Heimsuchung

Do 23.11.2023 Tag 41

Lk 19:41-44 Jesus weint über Jerusalem

Heimsuchung ist Gnade, letzte Gnade.

Es ist der Einzug Jesu in Jerusalem.

Alles feiert, sie breiten die Kleider vor Ihm aus und loben Gott mit lauter Stimme.

Jesus aber weint.

Über genau diese Stadt hier.

Er spricht über die Belagerung und das Leid. Und in erster Erfüllung ist dies 40 Jahre später passiert.

Während der Stürmung des Tempels haben die Priester weiter ihre Opfer dargebracht und alles gemacht, wie Gott es früher gesagt hatte. Alles, bis zum letzen Atemzug.

Aber es hat nichts mehr bewirkt.

Die Zahl der „abgeschlachteten“ Juden war schon damals maßlos. Wohl mehr als eine Million Menschen.

Unvorstellbares Leid.

Jesus weint. Er ist mittendrin und weint.

Er weint aber in dem Moment, wo etwas anderes passiert. Etwas, dass für Jerusalem kein Problem war.

Heimsuchung

Das Wort steht in Vers 44 und wir spüren die Bedeutung.

Heimsuchung – episkopé. Von epi-sképtomai: achthaben auf.

Es gibt einen Moment, einen Kairos (steht im selben Vers), auf den es gilt acht zu haben.

Sie sündigten davor und sie sündigten danach – darüber redet Jesus nicht.

Er redet über den Moment, in dem ich den Schatten der Wahrheit und die Möglichkeit ihr zu folgen im Augenwinkel erkenne.

Ich kann wegschauen.

Es fühlt sich wie eine kleine Sache an – aber doch. Da ist auch das innere Wissen: Es ist der Herr.

Tag 41

Mir scheint, es ist heute Tag 41 der Heimsuchung.

Von uns!

Es geschieht an Israel – aber um unser willen.

Um meinet Willen.

Es wird der Tag kommen, an dem uns geschehen wird, was dort geschieht.

An diesem Tag werden die Christen zu Gott schreien – und Er wird schweigen.

Denn die Stunde Gottes ist in der Nacht davor, im Dunkel, in dem doch ein Licht scheint.

Für mich.

Für uns.

Dieses Licht auszuschlagen, oder nur zu ignorieren, besiegelt das Leid.

Das Leid, über das Jesus nur weinen kann – es aber nicht abwenden wird.

Wer heute nicht mit Israel schreit, der braucht morgen auch keine Psalmen mehr zu singen.

(Frei aus einem Brief von Dietrich Bonhoeffer).

Wer ist gemeint?

Jerusalem hat Jesus nicht gekreuzigt.

Das haben Pharisäer und taktierende Politiker gemacht.

Aber Jerusalem hat es zugelassen.

Es hat den Raum freigegeben.

So sehe ich es heute bei uns.

Kein Christ will die Juden ins Meer jagen, wie es die Parolen auf den Plakaten sagen.

Aber es ist Raum da, dass das gerufen wird.

Wir haben diesen Raum gegeben und lassen ihn zu.

Eine politische Andacht?

Ich glaube, dass Jesus nicht politisch ist. Sondern dass unsere Welt durch die Wandlung von Herzen verändert wird – nicht durch Systemänderungen.

Darum habe ich in der Stille nie politisch gedacht.

Auch jetzt nicht.

Aber eines Tages ist persönlicher Glaube auch öffentlich gerufen.

Irgendwann stehen wir vor „Richtern und Statthaltern“.

Sichtbar.

Das geschieht nicht, wenn andere meinen Glauben nicht politisch deuten würden.

Es ist klug, nicht danach zu schreien.

Aber es ist töricht, den Kairos verstreichen zu lassen.

Der „Nächste“

Der Nächste ist der Nahe.

Ich sage: Er ist meine Frau, meine Familie, die nahen Menschen.

Nicht Afghanistan oder Afrika, zumindest nicht, wenn es keine spezielle Berufung gibt.

Außer bei Israel.

Israel ist immer mein Nächster – denn es ist mein älterer Bruder.

Auch wenn er Christus zumeist noch nicht kennt.

Gott reut Seine Berufung nicht.

Er bleibt mir Bruder.

Anhang:

Wer einen Einblick in das Grauen erträgt, suche nach

hamas.com

Den Inhalt verantwortet die Hamas – nicht ich.

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