Mit beiden Beinen

Mi 08.11.2023

Lk 14:25-33 Vom Kreuz tragen und vom Turmbau

Wessen Kraft für den Kampf nicht reicht, der sollte vorher um Frieden bitten.

Jesu Gleichnisse scheinen die Möglichkeit von zwei Wegen zu beinhalten.

Entweder radikale Jüngerschaft – oder – ja was oder?

Über das Oder spricht Jesus hier nicht.

„Follower“

Jesus dreht sich um zu der Menge von Volk, die Ihm nachfolgt. Und dann die harten Worte „wer nicht haßt seinen Vater, Mutter … und dazu sein eigenes Leben“.

Übrigens: Hier ist deutlich: keine Selbstliebe.

Willst Du die Nachfolger vertreiben?

Wer kann das denn, was Du verlangst?

Als wenn Du eher weniger (keine?) Nachfolger willst.

Ist das nicht Gegenteil von Mission?

Du vertreibst das Volk, das Dich sucht.

Ich dagegen schaue meist zweimal am Tag, ob noch jemand meine Texte liest.

Aber ich spüre: Es ist besser, diese Texte nicht zu lesen, wenn du, Leser, dich nicht bald hinsetzt und überlegst, ob du weiter auf „zwei Füßen hinken“ willst.

Da trat Elia zu allem Volk und sprach: Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Ist der HERR Gott, so wandelt ihm nach, ist’s aber Baal, so wandelt ihm nach. Und das Volk antwortete ihm nichts. (Jos 24,15; Mt 6,24)

Wert und Würde

Ich habe meine Internetseite „Wertbegegnung“ genannt, weil ich dieses Konzept aus der Logotherapie so schätze. Die Wertehierarchie von Max Scheler.

Jesus, so scheint mir, eröffnet hier die Alternative zwischen Werten und Würde.

Werte haben eine Hierarchie – Würde ist absolut.

Werte vergleichen etwas (Turm bauen oder das Geld sparen, Krieg führen oder Kompromisse machen).

Würde dagegen kostet immer genau – Alles.

Eine Person ist etwas Ganzes. Sie steht hier oder dort. Versucht sie hier und dort zu stehen, ist das Person-hafte an ihr weder hier noch dort.

Schon dieses Gleichnis anzunehmen, erfordert Person-sein.

Denn Jesus skizziert scheinbar einen Ausweg in Seinen Beispielen.

Ich muss bereit sein, den Text als ganzes zu empfangen.

Suche ich schon im Voraus nach einem „gangbaren Weg“ für meine Ambivalenz, kann ich nur einen Teil des Textes annehmen und wäge ab, was mir entspricht.

Ich investiere so viel in das Reich Gottes, dass ich auch noch ganz gut leben könnte, wenn es das garnicht geben würde.

Ich hinke auf beiden Seiten, denn ich lebe in der Welt nicht mehr so ganz locker wie bisher – aber im Reich Gottes ebensowenig. Eben nur hinkend – denn mein anderes Bein ist in der je anderen Welt.

Das Wachstum im Reich Gottes wird am Anfang begrenzt stattfinden. Im Bild sage ich: Man kann den Schritt auf jener Seite recht groß machen.

Ziehe ich nicht irgendwann den anderen Fuß mit hinein, wird mein Leben im Reich Gottes ein heuchlerischer Krampf.

Es ist ein Leben des ständigen Abwägens von Werten – die Person kommt da eher nicht vor.

Jesus erklärt Seinen Jüngern die Gleichnisse. Er beantwortet Fragen.

Aber er macht das Reich Gottes nicht billiger.

Es kostet den Menschen mit Haut und Haaren, mit Leben und Tod, mit Anerkennung und Verachtung, mit Freude und keine Freude.

Nirgends brennt es heißer als in der Mitte. Wo ich Lauheit wähle, wählt Jesus ausspeien.

Seine Liebe will uns als Liebende – nicht nur als Schafe.

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