Von Zuhause aus

Mi 27.09.2023

Lk 9:1-6 Aussendung der 12 Jünger

Dieser Text aus dem Evangelium ist befremdlich. Er scheint nicht zu unserem Alltag zu passen. Wo und wer erhält so klare Anweisungen wie die 12 Jünger? Wo werden Dämonen ausgetrieben, Kranke scheinbar am laufenden Band geheilt und das Evangelium verkündet?

Welches Evangelium überhaupt? Schließlich gab es zu der Zeit weder das Kreuz, noch Ostern oder Pfingsten. Was soll ich daraus lernen? Wo haben wir noch Wanderprediger und ist das heute angemessen?

Es scheint wenig in unsere Zeit zu passen.

Weltbild (Paradigma)

Viel Denken ist heute von Wissenschaft geprägt. Der Abstand zwischen manchem theologischen Denken und philosophischen Überlegen einerseits, und dem Leben der Menschen ist groß. Heute kommt dann noch Soziologie, Pädagogik und vieles mehr dazu.

Mir scheint, der Text heute ist wiederum nur aus dem verständlich, was gestern und die Tage davor Thema war.

Eine Betrachtung

Die Aussegnung der 12 Jünger erfolgt aus der Familie heraus.

Es ist keine Anleitung zur Evangelisation. Es ist kein Plan, von dem wir viel lernen können. Sondern es ist eine Beschreibung aus dem Familienleben des Himmels.

Nicht eine Lehre steht im Mittelpunkt, sondern eine Geschichte. Eine Betrachtung.

Wenn ich das Leben einer Familie betrachte, ist es nicht sinnvoll aus den einzelnen Ereignissen eine Anleitung oder ein Konzept zu entwicklen.

Das wesentliche, was ich daraus lerne, ist: dass es gut ist, zu dieser Familie zu gehören. In Rufweite Jesu zu sein. Zu seinen Füßen zu sitzen.

Die Berufung in die Familie Jesu anzunehmen, ist meine vornehmste Aufgabe. Wozu Er mich dann aussendet, wird man sehen. Es ist nicht meine Sache. Welche Vollmacht er mir gibt oder ob ich ein Paar Ersatzschuhe mitnehmen soll – all das steht nicht in der Bibel: Das wird Er mir dann sagen.

Gefährlich

Die Vollmacht der Jünger bezieht sich auch auf das „den Staub von den Füßen schütteln“. Das ist ein Zurücklassen in die Verwerfung.

Niemals darf das in irgendeinem Plan vorkommen! Keine Regel zeigt es mir.

Allein aus meinem Wesen als Mitglied der Heiligen Familie könnte solches erwachsen. Was auch immer das dann ist.

Sie heilen Kranke, sie treiben Dämonen aus, sie verkünden das Evangelium und sie vollziehen Gericht.

Das gibt es nur im Paket.

Denn für die Betroffenen gilt: nur an meinem Umgang mit Familienmitgliedern Gottes erweist sich meine wahrhaftige und endgültige Haltung zum Reich Gottes.

Wenn jemand Andreas, meinen Namensvetter, von sich gewiesen hätte, als er nicht in dieser Vollmacht war – das hätte wenig bedeutet.

Solange ich nicht ganz zur Familie gehöre, ist dasselbe Verhalten wie hier brandgefährlich. Und ich kann keine Lehre daraus ziehen.

Jesu Stimme klar zu hören, ist ein Merkmal der Zugehörigkeit. Sein Los zu teilen, nämlich letztlich nicht anerkannt zu sein, ebenso.

Liebe ich die Welt als Welt, gehöre ich zu ihr.

Mystiker

„Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein … oder er wird nicht mehr sein!“ (Karl Rahner 1904–1984).

Ich ergänze: Ein Mystiker ist einer, der Gott besser kennt als die Wissenschaften, die ich oben nannte.

Und ich füge hinzu: auch als die Bibelwissenschaften.

Aber auch das ist gefährlich, denn wir sind im mystischen Leib der Kirche und dürfen nicht zum Krebsgeschwür der eigenen Meinung oder der Autosuggestion werden.

Wenn Du mir nicht gnädig bist, falle ich links oder rechts vom Pferd. Wahrheit gibt es nur zu zweit – das ist wahr.

Ich befehle mich Dir an, Herr Jesus.

Und zugleich Maria – als Vertreterin und Herrin der Kirche in ihrer mehrdimensionalen Erscheinungsform. Das ist die streitende (dienende), leidende und triumphierende Kirche. Siehe z. B. Wikipedia.

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