Lade die Blinden zum Essen

Mo 06.11.2023 Hooksiel

Lk 14:12-14 Jesus zum Essen bei einem Pharisäer

Es gibt viel mehr Blinde, die ich einladen kann, als es scheint.

Ganz praktisch

Die Aufforderung Jesu ist zunächst ganz praktisch und materiell.

Wie oft lade ich zu meinem Geburtstag jemand ein, der nicht in der Lage ist, mich einzuladen? Z. B. jemand, der allein in einem Altenheim lebt?

Dazu müsste ich überhaupt erst Menschen nahe sein, die einsam und mittellos sind.

Und es muss geschehen, ohne die Würde des anderen zu verletzen.

Das ist auf der materiellen Ebene nicht leicht.

Aber auf anderen Ebenen.

Ungerechtigkeit

Es geht ja darum, dem anderen etwas zu geben, ohne zu erwarten, dass er mir etwas Ähnliches zurückgibt.

Und das geschieht am besten dort, wo der andere garnicht weiß, dass er mir eigentlich etwas schuldet.

Gerade jetzt hat jemand vor unserem Fenster sein Auto angemacht und lässt es schon eine ganze Weile laufen. Es ist 5:19 Uhr.

Mein Impuls ist es, ärgerlich den „Kopf zu schütten“ (siehe Andacht zum Thema Kopf schütteln).

Aber der Fahrer weiß vermutlich nicht, dass er stört. Und vermutlich ist er auch so mit der Selbstliebe beschäftigt (vielleicht, dass das Auto warm wird), dass kein Platz in seinem Herzen ist, über seine Wirkung auf andere nachzusinnen.

So kann ich ihm nun etwas geben, für das ich von ihm nichts zurückerhalten werde.

Liebendes Verzeihen vor meinem Herzen und vor der unsichtbaren Welt.

Es sind diese kleinen Dinge, die in meiner Macht stehen. Sie zu praktizieren, verändert mein Herz.

Eine gute Tat als Tat allein wird mir in der Ewigkeit nichts bringen. Denn allein zeitlich wäre ein Lohn von Gott schnell vorbei.

Sondern die Frucht der guten Tat ist die Veränderung meines Herzens. Der Wechsel von meiner Welt des Selbstbezuges zu Welt Gottes, der immer den anderen im Blick hat.

Jedes nicht anrechnen dessen, was ich als ungerecht mir gegenüber empfinde, ist solch eine „Reichswechsel“ (vom Reich der Welt in das Reich Gottes).

Geistiger Austausch

Ein anderes Thema, dass dazu gehört, ist das geistige Geben und Nehmen.

Es gab früher Menschen, von denen ich geistig viel empfangen habe und denen ich selbst kaum etwas geben konnte. Allein dass ich von ihnen gelernt habe, ist indirekt etwas, dass sie gesegnet hat.

Inzwischen ist es umgekehrt. Ich gebe Dinge und empfange zumeist nichts von Menschen.

Hier spüre ich, dass Jesus mir schon jetzt etwas zurückgibt. Ich empfange viel mehr von Ihm, als ich anderen gebe.

Danke!

Und hier, beim geistigen Geben, ist es auch brandgefährlich. Ich erinnere an den Text von gestern. Wer meint, sein „geistiges Pfund“ könne oder solle ihm etwas einbringen, begeht die Sünde, die Jesus an den Pharisäern benennt.

Will ich ein geistiges Geschenk eintauschen, werde ich Reich Gottes gegen das Reich der Welt tauschen.

Der sich gern einschleichende Gedanke der Ungerechtigkeit ist eine Schlinge der Welt. Es ist immer die Gerechtigkeit der Welt, die laut ruft. Sie zieht mich in die Welt, weg von Gott.

Praktisch

Besonders in der Ehe ist die Erwartung einer Art Ausgleich oft groß. Hier doch sollte ich mich ausruhen können. Darf ich hier denn nicht erwarten, dass der andere mir etwa „zurückgibt“?

Wenn ich so denke, offenbare ich, dass ich die Köstlichkeit des Reiches Gottes noch nicht kenne.

Dass meinen „Bedürfnissen“ gedient wird, ist gar kein Segen für mich. Befriedigung von Bedürfnissen nimmt Gott den Raum mir gutes zu tun.

Und es zieht mich in die Welt des Selbstbezuges.

Wenn der andere nicht sieht, was er mir vorenthält, ist er eben der Blinde, von dem Jesus redet. Ihn soll ich zum Essen einladen – ohne dass er mir etwa zurückgeben kann.

4 Kommentare zu „Lade die Blinden zum Essen

  1. Guten Tag,

    Zitat:

    Wenn der andere nicht sieht, was er mir vorenthält, ist er eben der Blinde, von dem Jesus redet. Ihn soll ich zum Essen einladen – ohne dass er mir etwa zurückgeben kann.

    Antwort:

    Ich kann niemandem seiner Blindheit versichern
    wenn er nicht das tut, was ich von ihm erwarte und will.

    Man soll sein Licht nicht unter den Scheffel stellen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Hans Gamma

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    1. Hallo Herr Gamma,
      ich freue mich, dass Sie meine Texte lesen.
      Nun geht es mir so, dass ich Ihre Kommentare vermutlich nicht recht verstehe.
      Könne Sie mir etwas mehr schreiben?
      Herzlicher Gruss
      Andreas Braun

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      1. Guten Tag Herr A. Braun.

        Zitat:

        Hallo Herr Gamma,
        ich freue mich, dass Sie meine Texte lesen.
        Nun geht es mir so, dass ich Ihre Kommentare vermutlich nicht recht verstehe.
        Könne Sie mir etwas mehr schreiben?

        Frage:

        Was möchten Sie besser verstehen, gerne wissen.

        Mit freundlichen Grüßen
        Hans Gamma

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  2. Erster Absatz:
    Schreiben Sie eine Ergänzung oder soll es ein Widerspruch sein?
    Was meinen Sie mit: „Seiner Blindheit versichern“?

    Und:
    Wie ist der Zusammenhang zu Ihrem Zitat „man soll sein Licht nicht unter den Scheffel stellen“?

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