Gewaltsame Heiligung

Do 14.12.2023

Mt 11:7b, 11-15 Zeugnis über den Täufer, Gewalt am Himmelreich

Gegen den Strich gebürstet.

In den Betrachtungen zu diesem Abschnitt aus Evangelium Tag für Tag wird ein Text aufgeführt, der dem Hl. Makarios (der Glückselige) zugeschrieben wird. Ein Wüstenvater der 4. Jahrhunderts.

Es war die Zeit, als die Kirche aus den Jahrhunderten der Verfolgung gekommen war. Es wurde „preiswert“ Christ zu sein (um nicht zu sagen „billig“).

Makarios legt die Stelle für mich sehr überraschend aus. Die Überschrift lautet:

Sich selbst Gewalt antun, um zur Wohnstatt des Herrn zu werden

Werke und Gewalt

Das sind Begriffe, die in meiner Glaubenswelt unbekannt sind.

Zum einen ist die Gnade immer noch mein lutherisches Erbe. Und Gewaltfreiheit ist das Erbe der aktuellen Kultur, schon seit ich auf der Welt bin.

Daher lag es mir eher nahe, zu vermuten, Jesus meint das als Kritik, wenn Er sagt, dem Himmelreich wird Gewalt angetan.

Ist das so?

Merkwürdigerweise ist dieser Text durch und durch mit Johannes dem Täufer verknüpft.

Und jener hat sich selbst Gewalt angetan. Er hat in der Wüste gelebt, Heuschrecken gegessen und ein Mantel aus rauem Kamelhaar getragen.

Makarios nun lebte in der Einöde, fastete viel, verzichtetet auf Komfort und suchte Gott auch radikaler Entfernung dessen, was dazwischen steht.

Mir scheint, das ist überhaupt nicht das, was ich hören will.

Der Weg des Makarios

Es lohnt sich, den Text konzentriert zu lesen.

Da steht das Wollen und die Entscheidung am Anfang und im Vordergrund.

Nicht ein anderer nennt es „nötig für das Heil“. Makarios will selbst alles tun, um Gott nahe zu sein.

Dann stehen da Dinge, die ich „Imitatione Christi“ nennen möchte.

„De Imitatione Christi“ („Die Nachfolge Christi“), von Thomas von Kempen.

In dem allen das klare Bewusstsein, dass dies eine Einladung, eine Bitte an Christus ist. Hartnäckiges Anklopfen an die Tür des Reiches Gottes.

Christus hält Ausschau nach solch einer großen Entschiedenheit.

Und wird sie nicht unbeantwortet lassen.

Anders als Zen

In meiner Zeit des Zen-Buddhismus ging es um innere Leere.

Aufgehen in etwas anderes, das nicht ich bin.

Hier nicht!

Hier geht es darum, ganz ich selbst zu werden.

Ganz der, den der Vater im Sinn hat, wenn er mich anschaut.

Ganz Mann.

Ganz entschieden.

Gemeinsam mit „der Braut Christi“ auf Ihn wartend.

Damit Fülle entsteht, damit Frucht entsteht – aber eigentlich, damit der Schöpfer gelobt wird.

Gelobt in Seinem Vertrauen und Seinem Opfer für ebendiese Freiheit, dies alles von mir aus und brennend gern zu tun.

„Selbstgewalt“

(Ich rede immer nur zu gesunden Menschen).

Eine Wortschöpfung in Analogie zu Selbst-liebe.

Nicht Sanftheit gegen mich mach mich sanft gegen andere.

Auch nicht eitle Härte gegen mich, wie es früher oft war.

Aber doch ist die Vorbereitung auf die Hochzeit ähnlich einer Vorbereitung eines großen Konzertes.

Sehr viel üben, sehr viel Arbeit und Genauigkeit.

Um die Hörer zu erfreuen.

Die Leiblichkeit ist nun mal mein Auftrag. Im Leib verherrliche ich Gott.

Zimperliches selbst verwöhnen ist die Sintflut der Gegenwart.

Meine Sintflut.

Es schmerzt wahrhaftig, Weichlichkeit abzuschneiden.

Aber sollte ich nicht mein Zimmer aufräumen, wenn ich am Abend Jesus als Gast erwarte?

Sollte ich mit dem Werkzeug meines Leibes schlechter umgehen als mit dem Japanischen Stecheisen, das ich nach jedem Gebrauch wieder einpacke?

Nicht der Erfolg ist das Ziel, sondern die „entschlossene Entschlossenheit“.

„determinada determinación“, mir scheint, ich spüre die Kraft im Spanischen noch mehr.

PS: Ich habe ChatGPT gefragt, ob das Wort „Bestimmtheit“ auch passt:

„Ja, der Ausdruck „determinada determinación“ von Teresa von Ávila beinhaltet auch das Konzept der „Bestimmtheit“. In diesem Zusammenhang verweist „determinada“ auf eine Form von Entschlossenheit, die zugleich festgelegt, entschieden und unerschütterlich ist. Es geht um eine tiefe, innerliche Festlegung und ein starkes Engagement, das mit der spirituellen Hingabe und dem inneren Willen verbunden ist, wie es in ihrer mystischen Lehre und Praxis zum Ausdruck kommt.“

‭βιάζω‭ biázo ‭Gewalt anwenden, sich eifrig um etwas bemühen.

Ich mag das spanische lieber – danke Teresa.

Ein Kommentar zu „Gewaltsame Heiligung

  1. Das Allerheiligste
    ohne anzuklopfen
    von aussen
    mit der Unfehlbarkeit
    einer Lehraussage
    deren Wahrheitsanspruch
    als unumstößlich gilt
    als nichtig zu erklären
    darin wird der Menschen
    in seiner universellen
    unteilbaren
    absoluten Würde
    missbraucht

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