Erbarmen anderer Art

Do 21.09.2023 Fest des Hl. Matthäus

Mt 9:9-13 Berufung des Matthäus

Die Andacht heute ist verknüpft mit der Andacht „Vergebung“ vom 17.09.2023

Vergebung.

Der Hl. Johannes Chrysostomos weist darauf hin, dass Matthäus berufen wurde, als er bereit dazu war. Und das war besonders, nachdem er gesehen hat, dass Jesus Sünden vergeben kann. Das war gerade vorher sehr deutlich geschehen, als dem Mann auf der Bahre zunächst die Sünden vergeben wurden. Erst im Anschluss wurde er geheilt.

Inwiefern war Matthäus ein Sünder?

Er war es zumeist in den Augen patriotischer Juden, ein Kollaborateur. Einer, der mit der Besatzungsmacht zusammen arbeitete.

Ich sehe Matthäus hauptsächlich als klugen, tatkräftigen Mann. Er konnte, was er tat. Er war erfolgreich in seinem Job.

Offenbar hatte er viele Freunde und wußte auch zu feiern. Vermutlich war er also bei vielen beliebt.

Ob er sich selbst als Sünder sah?

Zoll der Pharisäer

Jesus sagt zu den Pharisäern, dass es nicht um Opfer geht.

Opfer sind eine Art Zoll zum Reich Gottes. Die Pharisäer waren wohl in ihrem Herzen auch Zöllner.

Erbarmen

Erbarmen hat verschiedene Ausprägungen.

Zuerst scheint es ein Mitleiden mit dem anderen zu sein.

Ein hinabsteigen in die Welt des Gefallenen.

Ein Aufsuchen im Dreck.

Ich sehe noch etwas anderes.

Etwas nicht herablassendes.

Etwas Respektvolles.

Jesus sieht Matthäus in dem, was ihn eigentlich ausmacht.

Einen Mann von Weltgeschichte. Einen sehr klugen, weisen und großen Mann. Jemand, der ein Heiliger sein soll.

Jemanden, dem man vermutlich seine Begabungen bisher geneidet hat. Den man nur als Sünder gesehen hat, der einfach nicht zu den hochstehen Frommen der Zeit passt.

Matthäus ist ein Heiliger. Keiner seiner Richter auf dem Fest war oder wurde ein Heiliger. Jesus sieht die Größe des Matthäus. Sein Erbarmen verpflanzt dieses zukünftigen Heiligen in die richtige Erde. Er gibt ihm das neue Ziel, die neue, große Aufgabe im Reich Jesu.

Sünde

Sünde ist nicht: groß sein, erfolgreich sein, vorkommen, beachtet werden.

All das ist nur dann Sünde, wenn es das falsche Ziel im Auge hat: die Selbstsorge.

Sünde ist Zielverfehlung.

Demut ist nicht ständiges Kriechen und sich selbst zurückhalten.

Matthäus feiert ein Fest.

Doch nicht, weil er nun seinen Job als sündiger Zöllner los ist (also arbeitslos ist). Weil er ab jetzt klein ist, arm und ungesehen.

Sondern weil er nun alles in richtiger Weise, für den Richtigen tun kann.

Weil alles, was er hat und kann, gebraucht wird.

Er kann z. B. gewissenhaft dokumentieren.

Und so schreibt er das herrliche Evangelium.

In diesem wird all sein Wissen um das Heilige Volk Israel offenbar.

Er wird die Geschichte Israels besser darlegen, weil er sie besser versteht, als alle Schriftgelehrten.

Das Erbarmen erkennt den Anderen in seinem Lauf zum verkehrten Ziel. Der Erbarmende steht nicht über dem, dem er sich erbarmt.

Sondern er erkennt die kostbare Perle des anderen im Dreck des Lebensackers.

Die Träne ist eine Träne über die Verschwendung dieser Kostbarkeit für Vergängliches, Vorläufiges, letztlich Leereres.

Falsches Erbarmen

Falsches Erbarmen fühlt sich selbst besser als „den da“. Es belässt den anderen in seinem Zustand der Erbarmungswürdigkeit.

Es sieht sich selbst als Vorbild und den anderen als Mängelwesen.

Er sagt „na gut, ich helfe dir“.

Dabei ist es mein eigener größter Schatz diesen Schatz im Acker ausgraben zu dürfen und zu sehen, wie jener mir Lehrer und Vorbild wird.

Wenn ich in dem, dem ich mich erbarme, nicht meinen Lehrer suche, den, der meinen Respekt verdient und der mir Würde geschenkt hat – dann irre ich mich sehr.

Die Ehre des Kaufmanns ist es, die Perle zu entdecken.

Vielleicht wird jener Sünder vor Christus für mich zeugen.

Wird sagen: Dies ist der Mann, der meine Würde erkannt und mir aufgeholfen hat zu sein, wer ich eigentlich bin.

Geh ein, zur Freude deines Herrn.

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