Wie geht denn lieben?

Fr 25.08.2023

Mt 22:34-40 Gott lieben mit Herz, Seele und Gemüt

Die Entfaltung der umfassenden Begriffe, die im Deutschen mit Herz, Seele und Gemüt benannt sind, braucht eine eigene Andacht.

Heute geht es mir darum: Um Gott zu lieben, muss ich Ihn erkennen. Und ich muss Lieben „tun“ können. Wenn Liebe etwas Zufallendes ist, könnte sie nicht mit einem Gebot verbunden werden – also ist es in meiner Hand zu lieben – und in meiner Verantwortung.

Woran erkenne ich Gott?

a) Am Da-sein. Meinem Eigenen, und von dem, in dem ich bin (meiner Umwelt, meinem Welterbe). Dass nicht nichts ist, ist genug Gottesbeweis.

b) An meinem Gefragt sein. Ich spüre, dass mein Verhalten nicht nur Bedingung zur Existenz ist, nicht nur Pflicht – sondern auch Würde. Es interessiert Gott, wie ich mein Leben lebe.

c) An meiner Teilhabe an der Schöpfung.
Ich pflege, gestalte, vermehre, … meinen Leib, meine Umwelt, Kinder, Gesellschaft, Heimat, Epoche …

All das gilt schon vor der Christus-Offenbarung. Denn diese Erörterung bei Matthäus geschah im Rahmen des ersten Bundes.

Wir denken in unserer Männerrunde über das „Warum“ nach, das uns Kraft gibt zur Heiligung.

Gestern haben Peter und ich über Identität nachgedacht.

Identität

Ich liebe nicht „jemanden“, ich liebe meinen Vater.

Denn: Du, Vater, bist mein Vater und willst es sein. Du nennst Dich „Vater“ und offenbarst in Christus, dass es Dir damit ernst ist.

Und ich „mache“ Ihn zum Vater. Weil es mich gibt, ist Er Vater. Ohne Sohn gibt es keinen Vater.

Als meine Frau unsere erste Tochter geboren hat, hat sie mich damit auch zum Vater gemacht. Und ich werde nicht vergessen, wie es mich verändert hat.

Was auch immer sie war (meine Tochter) sie war diejenige, die mir die Ehre der Vaterschaft geschenkt hat.

(Ebenso meine Frau!)

Ein Sohn macht seinen Vater glücklich. Immer schon.

Und mehr noch: Niemand hat mehr Einfluss auf das Glücklich-sein des Vaters als der Sohn (immer die Tochter mitgedacht!).

Je lieber ich Sohn bin, desto schöner für den Vater.

Je mehr ich mein Sohn-sein lebe, und überhaupt das Leben lebe, desto schöner für Ihn.

In meinen Brüdern und mir wird der Vater entfaltet, sichtbar.

Welchen Vater sehen die Engel an mir?!

Substanz

Die Substanz, also das Wesen einer Sache, wird immer bleiben, selbst wenn etwas ergänzt oder verformt wird.

Es gibt ein Erkennen von überwältigendem Frieden und tiefer Freude, wenn ich ganz in dem bin, was meiner Substanz entspricht. Ganz mit mir eins.

Und ich bin eben nicht nur Person, sondern auch Sohn!

Wenn ich zunächst an meinen irdischen Vater denke, weiß ich, dass er sich immer danach gesehnt hat, dass das Beste aus mir wird, was sein kann. Denn ich bin ja Bestandteil von ihm, Ausdruck seines Lebens.

Wenn ich z. B. das an Sorgfalt und Wahrhaftigkeit lebe, was er mir immer vorgelebt hat – wie sehr wird es ihn freuen und ehren.

„Sieh doch, mein Sohn!“

Alles kümmern und sorgen um mich selbst wird mich nie vollständig sein lassen. Ich werde meine Identität nicht allein in mir finden und bestätigen können.

Desto mehr ich den Vater verherrliche, desto mehr bin ich.

Denn ich bin aus Ihm und nicht ohne Ihn.

Sein wollen ist substanziell. Jeder Lebensvollzug hat damit zu tun. Und mein Sein ist Sohn-sein und zugleich Vater-sein.

Praktisch

Wenn mein Vater mit Freunden auf mein Haus schaut – was möchte ich dann, dass er ihnen zeigen kann?

Ein ordentliches Haus, voller wirklichem Leben, mit Freude des Da-seins und dankbarem Leben darin.

Wie kann ich meinen Vater ehren?

Auf jeden Fall, indem ich Seine anderen Kinder ehre.

Vielleicht kennen sie ihren Vater nicht und halten sich für Waisen.

Ich aber kennen deinen Vater, lieber Mensch.

Ich ehre nicht allein dich, sondern den Sohn meines Vaters, den ich in dir erkenne.

Ich bin hier, um dir von der Herrlichkeit der Sohnschaft zu erzählen und dich als Sohn, als Tochter zu würdigen, wie du es selber nicht verstehst.

2 Kommentare zu „Wie geht denn lieben?

  1. Diese Haltung der Ehre und der Anerkennung ist uns abhanden gekommen.

    Gerade gestern wurde mir ein Zettel in die Hand gedrückt, wo drauf steht, dass ich ein Sünder bin und verloren, es sei denn ich bereue und bekehre mich.

    Like

  2. Diese Art von „Evangelisation“ scheint mir besonders deshalb schwierig, weil sie oft mit Ernsthaftigkeit und Eifer verbunden ist – was ich schätze.
    Wie kann es gelingen, das Gute daran zu bewahren und das Mißbräuchliche zu vermeiden?
    Ich arbeite an einem Text zum Thema geistiger Missbrauch, indem ich suche, das Gute zu bewahren und nicht „das Kind mit dem Bade“ auszuschütten.
    Das Gegenteil von Missbrauch ist rechter Gebrauch – nicht Vermeidung.

    Danke für Deinen Kommentar.
    Herzlicher Gruss

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar