Di 07.11.2023
Lk 14:15-24 Eingeladen zum Festmahl Gottes
Wem gehöre ich? Mir oder Gott?
Der Mann sagt: „Selig ist, der das Brot ißt im Reich Gottes.“
Jesu Antwort ist die Geschichte von dem Menschen, der ein großes Abendmahl machte und viele dazu einlud.
Am Ende wird niemand von denen, die eingeladen sind, daran teilnehmen.
Viele meinen, sie währen durch Christus errettet.
Sie überhören, dass die Errettung nur die eine Seite ist – die Einladung.
Die andere Seite ist das Loslassen der Selbstverwirklichung.
Sich beruflich selbst verwirklichen (einen Acker kaufen).
Im Leben wirksamer, erfolgreicher werden (ein Ochsengespann kaufen).
Ja, mein je eigenes Leben überhaupt grundlegen (Heiraten).
Nichts davon ist falsch – aber dazu bin ich nicht eingeladen, dazu hat Gott mich nicht geschaffen und erlöst.
Spinnfäden
Theresa v. Avila sagt, es ist egal, ob der Faden, an dem der Vogel hängt, dünn ist oder nicht – wenn er ihn vom Fliegen abhält, es genügt ein dünner Zwirn.
Mein Leben wird von Spinnfäden in den Wegen der Welt gehalten. Viele kleine Fäden, jeder für sich leicht zu durchtrennen.
Und alles sieht normal und ungefährlich aus. Man lebt halt so.
Wenn aber der Bote kommt und sagt: Jetzt beginnt das Festmahl.
Werde ich meinen Mantel mit all den Fäden abstreifen und mitgehen?
Die Einladung hört sich in meinem Herzen nämlich so an:
Verzichte auf das, was du deinen Beruf nennst, auf das, was dich wirksam macht, ja auf dein ganzes Leben und komm zum Fest eines anderen.
Es sieht also alles nach Einschränkung und Verlust aus.
Der Acker ist nahe – das Fest ist nur ein Wort des Boten.
Ich höre innere Stimmen, die sagen:
Ja, im Prinzip; man sollte; es wäre schon besser; eigentlich genau richtig; …
Spinnfäden.
Warum erzählt Jesus das denen, die doch nicht kommen?
Ein anderer Aspekt:
Die Kirche, katholisch wie evangelisch, hat oft die Gemeinde Jesu als das neue Israel gesehen. Sie hat z. B. diese Geschichte als Begründung genommen.
Wenn der Stock, auf dem die Gemeinde Jesu aufgepropft ist, tot wäre – dann wir auch. Und wer sich nicht um den Stock kümmert, der ihn trägt, ist mindestens solch ein Narr wie jener, der den Ast absägt, auf dem er sitzt.
Erzählt Lukas das Geschehen, damit wir auf Israel herabschauen?
Ich sage: Es steht da, weil es selbst dem auserwählten Volk schlimm ergehen kann – wie viel mehr denen, die nur auf Grunde der Sünde Israels hinzugerufen wurden?
Israel ist der Augapfel Gottes.
Und ich werde daran gemessen, wie ich mich zu Israel stelle – auch ganz konkret heute.
Wer Halleluja singt und nicht zu Israel steht, gehört am Ende nicht dazu.
Viele sagen, Gott liebt mich doch, mir wird schon nichts geschehen.
Sieh auf das Gleichnis. Dort sind Geliebte, die sich aber lieber selbst verwirklichen als „Vater und Mutter, Weib und Kinder, Bruder, Schwestern, auch dazu sein eigenes Leben (zu) hassen.“
Dieser Satz steht direkt im Anschluss.
Zu dem Festmahl trage ich nichts bei (zur Erlösung). Aber die Liebe Gottes gilt dem, der sie annimmt.
Sie gilt auch dem, der sie nicht annimmt – aber es nützt ihm nichts. Denn Gott hat mich als freies Wesen geschaffen. Auch wenn ich gerne jammernd behaupte „ich kann nicht“.
Im Vers 20 sagt einer genau das Wort: „ich kann nicht kommen“.
Es ist eine glatte Lüge.
Aber mehr noch: Es ist eine klare Wahl. Eine verantwortete Entscheidung für mein eigenes Leben – und damit immer gegen das Leben mit Gott und gegen Sein Festmahl.
Konkret
In diesen Tagen entscheidet sich, wer zu Israel steht – ohne ein „aber“.
Denn ich bin kein Richter über Israel, sondern an mir ist es, dort zu sein, wo sie sind.
Es ist keine Option, kein „Israel-Fan-Klub“.
Sondern es ist ein Ort.
Mein Herz ist unruhig in mir. Lasse ich alle Fäden hinter mir und komme?
Zitat: „Wem gehöre ich? Mir oder Gott?“
Kann hier ein Gegensatz bestehen? Wenn Gott wahrhaft gibt, muss ich dann nicht auch mir gehören? Gehören in dem Sinne, dass ich frei bin in meiner Entscheidung und niemals an Hand dessen beurteilt werde, wie ich mich entscheide, oder überhaupt beurteilt werde?
Die Frage deutet auch eine Trennung an, eine Trennung zwischen Gott und mir, oder mir und mir selbst. Gehöre ich mir? Auch diese Frage deutet eine Trennung an.
Für mich ist die Frage, die wir uns stellen müssen folgende: Wenn Gott Quelle, Urheber des Lebens und aller Dinge ist, können wir dann je etwas sein, was Er nicht gedacht hat? Also, können wir dann je anders sein als Er uns schuf? Können wir uns von Ihm wirklich trennen? Wären wir in diesem Fall nicht stärker als Sein Wille?
Ich denke, die Antwort ist offensichtlich. Sollten wir daher nicht schlussfolgern und grundlegend annehmen: wir können uns nicht trennen, nicht real, wohl aber in unserem Denken und dann an das glauben, was wir denken und annehmen.
Ja, wir investieren in unsere Überzeugungen, und haben viel investiert. Die werden wir oft nicht so leicht aufgeben – die Spinnfäden, die uns binden oder halten.
Zu Israel: Wenn mein Reich nicht von dieser Welt ist, kann ich dann je aufgerufen sein, für oder gegen ein Land zu sein? Soll ich denken, eine Seite liegt im Recht? Wenn wir alle gleich geschaffen sind, wie kann es dann sein, dass ich mich für eine Seite entscheiden muss? Wann ist eine Aussage aus der Bibel metaphorisch gemeint, wann wirklich und wörtlich in seinem Bezug auf Dinge dieser Welt?
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Geehrter Herr Alban.
Sie machen sich viele Gedanken. Und ich sehe das Sie Naturfreund sind. Wie schön.
Aber „mein“ Gott ist anders.
Dazu habe ich viel geschrieben.
Jede Andacht ist nur ein winziger Aspekt, der in der Regel nicht selbsterklärend ist.
Wie soll ich mit solch wohlwollenden Gedanken umgehen?
Seien Sie sich meines Respektes gewiss – auch wenn wir inhaltlich ganz unterschiedliches sehen.
Ein Beispiel.
Gott ist von mir getrennt. Das macht Seine und meine Würde aus. Person sein heißt selbst sein.
Ich nehme meine Texte weniger aus philosophischen Überlegungen.
Ein Gott, der kein Konstrukt ist, muss ein je anderer sein als ich (wenn auch nicht ausschließlich anders).
Also begegne ich Ihm als jemandem der mir etwas von sich offenbart, was ich zuvor nicht kannte.
Philosophie ist bei mir in etwa wie Wasser, das um die Offenbarungen herumfließt.
Ich versuche die Welt zunächst Phänomenologisch zu betrachten. Was zeigt sich mir vom Anderen her, was erscheint vom Ihm her.
Es ist eine lange, ernste Schule, dies zu tun. Ohne Perfektion, aber mit guten Früchten des Respektes, der Begegnung, des Staunens.
In allem ist mir der praktische Vollzug wichtig. Ich arbeite als Logotherapeut. Die Dinge kommen aus dem realen Leben und fließen ins reale Leben.
Soweit als kurzer Hinweis. Es wird Ihrem langen Text nicht gerecht.
Seien Sie herzlich gegrüßt.
Andreas Braun
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Vielen Dank für Ihren Respekt und Ihre Wertschätzung.
Ich belasse es dabei, da ich zu wenig verstehe von dem, was Ihr Ansatz und Ihre Erkenntnis ist. Herzliche Grüße, Alban
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