Zwei Welten II

Mo 23.10.2023 Mutti ist 90 Jahre alt 💐

Lk 12:13-21 Vom reichen Kornbauer

Was legst Du mir in meine Hand, in meinen Schoß, Vater?

Mein Herz und mein Geist sind durchdrungen von meinen Erlebnissen gestern und werden diese Andacht beeinflussen. Gestern war ich in Berlin vor dem Brandenburger Tor.

Ein Mann bittet Jesus, in einer Erbschaftssache zu intervenieren.

Menschen hören Jesus zu – aber was hören sie?

Der Raum, die Dinge unseres Inneren, räsonieren mit den Worten Jesu.

Was steht da in meinem Herzen herum?

Was klingt an?

Jesus redet (in dem Abschnitt davor) von dem Zeugnis für Ihn vor der Welt.

Und der Mann will Jesus als Zeuge für seine Sache, sein Anliegen.

Wir hören, was wir kennen und sortieren in Schubladen, die wir haben.

Wir erweitern unsere Welt mit Gott – aber es bleibt unsere Welt.

Dabei ist das Leben ein Schauspiel. Es ist nicht das eigentliche Leben, das ich vor Augen habe, das ich sehe und genieße.

Es ist nur eine Frage, eine Anfrage.

Die Frage Gottes – für wen ist dein Leben?

Für dich selbst, Freund?

Das ganz andere zulassen

Was ich höre, hängt von dem Wächter meines Unterbewusstseins ab. Er wacht darüber im Auftrag meines Wohlbefindens.

Ich höre nichts von dem, von dem dieser Wächter weiß, dass ich es nicht hören will, dass ich es nicht ertrage.

Mein Ich hält einen Blumenstrauß in der Hand. Ja, es dürfen Blumen ergänzt werden, viellicht auch ausgetauscht werden.

Aber die Blumen selbst aus der Hand zu legen und das ganz neue zuzulassen – bin ich dazu bereit?

Das ganz Neue ist der Schmerz Gottes an der Welt.

Diesen Schmerz will er mir in die Hand legen – ich aber frage nach Blumen.

Gott hält mir Seinen Sohn hin, wie Er gemartert von der Selbstsucht der Welt angenagelt am Kreuz hängt.

Maria nimmt diesen Sohn in ihren Schoß.

Er hat nichts von dem an sich, was sie für Ihn erhofft, erwartet, gewünscht hat. Keine Glorie, kein Sieg, keine Krone.

Er ist ganz anders.

Gott ist ganz anders.

Er fragt uns, Er fragt mich nach der Teilhabe an Ihm selbst – und Er leidet in und an der Welt – die ja Seine Welt ist.

Sieh, ich habe kein Geschenk für dich, Sohn.

Ich habe nur mein verwundetes Herz.

Gestern hatte ich den Eindruck einer brennenden Lunte. Die Menschen schauen auf das knisternde Zündeln und denken, es ist dieses brennen der Lunte selbst, um das es geht.

Aber die Lunte brennt nicht um ihrer selbst willen.

Die Quelle des Trostes ist selbst der Ort des Leidens. Das Heilige ist das Verschmerzte.

Die Glückseligkeit Gottes ist nicht das Glück der Welt.

Es ist das bedingungslose Stehen bei Ihm, direkt unter dem Kreuz.

Dies alles ist nicht der Anfang eines Glaubenslebens – dort ist es anderes.

Aber mir scheint, wer jetzt noch auf viel Zeit in den Freuden der Glaubenskindheit hofft, könnte vor der Zeit von der Kälte und Finsternis der jetzt da-seienden Zeit überrascht werden.

Herr, sende Deine 72 Jünger, dass sie einsammeln, wer reif ist zur Ernte. Es ist die Zeit der Ernte – nicht mehr der Saat, so scheint es mir.

Anhang:
Ein Gedicht, das mir eine treue Leserin gestern gesandt hat.
Es trifft es seht gut.
https://chechidi.me/2023/09/14/der-sturm-kommt/

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