Am Küchentisch

Do 28.09.2023

Lk 9:7-9 Herodes fragt sich: Wer mag dieser Jesus sein?

Als Heiner Wilmer zum Bischof geweiht wurde, waren meine Frau und ich dabei. Der Dom in Hildesheim war überfüllt, draußen waren große Zelte und wir fanden in einem darin Platz und verfolgten die Dinge auf großen Bildschirmen.

Wer ist jener, der da geweiht wird? Ich erlebe den „Hofstaat“, die Feierlichkeit, Würde, Größe. Was bedeutet es, Bischof zu sein? Wer berät ihn? Welche Politik wird er verfolgen? Was bedeutet es für die Kirche und in der Diözese?

Vielleicht ein Jahr zuvor hatte ich ihn auf einer Veranstaltung der Katholischen Akadamie in Hamburg kennengelernt. Nach seinem Vortrag sind wir ins Gespräch gekommen, auch anschließend mit einer Korrespondenz.

Nachdem ich ihn als großen Bischof gesehen hatte, war es anders. Einmal noch hat er mich zu einem Abendessen (zu zweit) eingeladen, sozusagen an seinen Küchentisch. Und es war Nähe da, wir sprachen von Herz zu Herz.

Ich sage damit nicht, dass ich ihn kenne, sonders es ist ein Bild für meine Überschrift.

Ich kenne Jesus vom Küchentisch her. Viel besser als Heiner Wilmer.

Und mir scheint es offenbar: Wenn ich Ihn nur als „Schöpfer des Universums“, als Gründer des Christentums, als Thema der Bibel etc. kenne – dann werde ich immer fragen: Wer ist jener?

David war ein Freund Gottes. So nahm er an Seinem Küchentisch Platz:

“‭Und‭ Jesus‭ antwortete‭‭ und sprach‭‭ zu ihnen‭‭: Habt ihr‭‭ nicht‭ das‭ gelesen‭‭, was‭ David‭ tat‭‭, da‭ ihn‭ hungerte‭‭ und‭ die‭ mit‭ ihm‭ waren‭‭?‭ ‭Wie‭ er zum‭ Hause‭ Gottes‭ einging‭‭ und‭ nahm‭‭ die Schaubrote‭‭ und‭ aß‭‭ und‭ gab‭‭ auch‭ denen, die mit ihm‭ waren‭; die‭ doch niemand‭ durfte‭‭ essen‭‭ als‭ die Priester‭ allein‭?‭”

(Lukas 6:3-4)

Er lädt mich ja ein, an Seinen Tisch. Dabei ist die Heilige Eucharistie das eine – aber der Alltag hier zu Hause mit meiner Frau und den Menschen, die kommen und gehen, ist viel mehr. Es ist der Vollzug dessen, was in der Eucharistie grundgelegt wird. Mir nützt die Eucharistie nichts, wenn ich nicht ein Hausgenosse Jesu bin. Beides gehören zusammen.

Manche Menschen versuchen den Königspalast des Himmels kennen zu lernen. Sie studieren die Bibel, Theologie oder Kirchengeschichte.

Sie hören Predigten und halten die Ordnungen.

All das ist gut – wenn ich inne bin, dass Jesus am Küchentisch auf mich wartet. Eher nicht in der Bibliothek (ich hätte Ihn vielleicht da gesucht).

“‭‭Und‭ sprachen‭‭ zum Weibe‭:‭ Wir glauben‭‭ nun‭ hinfort nicht‭ um‭‭ deiner‭ Rede‭ willen‭;‭ wir haben selber‭ gehört‭‭ und‭ erkannt‭‭, daß‭ dieser‭ ist‭‭ wahrlich‭ Christus‭, der Welt‭ Heiland‭.‭”

(Johannes 4:42)

Praxis

Wenn Jesus bei mir am Küchentisch sitzt und meine Frau ist auch da – wie könnte ich sie dann nicht mit den gleichen Augen ansehen wie Er es tut? Ich sehe ja Seinen Blick der Liebe für sie – und spüre dies auch in mir.

Mehr als Gebote halten, will ich die Nähe zu Dir halten, Herr Jesus.

In den Geboten verliere ich Kraft – nicht aber in Deiner Nähe.

So oft schaue ich auf das meine – und sehe Dich nur noch als Schatten im Augenwinkel. Wie töricht.

Alles Leben, dass nicht aus der Nähe, Freundschaft mit Jesus lebt, ist ein provisorisches, sterbendes Leben.

Zwar mag es wohl glänzend und prachtvoll scheinen – aber als Substanz ist es eine Illusion.

Das Himmelreich gibt es nur in Freundschaft. In jedem vertraut sein mit Deinem Blick. Ich bin ein Anfänger – aber ich kenne es doch so weit, dass es mich lockt.

Danke!

Nachtrag:
Der Hl. Ambrosius schreibt sehr schön zu diesem Gedanke:

Er wollte ihn einmal sehen

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