Wie hörst du zu?

Mo 25.09.2023

Lk 8:16-18 Alles ist offenbar

Wir sind schon auf dem Leuchter

Wir Menschen belügen uns selbst und meinen, die anderen merken es nicht. Jesus aber sagt: Das Licht ist auf dem Leuchter – das geschieht von woanders her. Es wird und ist alles offenbar.

Als Seelsorger weiß ich, wie sehr Menschen andere erkennen, ohne es zu wissen.

Menschen wirken aufeinander – ohne Worte. Und ohne dass der Sender sein Motiv kennt, noch, dass der Empfänger bewusst weiß, dass er etwas vom anderen wahrnimmt. Er reagiert dann entweder innerlich oder auch äußerlich und versteht sich selbst nicht.

Es ist ein großes, überall wirksames Phänomen.

Ich sprach vor Kurzem über einen Mann, der viel schweigt und konzentriert redet.

Gerade in seinem Schweigen wirkt er auf andere Menschen – wohl mehr als in seinem Reden.

Das Schweigen redet wahrhaftiger als alle Worte.

Ich sage: Der Mensch steht auf dem Leuchter – mehr, als er meint, und mehr als die Umstehenden es meinen, werden die Menschen von dem Licht des anderen beeinflusst.

Dabei ist das Licht nicht automatisch erhellend.

Es kann – und ist zumeist – ein Irrlicht.

Es verwirrt mehr, als es erhellt.

Ein flackerndes Licht von inneren Meinungen und Vorfindlichkeiten.

Wie höre ich?

Jesus sagt in Bezug auf mein Leuchten: „So sieh‭‭ nun‭ darauf,‭‭ wie‭ du zuhörst‭‭.“

Er sagt nicht, sieh darauf, dass du hörst – sondern „wie“.

Wir hören allezeit.

Zumeist auf Lust und Unlust.

Aber auch auf unser „inneres Team“, wie es der berühmte Schulz von Thun beschreibt (lesenswert).

Die beiden Formen des „wie“ sind: seelisches Hören und geistiges Hören.

Das seelische Hören gibt mir Information über die Wirklichkeit meiner Vorfindlichkeit. Was fühle ich.

Das geistige Hören kann davon unabhängig hören. Und nur dieses ist mit dem freien Willen verbunden. Nur dort bin ich Person.

Wie höre ich Gott

Darüber haben Heilige Menschen viel Gutes gesagt.

Und ich selbst schreibe darüber z. B. in dem Text über die Stille Zeit.

Einführung in die Stille Zeit

Nähe

Gestern hatte ich ein regionales Treffen mit meiner Bruderschaft. Und wir haben erneut beobachtet: Die Motivation für diese Bruderschaft hängt sehr vom Treffen selbst ab und davon, wie wahrhaftig wir miteinander umgehen.

Der Mensch ist substanziell bezogen (wie ich andauernd betone). Motivation, Kraft wächst aus Bezogenheit.

Und die Qualität der Bezogenheit ist davon anhängig, dass möglichst wenig zwischen mir und dem Anderen steht. Dabei meine ich nicht zuerst Grundsätzliches, das zwischen und stehen mag, sondern im Augenblick des Kontaktes selbst.

Wenn ich genau und bedingungslos mein Herz öffne, bewegt es das Herz des Bruders.

Noch ein Gedanke dazu.

Ich erkenne an dem, was ich tue, wie wahrhaftig ich mit Gott umgehe.

Gott ist die Wahrheit selbst.

Wenn ich ihm mit Vorbehalten und Einschränkungen begegne, ist es, als wenn ich ein Tuch zwischen meinem Herzen und Seinem schiebe.

Ich spüre Ihn dann kaum – und das sehe ich daran, dass ich Ihm nicht gerne diene. Und zwar allezeit und in allem.

So wie die Motivation innerhalb der Bruderschaft aus konkreter, wahrhaftiger Begegnung wächst, so auch die mit Gott.

Die erste Wahrhaftigkeit soll die sein, an meinem Handeln im Alltag zu erkennen, ob es aus brennendem Herzen für Gott geschieht.

Oder ob ich Ihn (Gott) mehr aus alten Tagen und von Geschichten her kenne. Wenn das seelische Leben meine bevorzugte Heimat ist, wie es zumeist ist, dann handle ich im Alltag auch seelisch.

Es ist weniger ein Zeichen eines schwachen Willens – sondern ein Zeichen meines „gewöhnlichen Aufenthaltsortes“ und meines Mutes zur Wahrhaftigkeit.

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