Fr 18.08.2023
Mt 19:3-12 Die Frage nach der Ehe
Will ich wirklich ewiges Leben?
Auch Gott fragt mich das – am Anfang der Ehe. Zeige mir deine „Ewigkeitswilligkeit“. Ich höre dein Versprechen – ist es vom Wesen des Himmels, der ein ewiger Ort ist?
Ehe ist der Inbegriff des Geheimnisses von Freiheit und Treue, also Bindung.
Und ich bleibe nicht zuerst meiner Frau treu, sondern mir. Dem Ich, das es seinerzeit versprochen hat.
In meiner Treue offenbare ich, ob ich vom Wesen her etwas Ewiges in mir habe, ob ich ewig sein will.
Wenn ich mein Ich von gestern heute verwerfe, wer bin ich dann heute? Der verworfene von Morgen.
Wer (was an mir) wird dann von einem anderen erkannt, einem anderen Menschen, oder Gott?
Der, der erkannt wird, ist ja niemand, den es morgen noch gibt.
Dann kann es auch keine Beziehung geben, denn es gibt nichts an mir, auf das die Beziehung aufbauen kann.
Erschütterung
Dabei geht es nicht um das tote Versprechen – sondern es wird immer neu gegeben. Und es wandelt seine äußere Form. Dieser Wandel erst vervollständigt das Versprechen für viele Bereiche und Situationen des Lebens.
Nassim Taleb spricht von Sterben und Chaos als Bedingung für Neues. Mir scheint, er übersieht, dass die „Antifragilität“ ein anderes (schwaches) Wort für das eigentlich Unveränderliche ist: den ordnenden Geist (der Logos).
Nicht die Unordnung wird gebraucht, sondern die Erschütterung. Das ist etwas anderes – sieht aber von außen ähnlich aus.
An der vergänglichen Welt kann ich kaum einen ewigen Gott erkennen. Was an der Welt ist denn Gottes würdig?
In allem ist ohne die Treue des Logos kein ewiger Wert.
Würde z. B. die DNA komplett zerstört, gäbe es auch keine Evolution. Es muss etwas Bleibendes geben. Dies ist Bedingung für einen Nutzen der Erschütterung.
Weniger die Ordnung, sondern das Ordnende ist ewig.
Leben scheint Wechsel zu sein. Aber ein Wechsel, der je bei null anfängt, ist kein Leben.
So auch in der Ehe. Sie offenbart das Ewige im Menschen anhand dieser beiden Aspekt. Ewige Zugehörigkeit im Wandel der Entfaltung.
Mehr als Entfaltung
Ich mag das Wort Entfaltung. Aber es gibt mehr: Frucht. Die Frucht ist das je Neue. Nicht das ganz neue, sondern das Wesensverwandte und doch Neue.
Fesseln der Ehe?
Manche Menschen fühlen sich in der Ehe am Leben gehindert. Sie erscheint ihnen wie eine Fessel.
Es gibt im Menschen einen Willen zur Lebendigkeit, zum Neuen.
Wie fügt sich das zusammen?
a) Liebe lernen. Gott selbst lässt sich in Seiner Treue zu uns in gewisser Weise an uns „fesseln“. Das Symbol dafür sind die Nägel durch Hände und Füße (Symbole des freien Aktes) Jesu. Offenbar bin ich es ihm wert – offenbar ist meine Frau es Ihm Wert. Also ist es möglich, in ihr solches zu erkennen – Gott tut es. So will ich es von Ihm lernen.
b) Es gibt Wachstum nach „unten“. Mit unten meine ich die Tiefe zu Gott hin. Das kann in jedem Fall geschehen, auch allein. Beschneidungen im Äußeren sind dafür sehr förderlich, wie jeder Rosenfreund weiß.
c) Das „Unmögliche“ ist die Bedingung für das Staunen. Eine lebendige Wurzel sprengt den Asphalt – wie viel mehr der lebendige Gott.
Wer liebt, verbindet die Kraft Gottes mit der Welt. Das Ergebnis ist „unmöglich“ – eben erstaunlich.
d) Lucie Christine beschreibt in ihrem geistlichen Tagebuch (übersetzt von dem großen Romano Guardini) ein Leben in der Ehe, mit vier Kindern. Ihre geistige Tiefe überwältigt mich als Leser. Ihre Fruchtbarkeit wirkt bis heute – wenn es auch ihre Familie kaum bemerkt hat.
Kaum etwas ist so angefochten wie dies. Gerade heute. Früher vielleicht mehr in der Erstarrung, heute in der Auflösung.
Ein kleiner Blick auf ein großes, ja ewiges Thema.