Glaube ist nicht – in mir

Sa 19.08.2023

Mt 19:13-15 Jesus segnet die Kinder

Zu meinen liebsten Geschenken gehört das kleine Büchlein von Heinrich Spaemann „Orientierung am Kinde“. Ich habe es oft gelesen, ja studiert, und oft verschenkt.

Heute darum ein anderes Licht dazu.

Die Familie einer meiner Töchter ist erneut in den Alpen gewandert. 22.200 m hoch und 22.440 m runter. Höhenmeter sagen mehr als die Wegstrecke. Die Bilder, die sie gemacht haben, waren für mich teils beunruhigend. Der jüngste ist im Juli gerade 5 Jahre alt geworden – die Wege waren „Alpenmäßig“ – puh.

Aber gerade der Jüngste hatte keine Angst. Weder vor steilen Wegen, teils mit Seil an der Wand, noch vor den Mühen selbst.

Er vertraute auf den Vater. Das kann man. Er ist einer, der alles sehr sorgfältig plant und vorbereitet (danke!).

Das Kind fürchtet nichts, es geht den Weg des Vaters.

Welch ein Bild für uns, für den Glauben.

Das ist der ältere Bruder (12)

Glaube ist weniger etwas, was ich in mir habe, sondern ein Ort, in dem ich bin, ein „wo“.

Glaube ist mein Ort in Dir, Vater.

Der Glaube konstruiert nicht Gott in mich hinein und macht ihn zu einem Bestandteil meiner selbst. „Sei Du meine Stärke, meine Kraft, Macht, Trost …“.

Sondern: „In Dir, in Deinem teils verborgenen Willen für mich, bin ich geborgen. Ja, dort entfaltet Gott Seine Macht in meinem Leben und Wirken.“

“‭16‭ ‭Ruth‭ antwortete‭‭: Rede‭‭ mir nicht ein, daß ich dich verlassen‭‭ sollte und von dir umkehren‭‭. Wo du hin gehst‭‭, da will ich auch hin gehen‭‭; wo du bleibst‭‭, da bleibe‭‭ ich auch. Dein Volk‭ ist mein Volk‭, und dein Gott‭ ist mein Gott‭.‭ ‭17‭ ‭Wo du stirbst‭‭, da sterbe‭‭ ich auch, da will ich auch begraben‭‭ werden. Der HERR‭ tue‭‭ mir dies‭‭ und das‭‭, der Tod‭ muß mich und dich scheiden‭‭.‭”

(Rut 1:16-17, Lut)

Und Ruth geht mit Naemi („meine Freude“), die zu Mara („Bitterkeit“) geworden ist. Und nach dunklem Tal wird sie Stammmutter des Erlösers sein.

Praktisch

Gestern hatte ich eine Reise zu tun, die ein wesentliches Risiko beruflicher Art bedeutete. Auf der Fahrt überlegte ich, wie ich beten soll.

Gern hätte ich um Erfolg gebeten – es geht um viel.

Aber ich kenne die Wege Gottes nicht – vielleicht ist es gut, zu scheitern. Vielleicht schafft es neue Räume, leere Räume.

Und so sehe ich: Die Ungewissheit ist der Ort des Glaubens. Nicht an einen bestimmten Ausgang, sondern an mein geborgen sein in Dir.

Vollmacht ist nicht eine Macht, die ich habe, sondern in der ich bin.

So bete ich immer weniger um etwas, WAS ich will, sondern darum, WER ich sein will.

Mir geschehe dies und das, wenn ich dadurch mehr der werde, der ich sein will: ein Freund Gottes.

Auf dem Rückweg (das Ergebnis ist weiter ungewiss, aber ich war, wer ich sein will) hörte ich weiter Nassim Talib. Er sprach von dem illusionären „Was-Wissen“ im Verhältnis zum „Wie-wissen“.

17 Kinder (vier eigene, 13 Enkelkinder) gehen an unseren Augen vorbei und wir sehen in jedem neu die kostbaren Phasen der Entwicklung.

Zwar muss aus dem vertrauenden Kind ein zweifelnder, vielleicht ein wenig rebellierender Jugendlicher werden. Aber das Ziel ist, genau dies selbst-sein wieder mit dem Urvertrauen zu verbinden. Jetzt in Freiheit, nicht mehr nur zum leiblichen Vater, sondern zum ewigen Vater.

In Ihm sein.

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