Hören und Verantworten

Fr 13.10.2023

Lk 11:14-26 Heilung des Taubstummen von einem Dämonen

Kraft ist nicht Ursache, sondern Folge von etwas.

Für den Text heute ist es wichtig, die Worte von gestern im Sinn zu haben.

Es ging um das nächtliche bitten, suchen und anklopfen um den Hl. Geist. Nur damit ist dieser Text etwas verständlich.

Jesus treibt einen Dämon aus. Das Wort stumm, das da steht, meint taubstumm, kophós.

Dieser Geist der Taubheit wird die Wüste durchstreifen. Findet er das Haus des Mannes leer, wird er mit sieben, die ärger sind als er, zurückkehren.

Jesus treibt aus – aber Er treibt nicht ein.

Sein Handeln führt mich in größere Verantwortung, da ich nun hören kann.

Höre ich jedoch auf Ideologien, suche ich die „Lustigkeit“ der Welt (den Dämonen, der sich „Lust“ nennt) oder konstruiere mir ein religiöses Weltbild?

Es bleibt meine Verantwortung nun zu bitten, zu suchen und anzuklopfen.

Zuerst die Nacht zu suchen und den, der allein den Geist geben kann und will.

Geist der Beziehung

So habe ich den Hl. Geist gestern genannt.

Hier erkenne ich ein Phänomen, dass mir in der Logotherapie und Seelsorge begegnet. Ich denke z. B. an Erschöpfung, bis hin zur Depression.

Das Wesen des Menschen ist auch Bezogenheit. Der Mensch existiert nicht ohne Bezogenheit. Und dies im Tiefsten mit Gott, seinem Vater.

Jeder Gedanke, der nur um mich kreist, reduziert diese Bezogenheit. Ich werde müde und es fällt mir schwer, tiefe Beziehung zu anderen Menschen aufzunehmen.

Das wiederum verstopft die Quelle des Lebens, die Quelle der Kraft, die Ursache aller Freude.

In dieser Verstopfung ist die Gefahr der Selbstsorge noch größer. Der zweite Dämon kommt. Er lädt mich ein zur Lust. Aus all dem folgt dann die Vollzahl der „Besetztheiten“.

Scott Young hat postuliert, dass die Willensschwäche nicht einfach eine Erschöpfung des Willens ist. Sondern ein sich ansammeln von Opportunitäten.

Das heißt: Ich tue zunächst, was ich soll. In dieser Zeit könnte ich auch etwas “Lustigeres“ tun. Je mehr Zeit verstreicht, desto dringlicher wird die Lust und erwürgt das Sollen – ich empfinde eine Willensschwäche.

So liegt die Lösung nicht in mehr Willensstärke allein. Sondern in mehr Freude an dem, was gut ist, was ich tun soll.

Von Woanders her

Das Gesollte kommt von woanders her. Habe ich für das Gesollte keine Kraft mehr, offenbart dies meine Beziehungsschwäche (nicht meine Willensschwäche).

Für den, den meine Seele liebend berührt, tue ich alles und kenne das Thema Kraft garnicht.

Gott will uns nicht die Kraft geben – Er gibt uns gleich sich selbst. Und zwar in Form des Heiligen Geistes – welcher Beziehung ist.

Es geht also auf Dauer nicht darum, mit einem Eimer zu Gott zu kommen, und Ihn um Kraft zu bitten.

Sondern ich will die Beziehung, die Nähe, das eingelassen werden in Seinen Raum erbitten.

Habe ich Kraft, habe ich etwas.

Bin ich jedoch bezogen, sind wir, Du, Vater, und ich, Seiende.

Theresa von Avila benutzt ein Bild.

Zuerst gehe ich mit Eimern und hole etwas. Ich suche die Quelle und gehe weite Wege. Das heißt, ich bete lange Nächte (oder viele Nächte).

Später gibt es ein Kanalsystem und es fließt kontinuierlich.

Noch später ist die Quelle selbst mitten in meinem Haus (aus dem Gedächtnis wiedergegeben).

Ich will den Schwamm der Kraft nicht immer noch weiter ausquetschen. Ich will zur Quelle selbst. Und nicht zuletzt darum erscheint der Geist wie eine Kraft. Nicht weil Er es ist, sondern weil Er dies in mir bewirkt. Nicht aus sich, sondern aus der Nähe zum Vater.

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