Wer ist die Witwe?

Sa 18.11.2023

Lk 18:1-8 Die Witwe und der ungerechte Richter

Gewinnt der, der Gott am nervigsten in den Ohren liegt?

Dies ist ein Gleichnis, das ich nie gemocht habe.

Sollen wir denn doch nervig plappern und Gott in den Ohren liegen?

Weiß denn Gott nicht um unsere Not?

Heißt es nicht an anderer Stelle: Plappert nicht wie die Heiden. Die meinen, viele Worte machen zu müssen?

Geht es denn um eine „Gebetsmenge“?

Und wie paßt das dann zu dem: Gott rettet schnell, unverzüglich?

Soll ich Dich und mich mit penetranten Wiederholungen ermüden?

Ja, geht es überhaupt darum, dass ich „mein“ Recht bekomme? Gegen meine Feinde? Entspricht das dem Reich Gottes, dem Hinhalten der anderen Wange?

Ich horche, ob mir ein anderes Hören möglich ist.

Was verbirgt sich hier?

Recht der Witwe

Die Witwe in Israel hat nicht nur ihre eigene Not und ihr Überleben. Sie hat auch Recht und Aufgabe dass Erbe ihres Mannes zu bewahren.

Ich zitiere einen längeren Abschnitt aus dem 5. Buch Mose, Kap 25 ab Vers 5:

“‭‭‭Wenn Brüder‭ beieinander‭ wohnen‭‭ und einer‭ stirbt‭‭ ohne Kinder‭, so soll des Verstorbenen‭‭ Weib‭ nicht einen fremden‭‭ Mann‭ draußen‭ nehmen; sondern ihr Schwager‭ soll sich zu ihr tun‭‭ und sie zum Weibe‭ nehmen‭‭ und sie ehelichen‭‭.‭ ‭6‭ ‭Und den ersten‭ Sohn, den sie gebiert‭‭, soll er bestätigen‭‭ nach dem Namen‭ seines verstorbenen‭‭ Bruders‭, daß sein Name‭ nicht vertilgt‭‭ werde aus Israel‭.‭ ‭7‭ ‭Gefällt‭‭ es aber dem Mann‭ nicht, daß er sein Schwägerin‭ nehme‭‭, so soll sie, seine Schwägerin‭, hinaufgehen‭‭ unter das Tor‭ vor die Ältesten‭ und sagen‭‭: Mein Schwager‭ weigert‭‭ sich, seinem Bruder‭ einen Namen‭ zu erwecken‭‭ in Israel‭, und will‭‭ mich nicht ehelichen‭‭.‭ ‭8‭ ‭So sollen ihn die Ältesten‭ der Stadt‭ fordern‭‭ und mit ihm reden‭‭. Wenn er dann darauf besteht‭‭ und spricht‭‭: Es gefällt‭‭ mir nicht, sie zu nehmen‭‭,‭ ‭9‭ ‭so soll seine Schwägerin‭ zu ihm treten‭‭ vor‭ den Ältesten‭ und ihm einen Schuh‭ ausziehen‭‭ von seinen Füßen‭ und ihn anspeien‭‭‭ und soll antworten‭‭ und sprechen‭‭: Also soll man tun‭‭ einem jeden Mann‭, der seines Bruders‭ Haus‭ nicht erbauen‭‭ will!‭ ‭10‭ ‭Und sein Name‭ soll in Israel‭ heißen‭‭ des Barfüßers‭‭‭ Haus“.‭”

Hier wird die Witwe aufgefordert, vor den Ältesten (Richtern) ihren Schwager, der Widersacher ist, anzuspeien.

Sie bittet nicht darum, sie fordert es.

Es gibt eine Verantwortung dass Erbe der Familie zu bewahren.

In ohnmächtiger, aber doch legitimierter Form auch von einer schwachen Witwe.

Was ist das Erbe?

Die Familie, gebunden an das Erbrecht des Mannes, verwaltet das Erbe der Dynastie. Das Land repräsentiert ihr sein. Verlierst du das Erbland, verlierst du dich, wirst Heimatloser – und damit alle vor dir mit.

Israelis haben ihre Heimat nie dauerhaft verkaufen können.

Es ist mehr als eine Erbschaftsregel, mehr als irgendeine Ordnung.

Das eigentliche Erbe Israels ist der Messias.

Er ist verknüpft mit dem Land Israel.

Israel ist die Witwe, die aufgefordert ist, zu rufen „nächsten Jahr in Jerusalem“.

So wie es die Juden über 1900 Jahre zum Neujahrsfest getan haben. Jedes Jahr, gegen jede Sichtbarkeit, dass Gott sie erhört.

Verantwortung

Es geht in diesem Gleichnis nicht um unsere persönlichen Wünsche oder Gerechtigkeitsforderungen.

Nicht, damit es uns endlich gut geht, sollen wir dem Vater in den Ohren liegen.

So ist Reich Gottes nicht.

Es ist die Verantwortung für unser Erbe – zuerst und zumeist die Verantwortung Israels für sein Erbe.

Sein Erbe ist das Heil der Welt, wie schon Abram (als er noch nicht Abraham hieß) zugesagt wurde.

Und eine Zusage ist auch eine Verantwortung.

Alles Erbe ist Erbe „für“. Nicht für mich, sondern von mir für die Welt.

Gott handelt zumeist mittelbar. Durch Seine Menschen. Er mutet uns sich selbst zu.

Unsere Personalität geht in der Hingabe eben nicht unter, sondern wird größer als vorstellbar.

Darum heißt es: Sei im kleinsten treu, so werde ich dir das Eigene anvertrauen können.

Und treu sein heißt auch, Deine Herrlichkeit im Sinn zu haben.

Nicht abzulassen vom Eifer für Dich und sich in den Alltagsdingen verlieren.

Nicht dein Leben ist es, was du dann verlierst, sondern auch das Erbe der Väter.

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