Bild zum Guten, Bild zum Bösen

Mi 30.08.2023

Mt 23:27-30 Über die heuchlerischen Pharisäer

Warum wird jemand Pharisäer?

Warum wird jemand Lehrer, Professor – Theologe, Pastor.

Besonders der Theologe ergänzt zu sich selbst eine weitere Autorität und damit auch Macht. Eine Hülle um sich selbst.

Und in diesem Fall ein erhabener, ja maßlosen Mantel der Autorität.

Nur ein Fitzelchen von dieser Macht reicht schon.

Ob ich nun ein Mann Gottes bin, ist damit noch nicht gesagt. Und ich, als frommer Mensch, spüre meinen Mangel, wie ich am Montag gesagt habe.

So sehne ich mich nach Bestätigung von außen.

Entweder direkt, durch beiläufiges Erwähnen wunderbarer Geschichten – oder indirekt, durch Bekenntnis meiner Schwäche – in der Hoffnung auf Widerspruch von anderen.

Es geht also darum, nicht nackt dazustehen. Das Kleid eines Anderen verbirgt mir meine Scham, am besten das Kleid Gottes.

Warum diese Schärfe

Ich nehme den Begriff „Fromme“ dort, wo Pharisäer steht – so ist es richtig.

Nicht jeder Fromme ist so – aber auch nicht jeder Pharisäer war so.

Warum die scharfe Kritik an den Frommen?

a) Vorbild

Weil sie eine Wirkung haben auf andere. Weil ich als Frommer ein Vorbild in meiner Familie bin. Was auch immer ich tue – Menschen werde mehr von meinem Wesen beeindruckt als von allen Worten und Taten.

b) Wen mache ich zum Vater?

Jesus betont, dass ich mit meinem Heucheln den zu meinem Vater erkläre, der der Vater der Lüge ist.

Ich ehre die Schlange, die das Mistrauen zu Gott, zum eigentlichen Vater, gesät hat.

Und ich schlage meinem eigentlichen Vater damit ins Gesicht.

Erkennbar an Jesus. Der Schlag des Dieners vor dem Hohen Gericht in das Antlitz Jesu ist meine Tat. Denn der Diener will dem Hohen Gericht gefallen.

Wem will ich gefallen?

Menschen? Mir?

Ich erlebe in der Seelsorge oft, dass Menschen sich vom Verhalten ihrer Eltern distanzieren. Habe sie als Kind Erziehungsfehler erdulden müssen, wollen sie es besser machen und handeln anders.

Aber es gelingt kaum (nie?), dass ein Kind nicht dennoch vom Vorbild des Wesens des Vaters oder der Mutter geprägt bleibt.

Man will ein anderer sein – aber es gelingt nicht.

Vorbild erzieht substanziell. Wir „erben“ unsere Eltern. Vielleicht ist die „Epigenetik“ daran beteiligt.

Menschen sind einander Fluch und Segen.

In unserem Versuch, ganz selbstbestimmt zu sein, liegt vielleicht genau dieser Schmerz. Ich bin immer Opfer und ich bin immer Täter – nicht nur an mir, sondern auch an anderen. Niemand lebt sich selbst allein.

Ich kann mich selbst nicht erlösen. Auch nicht durch Fromm sein. Aber ich kann in dem Augenblick wählen, in dem der Geist Gottes mir kurz den Schleier des Selbstschutzes wegzieht.

„Willst du, wie ich, schwach sein?“ Es ist ein Paradox: Die innere Klarheit des Sohn-seins anzunehmen. Entschlossene Entschlossenheit.

Schwach sein heißt bei Jesus nicht, eine Pflaume zu sein. Es heißt, sich in die Hand des Vaters zu geben. Und in die Hand von Menschen.

Alle Entschlossenheit nicht aufs eigene Überleben zu richten, sondern auf den Vater.

Ich lasse meine Kraft nicht los – ich stecke sie nur in den Gehorsam, statt in meine eigene Sicherheit. Es geht nicht um viel oder wenig, sondern um die Richtung.

Wir brauchen mehr als das Wort

Wir brauchen, dass das Wort Fleisch wird.

Und so ist es: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (Joh 1:14).

Mitten auf dem Weg ist die Zeit um…

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