Un-Sattheit

Di 21.11.2023

Lk 19:1-10 Zachäus

Eine Betrachtung zum „anderen Hunger“.

Der andere Zachäus

Zachäus erfüllt das Gesetz. Über das gebotene Maß hinaus. Er gibt die Hälfte seines Vermögens den Armen. Ganz konkret.

Und er tut Buße. Er erkennt seine Schuld und begleicht sie überaus praktisch – nicht nur mit einem „sorry, tut mir leid“.

Nicht nur eine kleine Justierung meines Lebens. Nicht nur ein „kontinuierlicher Verbesserungsprozess“ (mein Ansatz). Nicht nur eine kleine neue Gewohnheit nach der 1 % Methode.

Der Hl. Bonaventura beschreibt, wie es in Zachäus aussieht: Gott, Gast unserer Seele.

Aber tut er es um des Gesetzes willen. Oder um Jesus in sein Haus zu locken?

Nein, so fängt es nicht an.

Der Anfang

Zachäus war klein.

Ich vermute, er war nicht einfach ein lustiger kleiner Kerl, der die witzige Idee hatte auf einen Baum zu steigen. So kenne ich die Bilder aus Kinderbibeln.

Sondern er hatte ein Mangelgefühl.

Kleine Menschen werden übersehen und sie übersehen oft nicht das Ganze. Klein sein ist ein Symbol für etwas.

Zachäus hat sich damit nicht abgefunden. Mit Energie und Ehrgeiz hat er sich eine wichtige Position erarbeitet und einiges erreicht.

Er hat seinen Hunger mit Geld (Macht) und Sicherheit (Beamter) zu stillen gesucht.

Wir tun es auch mit dem Sammeln von Ehre und Anerkennung, mit Ablenkung und Spaß, mit Abenteuer und Unterhaltung.

Was dann bleibt, nenne ich „Un-Sattheit“.

Ein voller Bauch – aber irgendein Hunger ist immer noch da.

Diesen Hunger zuzulassen ist das, um was es geht.

Dazu gehört Mut und die Entscheidung, die Sehnsucht nicht totzuschlagen.

Der Weg

Zachäus wußte oder ahnte:

All sein Können und seine Energie stillen nicht diesen Hunger.

Denn es ist ein Hunger nach der eigentlichen Heimat, nach dem maßlosen geliebt werden einer Person, einer Person, die weiß, was sie tut, wenn sie mich annimmt.

Solange ich mir im Fernsehen den Bericht von Jesu Durchzug durch Jericho anschaue, passiert nichts.

Erst das Hinaustreten, das entschlossen sehen wollen, das „verrückte“ Hoffen entspricht einem angemessenen Umgang mit dieser Sehnsucht.

Der vornehme Zachäus mit seinem kostbaren Gewandt. Er krabbelt auf einen dreckigen Baum, wie ein kleiner Junge.

Die Wahl

Die Wahl ist es, vollkommen verrückt zu sein – oder ein gesittet Sterbender.

Die Sehnsucht in mir ernst zu nehmen und zu „füttern“.

Jesus spielt in der Tat verstecken mit uns.

„Suchst du mich wirklich?“ ist Seine Frage?

Denn Er kommt nicht in übergriffiger Weise oder nur als Spender von Gaben.

Seine Frage ist immer: alles oder nichts, ganz oder garnicht.

Schau nicht zu deinem Nachbarn oder deinem Freund, was er macht.

Schau, ob Er es ist, den dein Herz ersehnt hat. Nur Er, ganz Er, immer Er.

„Sei ohne Furcht im Angesicht deiner Feinde. Sei tapfer und aufrecht, damit Gott dich lieben mag. Sage stets die Wahrheit, auch wenn es deinen Tod bedeutet. Schütze die Wehrlosen und tu kein Unrecht. Das ist dein Eid.“

Den Film, aus dem dieses Zitat stammt, haben wir gestern erneut geschaut.

Bonaventura beschreibt die Herrlichkeit der Seele, die vom Vater und von Sohn besucht wird. Die Herrlichkeit, für die allein die Seele gemacht ist.

Die Herrlichkeit, die allein den eigentlichen Hunger stillt.

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