Dir wird nach deinen Werken vergolten

So 03.09.2023

Mt 16:21-27 Jesus weist Petrus zurecht. Vom Sterben.

In manchem evangelischen Raum würde meine Überschrift mir Bekehrungsversuche einbringen. Man würde mir erklären, dass ein Christ allein aus Glauben lebt – Luther hätte das gesagt, und Paulus natürlich.

Und besonders im Brief an die Galater klingt es auch ganz danach.

Aber meine Überschrift ist ein Satz Jesu, ich zitiere Gott.

Petrus sagt zu Jesus: „Schone dich selbst“ und „Das widerfahre dir nur nicht“.

Er empfiehlt Ihm dringend eine bisschen Selbstfürsorge, Selbstliebe.

Ich stelle es mir vor: Petrus steht vor Jesus und spricht zu Ihm. Jesus dreht sich plötzlich um und spricht in die andere Richtung.

Er schaut den nicht mehr an, den er nun „Satan“ nennt. Den, der soeben in Ihm des Messias erkannt hat.

Und Er behandelt Petrus als einen Dämon, den er austreibt, und davonjagt.

Er sagt: Du stellst mir eine Falle (σκάνδαλον‭ skánd-alon ‭Falle). Indem du mir sagst, ich solle menschlich handeln.

Da ist plötzlich kein freundlicher Blick mehr. Kein verständnisvolles: „Du meinst es ja gut, Petrus, aber …“. Kein Erbarmen, keine Geduld, keine Diplomatie, keine Seelsorge.

Sich um sich selbst zu sorgen, sich zu schonen ist für einen Christen ein Skandal. Ein Skandal im schlimmsten Sinn des Wortes.

Denn es ist nicht nur geistiger Selbstmord – schlimmer. Es spottet dem eigentlichen Vater und stimmt Satan zu, der sagt: Tu dir doch selbst etwas Gutes.

Wenn es das Reich Gottes nicht gäbe, wäre es vollkommen töricht, Petri Sorge so zurückzuweisen. Der natürliche Mensch liebt sich selbst.

Wer mir erzählt, er müsse sich erst einmal selbst lieben, der ist ein natürlicher Mensch. Allerdings ist dies oft eine gewisse innere Dissonanz: Jemand in mir findet, ich sei nicht genug geliebt. Ich sage es ja zu mir selbst – und dieses „Ich“ liebt sich offenbar und findet, das „selbst“ sollte das auch mehr tun.

Das Reich Gottes erreiche ich nur durch jene enge Pforte hindurch, es ist ein Durchschreiten des Todes. Ein Wechsel in eine andere Welt.

Himmlischer Steinbruch

Was nicht möglich ist, ist einzelne Elemente aus dem Reich Gottes zu nehmen, und in seine eigene, weltliche Welt einzubauen.

Z. B. die Hoffnung auf Vergebung, das ewige Leben, Freundschaft mit einem inneren Dialogpartner.

Zu solchen sagt Jesus: „Ich kenne dich nicht“.

Der weltliche Abglanz der Ordnung des Reiches Gottes ist das Gesetz. Das Gesetz innerhalb der Welt zu erfüllen, wäre „Werkgerechtigkeit“. Also etwas aus dem Reich Gottes als menschliches Werk zu tun (V23).

Zwar tut das Gesetz Gutes – aber es erlöst nicht. Vielleicht führt es vor die Tür – aber nicht hindurch.

Werke des Himmels

Werke der Welt und Werke des Himmels sind in der Praxis zumeist vermischt – und ich kann sie nicht klar und sauber trennen.

Es ist aber meine Lebensaufgabe, daran zu arbeiten.

Die Gnade Jesu bringt das neue Leben in mir zur Welt, wie meine Mutter mich ins Leben gebracht hat.

Dann hilft der Geist uns in unserer Schwachheit (während unserer Schwachheit). Z. B. um laufen zu lernen.

Und die Kirche soll meine Kinderstube sein (wenn sie das doch wäre).

Eines Tages werde ich geistig erwachsen – und kann unterscheiden, ob es die Stimme der Welt ist (also Satan) oder die des Geistes Gottes. Auch in Petrus war beides – er hatte ja soeben Christus bezeugt.

Jede selbstlose Tat wird ihren Lohn finden. Dazu brauche ich Christus nicht zu kennen. In jedem Menschen ist etwas vom Wesen des Schöpfers und die Gültigkeit der Erlösung Christi.

Aber nur der Christ weiß „erwachsen“ zu werden. Er hat Jesus vor Augen und verseht, wozu ihn der Geist antreibt.

So kann er reifen zum vollen Menschen – wie Paulus es sagt.

Meine Frau hat bei unserer Hochzeit ihren Nachnamen aufgegeben und meinen Nachnamen angenommen.

Wir sind ein Mensch geworden – sie verzichtet auf „das vorherige“.

Es ist ein schönes Symbol dafür, worum es für mich als Teil der Braut Christi geht: Mein ganzes altes Leben, mein Weltleben, so „zu vergessen“, dass ich nicht einmal mehr weiß, wie ich hieß.

Nennt mich fürderhin einfach „Christ“, denn nichts anderes soll mir bleiben als das Leben Christi.

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