Jüdische Lehren

Sa 07.02.2024 Shabbat, Fastenzeit

Lk 5:27-32 Berufung des Levi, Fest des Levi

Levi verliert all seinen Luxus, seinen Komfort, seine Unabhängigkeit.

Ist das ein Grund zum Feiern?

Der Shabbat hat mich in Israel enorm beeindruckt. So sehr, dass ich überlegt hatte, ob er auch für mich gelten soll.

Aber mir scheint, es wäre eine Entwertung des Sonntages.

Allerdings kann und will ich den Sonntag neu ehren. Dazu lerne ich aus der Tradition.

Auch beim Lesen der Evangelien werde ich den „Ackerboden“ der Israeliten mehr beachten – so auch heute.

Nicht nur „Fasten“

In der Fastenzeit scheinen Gedanken eines Festes besonders attraktiv.

Levi wird „aus dem Nichts heraus“ berufen, so scheint es. Ich vermute, es wird nicht wirklich aus dem Nichts heraus sein – ich warte, bis ich es erfahre.

Nun aber ist er berufen – und feiert als Erstes ein Fest.

Christ sein ist nicht ewig in Sack und Asche gehen, mühsam Gebote halten, ewig Buße tun und ein schlechtes Gewissen haben, weil ich es alles nicht schaffe.

Jesus zu folgen ist zunächst überwältigende Freude, Feiern, Jubeln.

Nicht um des Feierns willen, sondern um der Gemeinschaft willen.

Denn Feiern soll immer ein Ausdruck der Gemeinschaft sein – zuerst und am meisten mit Gott, aber ebenso mit allen, die Nahe sind.

Der Boden Jesu

Jesus ist im Judentum verwurzelt. Es ist der Boden auf dem Er ruht, der Acker aus dem Er Ordnung, Orientierung und Kraft genommen hat.

Gott wirkt direkt – aber meistens durch schon gegebenes. Den Anderen, aber auch den Acker. Also die geistige Kultur, so sie denn recht ist.

Als ich von der Freude las viel mir Simcha Thora ein. Das Fest, das am 7.10.2023 gerade gefeiert wurde, als der Überfall stattfand.

Simcha heißt Freude. Das Fest der Thora Freude.

‭ ‭חמשׂ‭ simcha, ‭zu freuen.

‭Also Freude als Ergebnis, nicht an sich.

Wo kommt in der Thora das Wort Simcha zuerst vor?

In 5. Mose 16:14, beim Laubhüttenfest.

“‭ … und sollst fröhlich‭‭ sein auf deinem Fest‭, du und dein Sohn‭, deine Tochter‭, dein Knecht‭, deine Magd‭, der Levit‭, der Fremdling‭, der Waise‭ und die Witwe‭, die in deinem Tor‭ sind.‭”

(5Mose 16:14, Lut)

Das Laubhüttenfest feiert den Auszug aus Ägypten, dem Sklavenhaus. Seine Form zeigt das auf dem Weg sein. Also genau das, was nun für Levi (Matthäus) galt.

Wie das Evangelium des Matthäus (Levi) zeigt, kannte Levi die Tradition sehr gut. Das Fest drückt dies also aus.

Gemeinschaft

Die Worte der Thora betonen die Gemeinschaft. Alle werden aufgezählt. Familie, Angestellte, Geistliche, Fremdlinge, Bedürftige.

Das Gegenteil von „Peer-Group“, also diejenigen, die so ähnlich sind wie ich.

Die Berufung des Einen ist die Freude aller. Die Freude aller vertieft die Freude des Berufenen, festigt seine Schritte.

Freude am Gebot

Beim Eintritt in die Fastenzeit schien es mir, dass die Gebote und Ordnungen doch schwer sind.

Ebenso beim Studium der Sabbat-Regeln. Puh, kaum zu schaffen.

Ist denn der Eintritt in Regeln ein Grund zur Freude?

Das Simcha-Fest im Leben eines Juden ist Bar Mitzva בַּר מִצְוָה.

Mitzva ist die Regel, die Ordnung.

Jetzt ist der junge Mensch selbst für die Einhaltung verantwortlich und alle Regeln gelten für ihn.

Eine schwere Last?

Mir scheint, es zeigt, das meine Wurzeln noch immer Saft aus der selbstbezogenen Welt unserer Zeit und Kultur haben.

Dagegen:

Würdigung und Reife, Eintritt in die volle Gemeinschaft, Würdigung zur Verantwortung, Eintritt in die Tradition, den Raum der vollen Kirche.

Stichworte, die mir die KI genannt hat – ja, ich stimme zu.

Mit einem Bein auf dem Acker der Welt und dem anderen Bein in der Nachfolge ist es unerträglich. Und das soll so sein.

Warum soll ich Dir denn nicht ganz folgen?

Darin liegt die Verheißung einer anderen Freude.

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