Der doch nicht

Mi 31.01.2024 Nes Amim, Israel

Mk 6:1b-6 Jesus in Seiner Heimatstadt

Zumeist geht es darum, Gott nicht zu klein zu denken. Nicht zu menschlich.

Von einer Theologie, die nur weiß, was Gott nicht ist.

Ich aber weiß viel von Gott.

Er wohnt nebenan. Er war gestern mit mir in der Küche.

Ja, Gott ist der, der immer noch größer ist, als ich dachte und denken kann. Er ist der, der heilig gehalten werden muss. Wir haben kaum noch Räume, in denen ich diese Wirklichkeit Gottes spüren kann. Dinge werden lässig behandelt, die doch helfen sollen, eine Ahnung, ein kleines Gespür für den Gott zu bekommen, der über allen Cherubinen thront.

Der Altar als Ablage für irgendetwas, Kommunion aus Plastikbechern oder zu Hause, Tourismus in Kirchen, CD Musik zum Abendmahl u. v. m.

Aber zugleich bist Du viel näher als ich es erwarte. Du, ewiger, allmächtiger Gott begegnest mir in Menschen auf der Strasse (Delbrêl).

Im Übergewichtigen und im sehr schlichten Menschen. Im Unattraktiven, im unreifen Menschen. Ja, im Freund und im Feind.

Am meisten und am verborgensten in denen, die mir so vertraut sind, dass ich sage: „Den kenne ich, das ist bestimmt nicht Jesus“.

Im Nachhinein

Man pilgert nach Bethlehem und baut Ihm eine Geburtskirche.

Ich selbst spüre den Zauber der Orte, an denen Jesus war.

Die Menschen bauen große Mahnmale der Erinnerung. Wär ich dabei gewesen,…

Jesus sagt, sie bauen den Propheten Denkmäler und erweisen sich so als Söhne der Prophetenmörder.

Denn sie halten sich für besser als jene.

Es gilt aber, den Propheten zu erkennen, wenn er vor mir steht.

Konkreter: Israel als Kairos zu erkennen in seiner irdischen Hülle.

Sie sagen, sie mögen Netanyahu nicht – also kann Israel nicht Gottes Werk sein? Das konkrete Land?

Jesus als Toten zu gedenken ist das, was dabei herauskommt.

Als Religionsstifter, als Ethikprofessor, als „neuen Mann“, als Humanist.

Er steht aber neben mir. Heute.

Ob ich etwas mag oder nicht, ist nicht der Maßstab der Heiligkeit.

Ob ich Israel mag oder nicht, spielt keine Rolle.

Genauso wenig, wie der Geschmack des gewandelten Weins in der Eucharistie etwas über seine Bedeutung aussagt.

Ohne Wahl

Wer mir Nächster ist, bestimme nicht ich. Das sagt Jesus im Gleichnis vom Samariter deutlich. Ob er ein arroganter Jude ist oder nicht, einer der eigentlich auf die Samariter herabschaut. So wie ich es bei den Ultra-Orthodoxen Juden mir gegenüber vermute.

Welcher Weg, welcher Mensch mir gegeben ist, der ist mir Weg, der ist mir Nächster.

Gegenwärtigkeit und Nähe machen es schwerer – nicht leichter. Das Heilige sollte auf einem unerreichbarem Berg sein – dort bin ich sicher vor seinem konkreten Anspruch.

Es ist für manchen leichter „sein Leben Jesus zu geben“, als seine konkrete Zeit und den besseren Platz, die schönere Blume. Die ältere Milch im Supermarkt zu nehmen und die Frische dem Nächsten zu lassen.

07.10.2023

Ein konkretes Datum.

Niemals habe ich meine Gegenwart, mein dabei sein, in einer geschichtlichen Situation deutlicher gespürt. Auch nicht als die Mauer in Deutschland gefallen ist.

Ich will nicht vorbeigehen – und meine Kinder bauen dann Denkmäler für die Folgen.

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