Seinen Augen den Bruder an.

Wie gern fliehe ich auf den Berg der Einsamkeit mit Dir!

Du aber, Du sieht die Jünger im Sturm und ringst um sie – nicht um Deine eigene Glückseligkeit.

„Wie lange muss ich euch ertragen?“, dringt aus Deinem Mund. Ich vermute, es ist zumeist: Wie lange muss ich euch allein tragen? Wer will bei mir stehen im Tragen der Brüder? Wer trägt mein Joch mit mir?

Tief sitzt in mir das Erfolgsdenken und die Frage nach Belohnung. 

Du stiftest Frucht in dem Erkennen Deines Gestalt-Werdens im Anderen.

Dafür kann ich geistige Armut annehmen.

Gepriesen sei Christus, der mir den Bruder vorhält.

Praxis

Gestern schon: Den Bruder aufsuchen.

Aber auch hören WOLLEN, was an Gemeinschaft sein soll. 

Besuchen, einladen, Gruppen, pilgern, lernen & lehren, Liturgie feiern, gemeinsam um etwas bitten, Werke tun, voneinander wissen und miteinander stille sein (beten), Gott loben, danken und anbeten …

  1. Epheser, Kapitel 4, Vers 16:“Von ihm Christus wird der ganze Leib zusammengefügt und durch alle Gelenke, mit denen er verbunden ist, zusammengehalten, wenn jedes Teil das ihm zugewiesene Maß leistet. So wächst der Leib und baut sich auf in Liebe.“ 

Hinterlasse einen Kommentar