Rauschender Erfolg

Mi 13.09.2023

Lk 6:20-26 Seligpreisungen bei Lukas

Jesus hat die ganze Nacht gebetet.

Dann hat Er die 12 Jünger berufen.

Wunderbar. Die Frucht ist da, der Aufbruch beginnt, das Reich wächst.

Und ja, das Volk ist auch ganz dabei. Alle wollen Ihn berühren. Von Ihm geht eine Kraft aus, die alle heilt.

Man könnte sagen: Alles ist gut, hier lass uns bleiben und eine Hütte bauen, analog der Worte von Petrus auf dem Berg der Verklärung.

So ist der Stand vor dem Text von heute.

Aber Jesus schaut Seinen Jüngern in die Augen.

Und es kommt kein: „Wer mein Jünger ist wie ihr, wird solchen Erfolg ernten. Jetzt geht es los und es wird noch besser“.

Sondern: „Selig seid ihr Armen, denn das Reich Gottes ist euer.“

Bis hier klingt es noch einigermaßen gut. Dann aber: „Selig seid ihr, wenn ihr hungert; denn ihr sollt satt werden“.

Wovon redet Jesus? Gerade jetzt, mitten in all dem Erfolg?

Und es wird immer merkwürdiger.

Da ist vom Weinen die Rede.

Davon, dass die Jünger gehasst werden. Ausgesondert, beschimpft, verworfen, als böse Menschen bezeichnet.

Und das alles nennt Jesus nicht problematische Zwischenstation, die bald vorbeigeht. Sondern er nennt die Jünger selig, denen solches widerfährt.

Der Weg mit Jesus ist kein Weg in eine immer bessere Welt. Im Gegenteil. Für die Jünger ist es in gewisser Weise ein Weg in eine immer schmerzhaftere Welt. Eine Welt der Armut, des Hungers, der Aussonderung.

Sind sie dazu Jünger geworden?

Warum will ich denn Jesus folgen?

Um besser zu leben? Glückselig zu leben?

Vor dem besser oder schlechter leben steht das richtig oder falsch leben.

Denn ich kenne das „besser“ nicht – das muss ich mir von Dir sagen lassen.

Ich weiß nicht, was gut und böse ist.

Ich wende mich ab vom Baum der Erkenntnis.

Ich glaube nicht länger, dass ich nur gut und böse erkennen muss, um ein guter Mensch zu sein, um glückselig zu sein.

Ich sage der Schlange ab.

Sondern ich folge Jesus und nicht mir. Denn mir folgen heißt in Wahrheit der Schlange folgen.

Die Menschen jubeln Jesus zu, solange Er ihnen Heil in ihre Welt bringt. Und das ist zumeist Heilung und Gesundheit.

Mit scheint, dies ist eine Grundentscheidung.

Will ich ein guter Mensch werden, einer, den andere „gesegnet“ nennen? Was zumeist heißt: Weltlich erfolgreich, sei es in Familie oder Beruf.

Oder will ich ein vertrauender Mensch werden, der dem vertraut, der ihn ins Sein rief und ihn in Seinem Sohn zur Freundschaft, zu Sohnschaft berufen hat.

Beispiel:

Gestern gab es eine Reihe von ganz kleinen negativen Nachrichten für mich. Nicht schlimmes – aber irgendwann spürte ich, wie meine Stimmung kippte.

Zu Recht?

Ganz und garnicht.

Denn wenn auch aller Segen von Gott kommt, so geschieht es schnell, dass zwischen mir und Ihm ein großes Paket mit der Aufschrift „Segen“ steht.

Schließlich ist es eine positive „Zumutung“ Gottes, mit Ihm arm zu sein, mit Ihm zu weinen, mit Ihm ausgesondert zu sein, beschimpft zu werden.

Nicht um es zu bleiben – sondern um eine andere Seligkeit zu empfangen als der „Genuss sofort“.

Eine heilige, köstliche Frucht der Geduld und des Vertrauens.

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