Nur durch die Wüste

So 10.12.2023 🕯🕯 2. Advent

Mk 1:1-8 Bereitet den Weg des Herrn.

Keine süße Weihnacht, kein Zuckergebäck, keine schönen Lieder.

All das ist Advent nicht.

Noch nicht einmal zumeist Vorfreude.

Denn wenn Jesus das zweite Mal kommt, werden die meisten Menschen zu den Bergen und Felsen sagen: „Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes!“(Offb 6:16)

Die Menschen gehen nicht zu Johannes in die Wüste, weil sie sich so auf Jesus freuen.

Sondern weil sie sich erkannt wissen in dem, wie sie sind.

In der Unmöglichkeit, dem Messias in diesem Dreck vor die Augen zu treten.

Advent ist Zeit der Buße – so selbst noch in der weichlichen kirchlichen Tradition.

Violett als liturgische Farbe – nicht das Grün der Kränze und Bäume, die auf dem Weihnachtsmarkt stehen.

Der Weg zum Himmel geht durch die Wüste. Es gibt keinen anderen.

Die Gnade ist keine Abkürzung.

Wir kommen nicht durch Werke in den Himmel – das ist wahr.

Aber wir kommen nicht in unserem Rock in den Himmel. Den müssen wir lassen, um überkleidet zu werden mit dem Hochzeitsgewandt.

Das geschieht in der Wüste. Dem Ende der Selbstliebe.

Der Spaß der Welt ist ein sicheres Mittel gegen die Freuden im Reich Gottes.

Ich kann nur den einen ODER den anderen Kuchen essen.

Jesaja

Das vermutlich früheste Evangelium (Markus) fängt mit Jesaja an. Dem Ur-Israelischen Propheten. Jesaja offenbart sich in Johannes.

Der Sinn von Jesaja wird durch Johannes gültig – wie ich es gestern mit dem Thron Davids beschrieben habe.

Johannes, der Jude, bereitet den Weg für Jesus, den Juden.

Jesus wird Apostel einsetzen. Alles Juden.

Vielleicht etwas akzentuiert: Petrus (der Jude) für die Katholiken, Andreas (der Jude) für die Orthodoxen und der spätberufene Paulus (Jude und Antipharisäer) für die Evangelischen.

Aber eigentlich alles unter Petrus – wie Jesus klar sagt.

Mir geht es darum, dass es keinen Bruch zwischen Jesaja und Petrus gibt.

Wer sich von Jesaja abschneidet, der ist tot.

Ein toter Zweig, der zertreten wird.

Wie oft hat auch meine katholische Kirche (und mehr noch der Judenhaßer Luther) an dem Ast gesägt, auf dem wir sitzen.

Mir scheint, mit zittern ist jetzt die Zeit der Buße gegenüber dem jüdischen Volk für uns Christen.

Ansonsten wird die Blase des Christentums sich vom Stamm lösen und ins Nichts verfliegen.

Kein Jesus ohne Jesaja, kein Christ ohne Israel.

Das verstehe ich erst mit Ernst seit dem Peitschenhieb vom 7.10.23.

Keine Selbstoptimierung

Christ sein ist kein Weg der Selbstoptimierung. Kein „tue dir was Gutes“.

Noch nicht einmal kulturelle Heimat, christliche Tradition.

Auch nicht ein Ort, in dem geistliche Kinder „zur Welt gebracht“ werden, um sie dann verhungern zu lassen.

Christ sein ist der Ruf: nächstes Jahr in Jerusalem.

Wir bereiten hier unser Herz für das Zukünftige (Hoffnung).

Anhand, mit und in der realen Welt.

Gott fragt nicht nach warmen Gefühlen oder schwärmerischen Begeisterung.

Er fragt nach Treue (pistis; Glaube) und Liebe.

Liebe, die ALLEIN am Widerstand sichtbar wird.

Liebe ist kein Gefühl – auch wenn es in einem Gefühl enden kann (und tut).

Finsternis

Gestern war ich mit Freunden auf einer Pro-Israel Demo in Hamburg. Die Medien berichteten von einer Teilnehmerzahl von etwa 150 Menschen.

In Deutschland sind Juden nicht mehr sicher. Es gibt wieder eine Auswanderungswelle. Jüdischen Leben stirbt. Und nach allen „nie wieder“ Rufen treffen sich 0,01 % der Hamburger, um sanft „lieber nicht“ zu sagen.

Wüste ist zunächst der Ort der Einsamkeit.

Ein Kommentar zu „Nur durch die Wüste

  1. ach, Andreas…es ist so schwer. Aber wir dürfen die Freude nicht verlieren. Ich sage das mehr zu mir selber, als zu anderen. Die Chanukkahlichter und die wunderbare Geschichte der Makkabäer, (eine kleine Gruppe) helfen zu erinnern, dass ER mit uns wenigen und mit uns allen ist, schon immer war und sein wird.
    Liebe Grüsse Brig

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