Der Himmel

Mo 18.09.2023

Lk 7:1-10 Der Hauptmann und sein kranker Knecht.

Mir scheint, viele Menschen haben ein zu romantisches Bild vom Himmel. Eigentlich sage ich lieber „Reich Gottes“. Und darin wird schon deutlich – es ist kein Paradies oder Traumland. Es ist ein Reich.

Und weder kann es hier auf Erden vollständig oder hinreichend beschrieben werden, noch reicht irgendein Gleichnis oder eine Geschichte.

Aber es gibt feine Lichtstrahlen, kleine Blicke in diese Welt.

Der Hauptmann ist nicht auf sich selbst fixiert. Zunächst geht es ihm um das Volk Gottes, die Juden. So beschreiben ihn die Ältesten.

Und darum und darüber hinaus ist er ein Mann mit Freunden. Nicht nur die Ältesten, auch als Zweites sendet er Freunde.

Dann geht es ihm um den kranken Knecht (Sklaven). Er durchbricht die von ihm erkannte hierarchische Ordnung und bittet den Herren des Himmels um Heilung – für seinen Sklaven.

Über aller Ordnung steht immer die Fürsorge, die Liebe, das Heil, das Erbarmen.

Als Drittes denkt er, noch weit vor sich selbst, an den Herren selbst. An dessen Würde und Autorität. Nicht „wenn Du etwa kannst“, wie der Vater von dem besessenen Sohn sagt (den die Jünger nicht heilen können).

Sondern: Ich sehe Dich, Herr. Ich sehe Dich in Deiner Ordnung und Herrlichkeit, in Deiner Würde und Majestät.

Ich bitte nur um ein Wort, ein Wort in Deiner Ordnung.

Seine Interessen sind offenbar garnicht auf sich selbst gerichtet. Sein Geld gibt er für die Synagoge des Volkes, das doch ein unterworfenes Volk ist. Sein Sinnen ist auf Freundschaft, auf Fürsorge, auf Heil.

Er ordnete und befiehlt genauso wie er gehorcht und dient.

In all dem weiß er – so ist es recht. Und darum muss und ist das Reich Gottes ebenso.

Der Himmel ist nicht durch und durch anders als die Welt.

Der Himmel ist ähnlich der Welt, sobald die Welt in der eigentlichen Ordnung ist.

Unter der rechten Herrschaft. Durchdrungen von Liebe, Fürsorge und Ordnung.

Dennoch ist der Himmel nicht die Welt.

Denn die Ordnung kommt aus dem Himmel – nicht andersherum.

Die Welt ist eine Krankenstation. Und der Hauptmann weiß, das Heil kommt von den Juden, das Heil kommt von Jesus – nicht von den Römern dieser Welt.

Auch die geordnete Welt hat das Heil nicht in sich.

Maria

Ich möchte nicht versäumen, hinzuzufügen, was ich von Maria lerne.

Maria führt nicht durch Befehle – sie führt durch Blicke.

Sie fügt hinzu: die Wärme der Mutter.

Ich habe gestern ein berührendes Beispiel von einem Mann des Leidens und der Schmerzen gehört.

Sehr viel konnte er tragen, weil er in der Annahme lebte. Sein Wille rebellierte nicht. Das ist das, was Katharina von Siena sagt: Das Leid kommt aus der Rebellion des Willens.

Dann aber erlebte er in einem sehr schweren Moment die berührenden Hände einer Frau (es war wohl eine Ärztin), die seinen Kopf sanft in ihre Hände nahm.

Es ist eine ganz andere Kategorie. Ich nenne sie heute: die marianische Kategorie.

Es ist mehr als „gut“. Es ist schön, warm, sanft, nahe, freundlich, erfreuend, zart, geborgen.

In dem Reich Gottes scheint es mir das Wollen vor dem Sollen zu repräsentieren. Das „Gerne“, dass von seiner Position der Vollendung zu einer Position der Vorfreude wandert (aus meiner Reihenfolge: Gleich, ganz, gern).

„Sie habe keinen Wein mehr“ – ist solch ein Wort Marias. Nicht allein das Abwenden einer Not – sondern Freude und Festlichkeit. Überfluss – nicht allein Ausgleich des Mangels.

Das Reich Gottes ist zum einen:

„Gut gemacht“.

Dann: „du treuer Knecht“. Das ist schon mehr. Es ist der Ausdruck der Verwandtschaft mit denen im Himmel. Ein Sein, nicht nur ein Tun.

Und nun auch: „Geh ein zur Freude deines Herren“.

Der Überfluss. Die Freude.

Und kann es denn eine größere Freude geben, als die Freude, die ich meinem Herrn machen kann!

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