Der verrückte Jesus

Sa 20.01.2024

Mk 3:20-21 Volles Haus – Jesu Angehörige nennen Ihn verrückt.

Was habe ich, was hält mich?

Zwar könnte man das Wort „verrückt“ auch anders übersetzen.

ἐξίστημι‭ ex-ístemi ‭(sich) verändern‭.

‭‭‭‭Aus ‭‭ ‭ἐξ‭ ex ‭aus, heraus;‭ ‭ἵστημι‭ hístemi ‭stellen, stehen‭.

Aber ich will es aushalten, dass vielleicht genau das verrückt-sein gemeint ist.

Lebendiges Wort

Aus einem lebendigen Text kommt keine eigene Sicherheit.

Viele meinen, wenn sie die Bibel hätten, dann hätten sie Sicherheit. „Steht ja da!“, sagen sie mir.

Dann kann man auf den Gedanken kommen zu sagen: Wenn sie den Sohn Gottes verrückt nennen, sind sie in der Linie der Pharisäer (wird Montag Thema sein). Die nennen Jesus von Beelsebul besessen.

Also ist Maria dann die eigentlich verrückte.

Die evangelische Kirche hat die Pfingstbewegung in der „Berliner Erklärung“ von 1909 als einen Geist von unten beschrieben.

Christen aus der Brüdergemeinde nennen meine katholische Kirche eine schlimme Sekte, also eine Gefahr. Gerade auch aus ihrem Verständnis der Bibel heraus.

Besonders Maria ist dann gern auch die Astarte, die Abgöttin der Katholiken.

Selbst die nächsten Verwandten

Selbst die Familie nicht.

Jesus ist plötzlich so anders – ist er vielleicht eine Gefahr für sich selbst?

Und ja, es gibt viel religiöse Schwärmerei.

Eine Gefahr für die Betroffenen – und auch für andere.

Ist der Besuch Israels in einem grenznahem Gebiet am Libanon nicht auch ein wenig „verrückt“?

Ich sehe: „Verrückt“ sein allein, ist kein Zeichen von gutem Eifer. Trotzki war ein Jude und ein Eiferer, Lenin war Orthodox, Engels war Protestant.

Herkunft und Eifer sagen nichts.

Es gibt keine Sicherheit. Weder aus der Bibel, noch aus der Herkunft und selbst nicht aus der Tradition und der Dogmatik.

Lauheit ist kein Rezept, Eifer ist kein Rezept, Wissenschaft ist kein Rezept – ach.

Ein Blatt im Wind

Bin ich nicht ein Blatt im Wind? Niemals wirklich Herr im Leben?

Objekt anderer Kräfte? Verwehend in der kurzen Zeit meines Daseins?

Und ist nicht auch das Gewissen überschwemmt von je anderem? Dem Zeitgeist oder gerne auch einfach einem Anti-Zeitgeist.

Bonhoeffer schreibt ähnliches in seinem Gedicht „Wer bin ich“.

Zwar geht es dort – etwas anders als hier – um Bonhoeffer selbst.

Aber mir hilft:
„Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.

Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!“

Ich bin jederzeit neu vor Dir, mein Gott.

Immer sowohl der alte, irrende, suchende –

aber auch immer neu der, der horcht, wie Du mich rufst, welchen Namen Du mir gibst.

Frieden habe ich nur in dem lebendigen Gott.

Weder Schrift noch Tradition entsprechen mir – wenn ich sie auch achte.

Allein der lebendige Gott.

Wenn ich auch irre, so irre ich doch vor Dir.

Wenn ich wage, so wage ich vor Dir.

Nicht Wissen oder Offenbarung trägt mich,

sondern ich hoffe, in Dir getragen zu sein.

Trägst Du mich nicht – ich verwehe in Irrtum, Lauheit und Eifer.

Konkret

All das am Konkreten.

Bonhoeffer mit seinem Tyrannenmord.

Ich aktuell mit dem politischen Israel.

Ich glaube. – Aber mehr doch: Ich weiß, ich habe es nicht.

Ich gehe mit dem Licht des Tages – wird sich morgen die Welt als dieselbe erweisen?

Wenn ich sie auch nicht mehr erkennen werde – Du wirst mich in ihr finden, erkennen und bergen.

In sieben Tagen fahre ich.

Es ist gut.

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