Verleiblichen

Di 12.09.2023

Lk 6:12-19 Jesus betet die Nacht durch und beruft die Jünger

Zum Beten gibt es einen Text vom 28.10.2022.

Keine Zeit zum Beten

„Die Nacht hindurch“. Dies wird im Originaltext doppelt gesagt – also sehr betont.

Diese Nacht ist eine Wende.

Aus der rückwärtigen Perspektive scheint es einfach – aber mir scheint, es ist nicht einfach.

Aus dieser Nacht geht Jesus nicht mehr allen hervor. Er „gebiert“ 12 Jünger. Nicht mehr „allein Jesus“ sondern aus der Nähe zum Vater wird die Verleiblichung des geistigen Vaters vermehrt.

Der Überschuss des Himmels wirk in der Welt. Sichtbar an der Aussonderung der Jünger. Mit der Benennung „Apostel“ ist eine Schöpfung geschehen, wie jede Benennung Jesu ein in die Wirklichkeit bringen ist.

Die „Gesandten“ werden gesendet, und zwar zu Empfängern.

Es sind nicht alle irgendwie gleich. Auch nicht die, zu denen Jesus predigt und die Er heilt.

Leiblich

Ein vollkommener Geist kommuniziert mit einem vollkommenen Geist, ohne dass Zeit vergeht.

Die „ganze Nacht hindurch“ ist eher so etwas wie eine Geburt. Eine Schwangere braucht Zeit. Die Welt ist zeitlich und es ist ein Merkmal ihrer Leiblichkeit.

Vielleicht ist „die ganze Nacht“ weniger ein Ausdruck von Dauer, sondern von Ausschöpfen. Ein Annehmen aller Nacht der Menschen.

In dieser Nacht werden irdische Menschen bereitet, zugleich himmlische Menschen zu werden.

In gewisser Weise wie der Atem, den Gott dem Menschen gab, als Er ihn aus Lehm schuf.

Die Welt fasst den Geist nicht und redet wie ein Blinder, wenn sie es versucht. Denn der Geist ist die Quelle, das Umfassende, das Inspirierende.

Im Menschen schlummert der Geist und ist Knecht des „Fleisches“ (der Welt).

Erst die freie Berührung mit dem Vater selbst (der geistige Kuss) erweckt den Geist im Menschen zu wirklichem Leben. Ein Mann weiß erst, was es heißt, Mann zu sein, wenn er einer Frau nahekommt.

Jesus ist aus Gott vor aller Zeit.

Aber was Er vor uns (für uns) ist, ist das Gegenübersein Gottes.

Also unsere eigentliche Gottesähnlichkeit.

Wir sind „zwei Naturen“. Ähnlich Ihm – wenn auch entstanden und nicht immer gewesen (wie Er).

Dreckiger, staubiger Lehm (1. Mo 2:7) und Geist Gottes in einem.

Mir scheint, in gewisser Weise weicht diese Nacht der Seraphim vom Eingang des Paradieses.

Menschen werden in den inneren Bereich Gottes hineingenommen – zwölf Menschen zunächst.

Zeitlichkeit

Die Zeit ist Gnade. Sie dehnt den Raum zwischen Verworfenheit und Annahme.

Jesus und die Jünger kommen vom Berg, aus der Nähe des Himmels, in die Gottesferne der Welt. Ins flache Tal, wie es ausdrücklich heißt.

Dort strahlt Jesus wie Mose, als er vom Horeb kam. Allerdings ist es Segen und Heilung, die von Ihm ausgehen.

Hinein in die Vorläufigkeit, die Zeitlichkeit der Welt.

Denn Gott ist gut und Gott ist nahe. Jedem Menschen, der sich nicht selbst zum Gotteslehrer macht.

Alle sind plötzlich ein Volk. Israel und die Heiden. Alle sehen einen Glanz des Himmels, selbst in der Berührung.

Vor-blick

Im Anschluss an den Text heute kommen Worte ähnlich den Seligpreisungen aus Matthäus 5. An Seine Jünger!

Selig seid ihr, weil ihr nun meine Jünger seid und somit zu meinem Wesen umgestaltet werdet. Zu Armen und Hungernden, zu Weinenden und Verfolgten.

In dem werdet ihr Freude finden.

Denn Gott ist gut, Gott ist nahe und Gott will den ganzen Menschen.

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