Selbstliebe und Selbstmitleid

Fr 15.12.2023

Mt 11:16-19 Die Kinder wollen, dass Gott nach ihrer Pfeife tanzt.

Aqualung.

Dieser Abschnitt steht vor den Wehrufen.

Das „hinabgestoßen bis an die Hölle“ in Vers 23.

Mich erschrecken diese Wehrufe sehr – und dennoch spüre ich, dass sie mich nicht genug erschrecken.

Ist es nicht so, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass alles ganz anders kommt, als es bisher war?

Ist mein Leben nicht zumeist ein Eintreten in die Fußspuren meiner eigenen Erwartung?

Ja, das ist es.

Das betrifft zwar auch die Ereignisse – aber viel mehr noch meine Haltung zu den Ereignissen. Ich werde zumeist denken und fühlen, als wenn die Welt sich nach meinem Denken und Fühlen richtet.

Ich werde nicht erkennen, wann Zeit zum Leiden ist, weil ich das Leiden der anderen zu schwer erkenne, so schwer zulasse.

Ich werde nicht erkennen, dass mir so viel Segen zufließt, dass ich vor Jubel tanzen sollte, und das nicht alles für normal halten sollte.

Werde ich nicht auch erneut stille sein, und mein Leben heute nett einrichten, ohne auf die Frontlinie des Todes und des Gerichtes zu achten, die heute näher ist als gestern?

Würde ich Jesus erkennen, wenn E r in Buchholz in Erscheinung träte, so wie damals?

Oder würde ich Ihn einsortieren in das, was ich von diesem und jenem Menschen erwarte.

Lebe ich nicht in einer Echokammer, und höre zumeist mich selbst, meine eigenen Gedanken?

Meine Selbstliebe, mein Selbstmitleid.

Johannes ruft laut: Tue Buße in Sack und Asche.

Und ich sage: wofür genau? Was meinst du? So schlecht bin ich doch nicht. Wo käme ich hin, wenn ich meine Selbstsucht als Todsünde beichten würde, wie sollte ich denn danach unbeschwert weiter sündigen?

Jesus ruft: Ich erlöse dich und stelle dich vor das Angesicht des Vaters.

Und ich sage: ok, find’ ich gut. Mach mal.

Als wenn es Ihn nichts kosten würde. Als wenn nicht jeder Mangel meines Lebens damit verpufft und ich ab nun, sofort und ganz als Erlöster leben könnte.

Ganz dem anderen zugewandt, ganz ohne Sorge, ohne Beschwernis.

In meiner Jugend habe ich gern Jethro Tull gehört.

Auf dem Cover der LP „Aqualung“ stand ein Text (auf der Rückseite): „In the beginning Man created God; and in the image of Man created he him.“ (1971). (Im Anfang schuf der Mensch Gott, und nach seinem Bilde schuf er Ihn).

Die Wahrheit dieses Textes schüttelt mich.

Ja, ist es vielleicht der größte Schutzwall gegen Gottes Anspruch Gott zu sein, sich von Anfang an und immer neu einen eigenen Gott zu schaffen.

Einen Gott, der mir entspricht.

Ein Gott, mit dem ich bequem leben kann.

Ein Gott, der mir letztlich Knecht ist!

Einen Gott, wo ich sagen kann:

„Liebe dich selbst.

Liebe dich selbst mit all deiner Kraft und deinem Vermögen

achte auf dich und auf nichts als dich –

und dann mache dir deinen Gott nach deinem Bild,

damit du Ihn lieben kannst, wie dich selbst.“

Wann werde ich wagen,

Gott Gott sein zu lassen?

Wann werde ich Glauben,

dass Gott mich mehr liebt, als ich es tue?

Wann werde ich mich loslassen,

und in die Hände dieses fremden Gottes geben?

Wann werde ich aufhören,

mich selbst zu lieben und zu ehren vor mir und der Welt?

Und anfangen

Ihn ganz und gar zu ehren

Vor mir und meinem Herzen,

und vor der Welt

Und wenn es niemand hören will

so will ich es den Steinen bezeugen.

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