Die Zeit ist erfüllt

So 18.02.2024 Invocabit, Er wird mich anrufen

Mk 1:12-15 Jesus in der Wüste und der Beginn Seines Wirkens

Betrachtung, keine Auslegung.

Ich verweise auf den Rufenden für die Auslegung.

„Er wird mich anrufen, und ich werde ihn erhören“ (Ps 91:15)

In der Ordnung der Kirche der Titel des 1. Sonntags in der Fastenzeit.

Beginn der 40-tägigen Fastenzeit.

Der Text bei Markus klingt sehr gedrängt. Alles, was da steht, steht an anderer Stelle ausführlicher.

Von der Wüste Jesu mit Versuchung, bis zur Predigt des Reiches Gottes.

Warum so kurz?

Die Kürze selbst ist Teil der Botschaft.

Alles sagt eines aus: Die Zeit ist erfüllt.

Alle Aussagen sind Kairos – besondere Zeit.

Alles geschieht jetzt und nur jetzt.

Ich erkenne drei Arten von Zeit.

a) Gott in Distanz.

Gott verlässt den Garten Eden. Unsere Stammeltern sind sich selbst überlassen.

Zeiten, in denen sich eine Entwicklung anbahnt und entfaltet. In denen der Halm wächst und reift – zur guten oder zur schlechten Frucht.

b) Zeiten der Heimsuchung Gottes

Gott kommt zu seinem Volk und redet mit ihm. Er züchtigt sein Volk, um es auf den Weg zu bringen.

Ja, Er züchtigt sein Volk.

Ich weiß, dass viele das nicht hören wollen.

Wenn ich meine Hand auf die heiße Herdplatte lege und ich keinen Schmerz empfinde – das ist das Gericht.

Wenn ich Schmerz empfinde, ist es Zucht – zieh sie weg, deine Hand, rette dich.

Wir leben in einer Welt der vorsorglichen Schmerzmittel.

c) Zeiten ohne Wiederholung

Ein Kairos der besonderen Art.

Jesus ist einmal gekommen, um als Mensch der Verborgenheit mit uns zu leben und Er ist besonders einmal gekommen, um das Kreuz für uns zu erleiden.

Ereignisse sind einmalig und unumkehrbar.

Das Wort Zeitenwende ist heute verbraucht – das wäre es aber.

Etwa 1800 Jahre habe die Juden gesagt

„L’Shana Haba’ah B’Yerushalayim“ (nächstes Jahr in Jerusalem)

לשנה הבאה בירושלים

Zu Pessach und zu Jom Kippur.

Wie viele Juden habe das nach den Jahrhunderten nur noch als Floskel, als formalen Satz gesagt?

Gott lässt uns die Wahrheit wissen – aber nicht die Zeit der Erfüllung.

Allerdings kurz vor der Erfüllung gibt Er uns Zeichen.

Jesus ging in die Wüste, noch ganz getrieben durch den Geist.

40 Tage.

Dann aber sah er: Johannes ist gefangen gesetzt.

Jetzt ist die Zeit.

Das Reich Gottes ist nahe.

Kehrt um.

Umkehr, wohin?

Hier eine Erinnerung von schon benanntem. Es ist mit dem benennen nicht erledigt.

Wohin umkehren?

Zu mehr Ethik, zu mehr Frommheit (Religiosität)?

„Mehr“ ist keine Umkehr.

Eine Umkehr ist ein Schritt in eine Richtung, die ich nicht schon immer gesehen habe. Ich schaue nach vorn. Dass das Reich Gottes in meinem Rücken wartet, kann ich mir nicht vorstellen.

Darum ruft Jesus auch.

Hier bin ich. Geh nicht mehr deiner Wege, geh meiner Wege.

Wie kann ich es wagen, etwas in mein Denken zu lassen, dass ich nicht kenne und mit dem ich keine Erfahrung habe (mein Weg ist Erfahrung)?

Ich vertraue auf mich als den, der den Weg der Erfahrung kennt. Was ich habe, das habe ich. Wer weiß, was mir das Loslassen des Vertrauten bringt?

Manch einer baut Jesus in seinen Weg zu seinem eigenen Ziel ein. Jesus hilft mir auf meinem Weg. Hm.

Umkehr ist das Verlassen von allem, was sich um mich dreht.

Kopernikanische Wende.

Nicht die Sonne (alle Dinge der Welt, mein Streben) dreht sich um mich.

Sondern ich bin auf die Sonne hin (den von außen kommenden Sinn, sagen wir in der Logotherapie) geschaffen.

Aber nun noch einmal anders.

Ich bin auf das Reich Gottes hin geschaffen.

Auf Jesus, den Christus.

Das hat eine andere Qualität.

Qualitäten

Ich kann mich für eine Sache entscheiden. Auch für ein Prinzip oder eine Idee.

Das ist eine Qualität.

Oder ich entscheide mich für eine Person.

Das ist eine andere Qualität.

Normalerweise bin ich für mich entschieden.

Nun aber: für Jesus Christus.

Eine ganz andere Qualität der Entscheidung.

Denn sie kostet mich die Kontrolle über mich selbst.

Es ist der Austausch meines Zentrums.

Die Sonne aller Dinge bin nicht mehr ich selbst.

Ich verliere mein Leben.

Der Augenblick sein Eigenleben loszulassen, sich umzudrehen zu dem der ruft und alles Ihm anvertrauen ist ein Kairos.

Was hat das mit dem Kairos zu tun, von dem hier die Rede ist?

Mehr Platz ist jetzt nicht.

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