Sa 23.09.2023
Lk 8:4-15 Gleichnis von Saat und Boden
Es ist das oft bedachte Gleichnis vom Sämann und den unterschiedlichen Böden, die vielfach ohne Frucht bleiben.
Es ist gut, die anderen Andachten dazu zu hören, z. B. vom “blinden“ Sämann oder andere.
Viele Christen halten sich selbst für „ganz gut so weit“ und zählen mir gute Taten auf. Und sie sind wohl gut.
Was das „gut sein“ nicht tut, ist dann eben die Gnade. Gott wird schon gnädig sein, das hat der Luther und der Pastor auch gesagt.
Jesus sagt das nicht.
In diesem Gleichnis geht es nicht um die Gnade Gottes. Im Gegenteil: Es zeugt, dass Gottes Gnade da ist – es aber nicht ausrichtet. Gott sät – aber der Boden fruchtet nicht. Und da kommt keiner hinterher und räumt auf. Hebt das Saatkorn auf, gräbt um, pflanzt neu ein, schneidet die Dornen zurück.
Davon ist nicht die Rede – sondern es ist vom Gericht der Nicht-hörenden die Rede.
Zum Thema der Praxis verweise ich hier auf Johannes Chrysostomus, Wer Ohren hat, der höre!
Mir ist für heute deutlich geworden:
Die Saat ist nicht nur die, die ausgestreut wird.
Am Ende trägt die Ehre Frucht. Die Frucht ist ihrerseits Saat. Zwar dient sie auch der Ernährung, aber ein existenzieller Teil ist wiederum Saat.
Gott hat die Menschen so hochgehoben, dass das Heil des Menschen auch von der Fruchtbarkeit des je anderen abhängt.
Damit meine ich nicht nur die Evangelisation. Ich meine, dass der Mensch frei wird von seiner Selbstsucht hängt grundlegend davon ab, ob ein anderer ihm die Würde, den heiligen Respekt gibt, deren Mangel ihn so in die Selbstsucht getrieben hat.
Wir sind mehr als Beziehungswesen geschaffen denn als Personen. Und deshalb kommt auch Kraft und Freude aus der Bezogenheit.
Wenn ich mich bequem auf dem Sofa vorfinde und mich selbst so wenig wertschätze, dass ich das Kurzfristige dem Eigentlichen vorziehe, so rufe ich vielleicht „ich habe keine Kraft“.
Ich spüre aber: Wenn ich meine Würde erkenne, als den, der für diesen oder jenen anderen der ist, der seinem Leben die Saat gibt, wird es kaum Mangel an Kraft geben.
Ich muss diesem nur nahe sein, und sein Herz meinem Herzen bekannt machen.
Zwar ist die Gnade in der Saat. Und sie ist unerklärlich und wunderbar.
Sie reift in mir und ich weiß nicht wie.
Einen Acker umzugraben, schmälert das Wunder der Saat und des Wachstums nicht.
Die Liebe, die Gott zu mir hat, ist nicht die Liebe zu irgendetwas Unbegreiflichem an mir. Nicht „einfach so“, wie so oft behauptet wird.
Sondern Gott liebt in gewisser Weise sich selbst in mir. Er erkennt Seine eigene Würde in mir. Nämlich dann, wenn ich selbst in Freiheit liebe.
Und zwar wiederum nicht irgendetwas. Sondern die Würde des je anderen.
Und die liegt eben nicht auf dem Sofa – sondern im Anblicken der Würde meines Nächsten.
Gott ist ganz Akt. Und er liebt unsere Potenz nur insoweit, als sie zum Akt wird. Am Ende stirbt alle Potenz und nur der Akt (also der Vollzug) lebt bei und mit Gott. Nur Göttliches kann bei Gott sein.
Der Sämann liebt die Fruchtbarkeit des Ackers – nicht das da-sein des Ackers an sich.
Als Erinnerung: Der Acker bringt aus sich keine Frucht. Nur im Hören des Wortes kann Frucht entstehen. Es ist immer die Annahme, die Frucht bringt. Das Vollziehen des angesprochen seins.
Darum muss ich meine Ohren „anspitzen“.
Eine ganze Weile Stille ist eine der Bedingungen, dass das Getöse der Welt und meines Herzens so weit abklingt, dass ich die immer leise und sanfte Stimme Gottes höre.