Ein Tempel

Do 09.11.2023 Weihefest der Lateranbasilika

Joh 2:13-22 Jesus treibt die Händler aus dem Tempel

Aber kann man denn nicht überall beten?

Schon das Wort „Tempel“ ist in meiner Assoziation fremd, ja heidnisch. Wir haben Kirchen – oder noch besser: Wir beten Gott an jedem Ort an, wie Jesus zwei Kapitel weiter sagt.

Liege ich richtig?

Sicher nicht.

In allen Texten des Tages (Hesekiel 47, Psalm 46, Text von Charles de Foucault

Dort als Kirche) sehe ich, es geht um mehr.

Vergleiche auch das Kapitel 21 der Offenbarung.

Ich sehe, dass ich als Nichtjude, der nicht von Kindesbein an in die Heiligen Texte und Ordnungen eingeführt wurde, überfordert bin.

So nenne ich nur die Bruchstücke, die sich mir zeigen:

Konkretes

Gott ist nicht allein auf der geistigen Ebene mit Menschen in Berührung. Auch in der Schöpfung. Weniger in der Natur, wie viele meinen, sondern in der Kultur, der geistigen Kultur. Und hier auch und besonders in Gebäuden.

Das mag mir zu klein für Gott erscheinen – Gott aber macht sich offenbar klein für uns.

Er berührt uns an Konkretem, auch an Materiellem.

Der Mensch der Gegenwart eilt ins Virtuelle, in Medien und Theorien. In Ideologien und Werten.

Gott aber ist auch ganz konkret an Dingen anhaftend.

Die Lateranbasilika wird als „Mutter der Kirchengebäude“ gesehen.

Kirchengebäude werden geweiht. Es gibt konkrete Symbole, deren Materie eine Bedeutung hat.

Ordnung, Hierarchie

Und es gibt herausgehobene Völker.

Eindeutig ist Israel bis ans Ende der Bibel (und damit der Zeiten) herausgehoben – man lese Offenbarung 21 und 22. Wir sind nur die „Nationen“ (éthnos). Ich schreibe bewusst „nur“.

Gestern haben wir eine Dokumentation zur Wannseekonferenz gesehen. Spätestens dort wird klar: Es entscheidet sich alles an den Juden!

Die Zeit der Kirchen hat sich dem Ende genähert.

Endlichkeit

Ein Tempel ist endlich. In dem Text von Foucault (siehe Link) wird jeder, der zur Verherrlichung Gottes beiträgt, in den Tempel (Kirche, Krone) eingefügt, bis er vollkommen ist. Vollkommen in der Summe der Zeit, nicht in der Gegenwart.

Kristallisation

Mir scheint: Heiligkeit und Herrlichkeit Gottes kristallisieren sich zuerst an „Staubkörnern“. So wie es Kristalle auch tun.

Dann aber: an den schon vorhandenen Kristallen. Also an heiligen Orten, heiligen Personen und im eigenen Leben auch an heiligen Akten.

Ein heiliger Akt ist eine (meist kleine) Tat, die ganz auf Gott hört.

Ein Weghören von mir selbst und ein vertrauensvoller Schritt im Gehorsam auf das gehörte.

Heilige Personen sind besonders geschichtliche Personen. Aber auch die Orientierung an Menschen, an denen ich Heilige Akte erkenne.

Und: Jeder für sich sei nicht Bote mit Worten, sondern mit seinem Sein.

Ein lebendiger Brief.

Wer immer nur mehr wissen will, mehr Erkenntnis, versteckt sich darin vor der Verantwortung zur Tat. Der Tat, die allein meinem Bruder Zeugnis ist.

Zu lernen, Orte zu erkennen, an denen Gott sich besonders offenbart, gehört zu dem, was noch die kleinste Pflanze in meinem Herzen ist.

Zweimal war ich in Israel. Es war offensichtlich, dass dies ein heiliger Ort ist. Ein Ort, an dem ich ein Heimatgefühl hatte wie noch an keinem anderen Ort.

Ich habe erlebt, wie ein Bischof einen Altar geweiht hat. Die Kirche hatte einen Umbau gehabt und die Weihe war nötig.

Er hat ihn mit Chrisamöl in unfassbar würdiger Weise „eingerieben“.

Es war die herrlichste Messe, die ich je erlebt habe.

Ich verstehe all das wenig – aber ich will es an mich heranlassen.

Was Gott heilig nennt, das will ich nicht länger beiseite schieben.

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