Sieben Dämonen

Fr 22.09.2023

Lk 8:1-3 Maria von Magdala begleitet Jesus

Als eine der Begleiterinnen Jesu wird Maria von Magdala genannt, mit der Bemerkung, dass von ihr sieben „Gottheiten“ ausgefahren waren (‭δαίμων‭ daímon ‭Dämon‭;‭ göttliches Wesen).

Die Begriffe, die in dem Text stehen, erzwingen nicht die Vorstellung von physischen Dämonen.

Das „gesund machen“ ist: ‭θεραπεύω‭ therapeúo ‭dienen‭.

Die bösen Geister sind ein Mühsal machender Geist (Hauch, pneûma).

Die Krankheit ist ‭ἀσθένεια‭ asthéneia ‭Schwäche.

Ich begegne vielen Menschen, die so stark belastet sind, dass ihr Geist ganz mühsam ist, sie schwach (depressiv) sind oder (und) unüberwindbare Ängste sie „besetzen“. Ja, insgesamt sind sie kaum Herr ihrer selbst, sie tun den ganzen Tag, was von außen „verrückt“ aussieht.

Diese Dinge sind in gewisser Weise in den Zellen des physischen Körpers repräsentiert (früher dachte man, es wäre nur das Gehirn).

Kann nun ein Wort, also etwas Geistiges, entscheidenden Einfluss auf solch eine Wolke von Zellen, zumeist Nervenzellen, haben?

Lukas, der Autor des Textes, war Arzt. Offenbar ist für ihn der Unterschied der Heilungen Jesu gegenüber seiner Kunst so groß, dass er es als wunderhaftes Phänomen beschreibt.

Auch heute sehe ich: Jahrelange Psychotherapie hilft den Menschen zumeist fast garnichts. Was die Symptome reduziert oder beseitigt, sind zumeist Psychopharmaka.

Man stellt die Menschen auf ein medikamentöses Level ein und moduliert dann darauf aufbauend ein wenig weiter.

Oder (und) es werden neue Verhaltensweisen darüber gestülpt. Techniken, die fast wie neue Dämonen (in obigem Sinn), die alten ein wenig kompensieren oder modulieren.

Das jemand in kurzer Zeit ganz befreit wird, kenne ich nicht. Ich vermute, dass es in der Trauma-therapie, bei klar umrissenen Traumata, noch am ehesten passiert.

Was war bei Jesus anders?

Was ist mit Dir, Herr Jesus, anders?

Warum hat Dein Wort solch eine Kraft, eine Bedeutung? Warum verändert es die physische Welt, wo es doch selbst kein Bestandteil der physischen Welt ist.

Mir scheint, diese Frage ruft in ein weites Feld, in einen großen Raum, in dem bei mir bisher noch viel Schatten und Dunkelheit ist.

Was ich auf jeden Fall will: Die Dunkelheit nicht mit Ersatztheorien und Autosuggestionen auffüllen.

Geistiges Reden

Ich sammle, was ich schemenhaft erkenne.

Ich kenne einen jungen Mann, der wenig redet. Wenn er redet, ist es (fast) kein Gerede. Es sind Worte, die Zuverlässigkeit ausdrücken.

Ich spüre die Kraft von Worten, die genau so gemeint sind, wie sie gesagt werden. Die den Redenden selbst binden – und so den Angesprochenen halten können.

Worte, die Ausdruck einer tiefen, fundierten Wirklichkeit sind.

Die nicht auf der Eisscholle einer schwankenden Meinung daherkommen.

Vielleicht schaffen sie weniger eine Wirklichkeit, als dass sie eine Wirklichkeit übertragen. Die Wirklichkeit, aus der der Sprechende kommt und deren Ausdruck er ist, dessen Ausdruck dieses gesagte Wort ist.

Allerdings scheint mir, in der ernsten Begegnung dieser Wahrheit mit dem je Anderen wird auch eine neue Wirklichkeit entfaltet – vielleicht sogar geboren. Denn Liebe ist überfließend.

Es sind Worte, die nicht die Krücke von Emotionalität brauchen. Die sich nichts leihen, nichts beteuern.

Worte, deren Ja ein Ja ist und kein „jaja“.

Ich spüre, solche Worte haben Macht.

Die Macht der Wahrheit. Wahrheit, die in der Wirklichkeit zu Hause ist.

Allein Jesus Christus ist Wahrheit, nichts als Wahrheit und alle Wahrheit.

In der Nähe zur Wahrheit bin ich nahe bei Ihm.

Und die gesagte Wahrheit wirkt in beide Richtungen. Denn sie verbindet sich mit dem Angesprochenen.

Worte, die zunächst den Angesprochen ganz an sich heranlassen.

Und zugleich bringen sie den Sprechenden ganz hinein.

Solche Worte kommen aus mehr Schweigen. Mehr Schweigen, als ich es bisher praktiziere. Zeit, meine Verantwortung zum Schweigen zu pflegen, um weniger und wahrhaftiger zu sprechen.

Der Bogenschütze atmet ruhig. Er zielt lange und lässt das Ziel in sich eindringen. Das Loslassen des Pfeils ist dann nur ein Hauch.

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