Heuchelei

Fr 20.10.2023

Lk 12:1-7 Jesus warnt vor dem Sauerteig der Pharisäer – die Heuchelei

Sauerteig macht Teig, der bisher nicht Sauerteig ist, selbst zu Sauerteig. Es ist anders als bei Salz. Salz macht den Teig nicht zu Salz, vermehrt sich nicht.

Heucheln macht, dass auch der andere heuchelt – ja ein Heuchler wird.

Im Alltag scheint es, dass es hier und da, mehr oder weniger, Heuchelei gibt.

Ich sage, das liegt daran, dass wir uns selbst zur Messlatte machen, mit der wir messen.

Ich belüge mich selbst und nenne meine tägliche Heuchelei „Alltag“. Erst durch ein darüber hinausgehendes Maß sehe ich anders.

Das ist nicht an sich böse – sondern ein normales Phänomen, dass so auch in der Biologie normal ist. Sinne nehmen zumeist den Unterschied war – nicht das, was ständig da ist. Das ist sinnvoll und gut so.

Ich schreibe das so ausführlich, weil es eine Angst vor dem Unnormalen gibt. Und eine Angst, vor der Schuld.

Diese Angst (in milder Form: das Unangenehme daran) ist der Grund für das innere verbergen der Heuchelei.

Entzug

Heuchelei ist eine Alltagsdroge. Ich merke sie nicht – erst, wenn ich Gott näher komme.

Ich merke sie auch deshalb nicht, weil ich von all der Heuchelei um mich herum infiziert bin.

Heuchelei ist eine Form der Selbstsorge (eigentlich: Selbstsucht. Aber wer mag das hören?).

In meinem Freundeskreis gab es vor ein paar Tagen Zeugnisse der Ernüchterung. Es ging um diese Normalität der Selbstsucht. Es sind zwei Männer, die mehr als andere auf dem Weg der Heiligung vorangeschritten sind.

Erst in diesem Licht der Nähe zur Wahrheit selbst (Gott) entdecken sie, dass diese Normalität eigentlich entsetzlich traurig ist.

Einer sprach davon, dass er fast nie ohne Selbstsorge ist, der andere sprach von unter 10 % ohne Selbstsorge.

Männer voller Mut, die sich ins Licht Gottes stellen und den Schrecken ertragen wollen.

Denn es ist dies der erste Schritt weg von dieser Droge: Zu erkennen und zu bekennen, dass ich süchtig danach bin.

Die Anonymen Alkoholiker sind mir darin immer wieder ein Vorbild.

Die 12 Schritte

  1. Wir gaben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind – und unser Leben nicht mehr meistern konnten.
  2. Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann.

Ersetze „Alkohol“ mit „Selbstsorge“.

Angst

In dem Text von heute redet Jesus fünfmal von Angst.

Darum ist das Heilmittel auch nicht Stärke oder Kraft – sondern Mut.

Mut braucht ein sicheres Fundament – sonst ist es Tollkühnheit, ja eitle Selbstüberschätzung.

Dieses sichere Fundament ist allein der, der mein Leben mehr will als ich selbst. Der, der der Einzige ist, der ohne Einschränkung gut ist. Und der, der mir nahe ist.

Sauerteig

So wie die Nähe der Heuchler, der um sich selbst besorgten, mich substanziell beeinflusst, so auch die Nähe desjenigen, der ganz wahrhaftig ist.

Ich zitiere erneut aus den zwölf Schritten:

  1. Wir suchten durch Gebet und Besinnung die bewusste Verbindung zu Gott – wie wir Ihn verstanden – zu vertiefen.

Es ist diese Stille Zeit, von der ich immer rede.

Parallel gehört ebenso die Beichte dazu.

Gott schenkt sich immer über das hinaus, was ich selbst tue.

So wird an dem, der wahrhaftig lebt, auch seine Umgebung gesunden.

Jeder wahrhaftige Akt ist ein heiliger Akt, der Gott verherrlicht.

2 Kommentare zu „Heuchelei

  1. Lieber Andreas, danke für deinen täglichen Input. Ich lese ihn immer. Es fällt mir im Moment schwer, ins Gespräch zu kommen, aber ich fühle die Ruhe und den Frieden, der von deinen Worten ausgeht. Danke vielmals dafür. Liebe Grüsse Brig

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