Einsam

Di 28.11.2023

Lk 21:5-11 Die Zerstörung des Tempels

Ich frage heute: Kann die Kirche untergehen?

Jesus steht vor dem schönen Tempel. Schön bearbeitete Steine, Weihegeschenke.

Während Jesus diese Pracht betrachtet, sieht Er die Zerstörung des Tempels. Die Zerstörung des Tempels ist sicher, weil Er sicher um die Zerstörung des Tempels Seines Leibes weiß.

Sein Leib und der Tempel hängen zusammen.

Würde ich die Geschichte nicht kennen und wäre dort neben Jesus, würde ich es für unmöglich halten, dass der Sohn Gottes, der hier in voller Kraft neben mir steht, sterben könnte – und so bald sterben würde.

Mir scheint es deutlich, dass die Kirche sterben wird.

Für mich als Katholik sehr viel schwerer vorstellbar, als zu der Zeit als ich selbst noch Protestant war. Damals war „Kirche“ weniger wichtig – es ging um persönliches Heil.

Aber ein „schön bearbeiteter Stein“ ist für sich genommen bedeutungslos.

Er gehört in einen Tempel.

Eine Zelle meines Körpers oder gar ein Organ, ist nur im Zusammenhang mit dem Leib wichtig.

Der große Abfall

„Und weil die Missachtung des Gesetzes überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten“ (Mt 24:12).

Wenn der Stein „frei“ herumschwirrt, kann der Tempel nicht bestehen.

Wer sich selbst liebt, verliert die Bindungskraft zum Nachbarstein. Alles zerfällt.

Die Epoche der Meinungen und Selbstverwirklichung hat jedes Maß verloren.

Ebenso das von sich weisen von Verantwortung.

In dem Maße, wie die Menschen die eigentliche Liebe verlieren, suchen sie Sympathie und harmlose Zustimmung.

Entweder indem sie irgendeiner Meinung hinterherlaufen, oder indem sie sich überall heraushalten.

Hinter einer Meinung herlaufen ist genauso verantwortungslos, wie das sich heraushalten.

Die große Scheidung

Menschen ohne verantwortete Zugehörigkeit, werden von außen in eine Entscheidung genötigt werden.

Denn wer aus der Not, sich entscheiden zu sollen, flieht, wird mit Taubheit bestraft werden.

Am Tage des jüngsten Gerichtes meint ein solcher, unschuldig zu sein, weil er ja nicht schuldig ist (nichts gehört hat).

Aber Unschuld ist nicht Schuldlosigkeit!

Der Weltenrichter sagt: „Weil du NICHT …“ weiche von mir.

Siehe das Weltgericht von vorgestern.

Das nicht tun des Guten ist das Problem.

Das Vermeiden des Bösen rettet mich nicht.

Wer das Böse meidet und Punkt, ist kein Kandidat für den Himmel.

Einsam

Das billige dazugehören ist der Würde der Person nicht gerecht.

Der Kampf geht um personale Liebe, Liebe, die aus freier Hingabe die ganze Person umfasst.

Dies ist in einer relativen Kultur immer schwerer.

Es geht also darum, dennoch die Liebe nicht zu verlieren. Auch wenn es immer weniger Antwort gibt.

Fürchte ich die Einsamkeit mehr, als ich die Verantwortung annehme?

Nur wenn ich in beidem zugleich bleibe, bin ich Bürger des Reiches Gottes.

Maria und Johannes standen am Kreuz, ja unter dem Kreuz.

Stellvertretend für die zu Tode geängstigten und verzweifelten Jünger.

Menschen, die bedingungslos Jesus lieben, selbst in der Zerstörung seines Leibes (der Kirche) noch, sind Kristallisationspunkte der zaghaften Liebe der verschütteten Kirche – ja selbst des Petrus.

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