Wessen Talente?

So 19.11.2023

Mt 25:14-30 Von den Talenten

Geht es wirklich um Talente im Sinne von Begabungen?

Das Wort „Talente“ legt es zwar nahe und ich kennen keine andere Auslegung als diese.

Aber manches wirkt wenig passend.

Welches Talent vergräbt jemand, weil er Sorge hat, der Herr möchte es unversehrt wieder haben?

Was soll denn ein Talent sein, das am Ende des Lebens einen Wert hätte, wenn es vergraben war? Nämlich den Originalwert.

Ein Talent hätte keinen Wert mehr, wenn es nicht genutzt worden wäre.

Und das Handeln, von dem die Rede ist, impliziert ein Verlustrisiko. Ein Talent hat nicht als Haupteigenschaft, dass es beim Einsatz verloren gehen könnte.

Und was soll ein Talent sein, dass man auf die Bank bringen kann, um Zinsen zu bekommen?

Merkmale des Talents

a) Das andere Reich

Das Talent gehört in ein anderes Reich. Man kann damit handeln, aber es gehört mir nicht und seine Frucht ist nicht für mich.

Ein Talent im Sinne einer Begabung wird zumeist zum Nutzen des Begabten entfaltet. Ein begabter Musiker entfaltet sein Talent und wird vielleicht ein geehrter Musiker.

Das Talent Jesu ist aber vom „Typ“ Jesus. Jesus handelt nie zu Seiner eigenen Ehre – immer zur Ehre des Vaters (den keiner sieht).

b) Es scheint, man könne es verlieren

Es ist etwas, über das ich keine volle Kontrolle habe. Wenn ich es investiere, kann ich es verlieren. Darum vergräbt der eine dieses Talent.

Es ist wertvoll, zu wertvoll, um es zu verlieren. Aber man verliert es, wenn man es vergräbt, erst recht. Und man verliert sich selbst noch dazu.

Was ist denn das, das man verliert, wenn man es behalten will!

c) Verzinslich

Es kann Zinsen bringen, wenn ich es einem anderen zur Verfügung stelle.

Ein eigenes Geheimnis

Was passt dazu?

Ich nenne es provisorisch: Das Herz.

Herz im umfassenden, biblischen Sinn.

Die ganze Person, das ganze denken, fühlen, wollen, sinnen – ja das Leben selbst.

Wenn ich mein Herz gebe, habe ich nichts mehr in der Hand. Ich wage es, ganz zu leben.

Jesus gibt uns nichts weniger als das Leben. Nicht einfach als da-sein, als vorhanden-sein.

Er gibt uns Leben von Seiner Art. Vom Wesen Gottes.

Er hinterläßt sich selbst in uns. Sei du deinem Bruder jemand wie ich (Jesus) dir bin.

Wer das Maß und die Art dessen erkennt, was ihm in diesem „Talent“ gegeben ist, der gibt es sofort hin.

Denn ein Wesensmerkmal des Talents ist das geben selbst.

Es ist etwas, dass man nicht haben kann. Man empfängt es, man gibt es – aber man hat es nie.

Denn das Haben löscht es aus – zumindest für mich.

100 %

Beide tüchtigen und treuen Knechte investieren von Anfang an 100 %. Das Herz, dass ich nicht ganz gebe, ist eigentlich garnicht mein Herz.

Es ist kein Nebenberuf, Verwalter der Talente Gottes zu sein.

Nur der dritte Knecht hat Zeit für sein eigenes Leben.

Als Person ganz einzustehen, ist etwas substanziell anderes, als etwas unter Bedingungen und Zurückhalten eines Restes zu tun.

Person ist immer EINS. Gebe ich „etwas“, gebe ich nichts von diesem.

Victor Frankl hat zehn Thesen zur Person benannt – ich teile sie.

Zehn Thesen zur Person

Zu meinen, man wüßte, was schwimmen ist, wenn man am Beckenrand die Füße ins Wasser hält, ist eine Illusion.

Völlige Hingabe ist etwas so anderes, dass es auch nicht im Geringsten durch Teilhingabe nachempfunden werden kann.

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