Rücke weiter auf, Freund

So 17.12.2023

Joh 1:6-8, 19-28 Von Johannes dem Täufer

Wieso ist der Täufer von damals heute noch wichtig?

Johannes, der Evangelist, platziert den Täufer mitten im großen Prolog seines Evangeliums.

Mein Gefühl war immer, dass es diese gewaltige Eröffnung irgendwie stört. Mit einem Detail, dass das ganz Große unterbricht.

Zudem hatte ich immer die Frage: Johannes sagt explizit, er sei nicht Elia, Jesus sagt den Jüngern, dass er Elia ist.

Wer bist du, der du taufst?

Johannes denkt so wenig an sich und über sich nach, dass er nicht genau weiß, wer er ist.

Er ist ganz in seinem Tun, in seinem Auftrag.

Was weiß ich von mir? Ja, ich verkünde. Ich rufe.

Und: Ich weiß um mein klein sein und kleiner werden, weil Der kommt, der groß werden soll und groß ist.

Johannes ist ganz Auftrag.

Wenn ich mir vorstelle, ich würde mich „Stimme“ nennen, dann wäre klar, dass ich genau weiß, was ich verkünden soll. Ich sorge nicht um das „was“, nur dass es geschieht. Da geht kein Blatt zwischen dem Auftrag und mir, keine Zweifel, kein Erwägen und „man weiß ja nicht“. Kein Hätte, Könnte, Sollte.

Und auch das hat Johannes sich nicht ausgesucht, sondern zu dem hat er sich zur Verfügung gestellt.

Weil es so sein soll, denn der Messias steht vor der Tür.

Jeder Stein wird gebraucht

Wenn ich an meinem Stein herum-klopfe, weil es mein Job ist, dann ist es mir auch nicht wichtig, wie er genau aussehen soll, damit er passt.

Und er wird nicht passen, denn am Ende bin ich selbst der Stein. Mein Umgang mit dem Stein ist eine „Kaderschmiede“, die mich für das Eigentliche bereitet und prüft.

Das Eigentliche ist das himmlische Jerusalem. Die vollkommende Stadt. Der Ort, an dem jeder genau an seinem Ort ist.

Wir haben gestern ein Vokalkonzert von Lux Aeterna gehört.

Wozu ist der Dirigent – den hört man garnicht?

Damit jeder genau zu seiner Zeit einstimmt.

Je genauer, desto schöner.

Egal, wie gut jemand singt, kommt er zu früh oder zu spät ist alles verdorben – für alle.

Darum geht es nicht nur darum, wie gut ich bin, sondern wie genau ich dem Dirigenten folge.

Das ist in meinem Bild: Wie genau ich Gott höre.

Johannes hört nichts als Gott.

Er hört sein Ego nicht.

Und so setzt er sich ganz unten an die Tafel des Königs. Und dieser kommt und sagt „Rücke weiter auf, mein Freund“.

Oder: „Du bist mir der Elia, die Brücke zwischen dem bisherigen und dem, wofür das bisherige war.“

Wie höre ich heute Johannes, den Täufer?

Man könnte meinen, Johannes hat seine Aufgabe erfüllt.

Was geht er nun noch mich an?

Johannes verbindet Elia mit Jesus. Und Jesus mit Elia, wie auf dem Berg der Verklärung zu sehen.

Er verbindet das Herz der Väter zu den Söhnen, und das Herz der Söhne zu den Vätern (Malachi über den kommenden Elia im letzten Vers des alten Bundes!).

Wer sind meine Väter?

Die Kirchenväter und die Kirche zum einen.

Aber mehr noch das Volk Israel.

Als geschichtliches Volk – besonders in der Gegenwart.

Lasst euch versöhnen mit Israel, dem Vater.

Und du Israel: Versöhne dich mit DEM Sohn deines Volkes, Jeschuah.

Wir können den Boden bereiten, indem wir den Vater um Vergebung bitten.

Um Vergebung für all unsere pubertäre Arroganz der letzten 2.000 Jahre.

Ich erkenne, dass Israel von Gott am Ende ganz nach vorn gebeten wird und meine Kirche und ich auf den letzten Plätzen landen. Darum gehe ich lieber gleich an diesen letzten Ort. Das ist: Um Vergebung bitten.

Johannes ist die Botschaft des Maleachi.

Auch heute.

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