Prophetisches Leben

Di 24.10.2023 💐 Bo

Lk 12:35-38 „Legt eure Lampen nicht ab.“

Wer glaubt, die Bibel hat keine Widersprüche, der kennt sie nicht. Diese werden für ein Geheimnis gebraucht!

Der Text heute handelt von der Nacht. Vom Warten, vom Wachen, vom Bereit-sein.

Er handelt nicht von Mission, Aufbruch, arbeiten im Weinberg Gottes.

Keine bessere Welt

Anders, als viele meinen, steht im Evangelium nichts davon, dass die Welt eine bessere wird. „Alles wird gut“ ist vielleicht von Nina Ruge oder jemand anders – aber nicht von Jesus.

Ich habe allerdings von einer Vision gehört, die dies für eine ganz andere Zeit verheißt.

Als ich junger Christ war, gab es die DAWN Bewegung. Mache eine Nation zu Jüngern, so könnte man es übersetzen. Systematische Weltevangelisation.

Hier aber: Am Ende wird es immer dunkler. So dunkel, dass selbst die Jünger in Gefahr sind, aufzugeben und sich schlafen zu legen.

Saßen sie nicht genauso im Obergemach, als dann Jesus kam?

Am Ende wird es wieder so sein. Die offensichtliche Situation ist dann ein scheinbar vollständiges Scheitern.

Gefahr des „Steinbruches“

Die Bibel ist vergleichbar mit einem Klavier. Wenn ich sie gut kenne und mit dem Komponisten vertraut bin, kann ich das auf dem Klavier spielen, was jetzt dran ist.

Es ist immer das Klavier und es immer der Komponist, der nicht ich selbst bin.

Aber es ein anderes Stück.

Wer die Bibel dagegen wie einen Steinbruch verwendet, je nachdem, was ihm passt, haut er sich einen Stein (ein Argument) heraus und verwendet es.

Gern auch als Waffe gegen andere.

Wenn Du, Herr Heiliger Geist, nicht mit mir sprichst, dann werde ich ein falsches Lied spielen.

Was nun?

Soll ich denn jetzt stille sein und warten?

Hat es nicht so oft Zeiten gegeben, in denen Menschen genau dies vermutet und geglaubt haben – und passiv wurden, sich von Menschen in ihr Kämmerlein zurückgezogen haben?

Wie soll ich im Dunkeln sitzen und auf das Ende warten, wenn all meine Kinder und Kindeskinder in der Welt sind, bauen, planen, hoffen?

Prophetisches Zeitalter

Eine allein logische Auslegung der Worte des Zeugnisses sind brandgefährlich. Es ist ein lebendiger Gott.

Du bist ein Du – kein etwas im Buchdeckel.

Du bist lebendig und nahe – heute.

Eine individualistische Auslegung ist jedoch genauso gefährlich! Ach, es gibt keine Dienstanweisung für alle Fälle, wie gerade wir deutschen es doch lieben.

Mir scheint, wir leben jetzt in einem prophetischen Zeitalter.

Eine Prophetie ist zumeist keine Vorhersage (nur in Ausnahmefällen). Sondern ein Prophet ist ein Mann Gottes, der die alten Worte in die konkrete Zeit bringt.

Simeon war ein Prophet, denn er erkannte das Kind Jesus als den Messias, als Er Ihn im Tempel sah. Ebenso Hannah.

Nicht den glorreichen Messias, den leidenden Messias.

Die Pharisäer und Schriftgelehrte waren „Bibeltreu“. Sie erkannten Jesus nicht, denn sie erwarteten – auch schriftgemäß – den triumphierenden Jesus.

Jahreszeiten

Mein erster Konflikt mit bibeltreuen Christen hatte mit etwas zu tun, das mir wie Jahreszeiten erschienen. Damals schienen mir bestimmte Texte der Bibel zu bestimmten geistlichen Jahreszeiten zu gehören.

Ich nannte Frühling, Sommer und Herbst.

Als ich einen weisen (bibeltreuen!) Pfarrer um Rat bat, sagte mir dieser:

So ist es, nur dass es auch noch den Winter gibt.

Bibeltreu UND prophetisch, dieser Mann.

Hat nun der Winter begonnen?

Lukas nimmt in ähnlicher Weise hier Tageszeiten – es ist dasselbe Prinzip. Was hier und heute gilt, gilt dort und morgen vielleicht nicht.

Aber nicht, weil es mir gefällt, sondern weil Gott es will – zumeist ganz gegen meinen spontanen Geschmack.

Ja, ich habe den Hl. Geist gefragt.

Für die Antwort ist hier kein Platz mehr.

Hier geht es darum: Wenn ich nicht lerne, Gott in lebendiger Weise zu hören, kann ich in dieser Zeit nicht Reich Gottes bauen, ja noch nicht einmal recht im Reich Gottes leben.

Dann renne ich ohne Licht blind in der Nacht herum und rufe auch noch andere in die Finsternis.

Und wer nicht sehen kann, kann auch nicht erkennen, welcher Blindenlehrer denn überhaupt selbst sehen kann.

Die Bedingung für prophetisches Leben – und damit in dieser Zeit für geistliches Leben überhaupt – ist ein gehorsam hörendes Herz.

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