Mi 29.11.2023
Lk 21:12-19 Ankündigung von Verfolgung und Zeugnis
Wenn ich von Gott Zeugnis gebe, gebe ich von Seiner Liebe Zeugnis.
Wann werde ich meine Liebe bezeugen?
Doch erst, wenn meine Zugehörigkeit für Gott ein persönlicher Nachteil für mich ist.
Wo stehe ich?
Wenn ich kritisch betrachtet werde, wenn ich ein wenig schlechter gesehen werde als ich bin – reflexartig wacht in mir ein Verteidigungsimpuls auf.
Meist äußere ich es sogar – aber auch sonst ist es innerlich wie ein Zusammenzucken bei einem Schmerz – selbst wenn es nur kaltes Wasser auf dem Rücken ist.
Und natürlich meide ich solche Dinge.
Wie viel von meinem bewussten, aber erst recht von meinem unterbewussten Denken beschäftigt sich mit meinem Wohlergehen!
Ein reflexartiges Denken gibt wenig Raum für den Geist Gottes.
Ein argumentatives Reden ist ebenfalls in Gefahr, mein Denken zu spiegeln.
Gott aber fragt nach meinem Zeugnis.
Beispiel: Unterricht
In Kursen, die ich gegeben habe, habe ich gelernt: Bereite dich gut vor. Zumeist indem ich prüfe, was wahrhaftig meine Botschaft ist.
Gern auch schriftlich.
Und dann lass die Notizen beiseite und antworte.
Scheinbar auf die Menschen – aber doch auch auf die Ansprache, die ich daraufhin in meinem Herzen höre.
Bedingung ist, dass es ein Herzensanliegen von mir ist. Zwar nüchtern und gründlich geprüft – aber nicht eine Summe von Wissen.
Zeugnis
Ich weiß, es heißt griechisch Martyrium, und steht wörtlich in Vers 13.
Ein Zeugnis ist immer ein Martyrium, denn ansonsten ist es ein Geschäft.
Wenn ich nichts dafür bezahle, sondern vielleicht noch Bewunderung oder Anerkennung bekomme – was bezeuge ich dann, außer einem Nutzen?
Aber Gott ist Liebe. Liebe ist nicht in der Kategorie „Nutzen“.
Sobald ich Liebe mit Nutzen verbinde, wird sie verunreinigt, ja vermutlich verdorben.
Es wird Zeit, dass ich für mich kläre, ob ich Gott so liebe, wie Er es verdient hat. Wie es das schwärmerische Herz meint, zu tun.
Zeit für ein Zeugnis, mir gegenüber.
Ein Zeugnis, das dem Martyrium voraus greift, das selbst schon ein Schmerz ist.
Ein Abschied von der heimlichen Pflege der Selbstliebe – wenn sie sich auch als Selbstschutz tarnt.
Das Anziehen der Schuhe ist noch nicht der Marsch – aber den Kopf aus dem Loch zu stecken ist die eigentliche Ursache, später auch im Licht zu stehen.
Die Entscheidung geschieht im Dunkeln, damit ich im Licht bereit bin für das Reden Gottes.
Hierarchische Liebe
Liebe scheint keine messbare Größe zu sein. Zudem scheint sie potenziell unbegrenzt zu sein. Kann es da eine Hierarchie geben?
Ja, in der Form des „Zuerst“.
Die ganze Person ist „Eine“.
Ich und Du.
Nicht ich und Ihr.
Die Entscheidung ist: Ich als ganze Person für die Person Jesus Christus.
Das macht meine Würde aus.
Darum heißt es in ZWEI Versen: Du sollst Gott lieben, von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt, von ganzem Verstand.
Dann erst: und deinen Nächsten wie dich selbst.
Gott liebe ich nicht wie mich selbst. Und nur aus der 100 % Konzentration meiner Liebe auf Gott entsteht ein Überfluss für den Anderen, den Bruder.
So wird es geschehen, dass Menschen meine Liebe zu Gott als Konkurrenz erkennen. Gerade nahe Menschen.
In dem Augenblick der Reihenfolge, des „Zuerst Gott“ ist ein Gefühl des Mangels des Anderen.
Wie früher schon erwähnt, ist es auch in der Eheberatung oft die eigentliche Ursache der Spannung, dass die Liebe keine personale Liebe ist. Also nicht die ganze Person umfasst.
Weil in allem immer ein beträchtlicher Teil der Liebe für die Selbstliebe abgezweigt wird.
Bedingungslose Liebe ist entweder töricht – oder sie erkennt sich als aus der Geborgenheit in Gott überfließend vorhanden.
Ich erkenne also daran, dass ich mich dem Anderen eingeschränkt (bedingt) liebe, dass da noch Selbstliebe ist.
Erst wenn ich alles Gott gebe, werde ich frei zur personalen Liebe.
Wahre Freiheit ist immer Freiheit von der Selbstliebe.
Ich werde also frei von mir!
Und damit auch frei zum Martyrium!