Mehr als der Himmel

Mi 28.02.2024 Fastenzeit

Mt 20:17-28 Aufzug nach Jerusalem; die Söhne des Zebedäus

Warum werden die beiden Erzählungen ineinander verwoben?

Matthäus sagt es explizit – „zu jener Zeit“.

Will er sagen, dass sie die Predigt vom Weg ans Kreuz nicht verstanden haben?

Vielleicht.

Sie hatten aber verstanden, dass es nun zu einer Entscheidung drängt, sie hatten verstanden, dass es um den bitteren Kelch des Leidens geht.

Verstanden und angenommen.

„Ja, wir können es.“

Nicht ein einzelner Fanatiker – sondern die Mutter mit den Söhnen. Die Mutter will es, wagt es – die Söhne bestätigen und überhöhen es.

Jesus bestätigt: Ihr werdet den Kelch trinken.

Am Rande:

Gibt es eigentlich „Plätze“ bei Jesus?

Leiblichkeit im Himmel?

Orte, Nähe, Hierarchie?

Jesus widerspricht nicht – ja, Er bestätigt indirekt: „Das sitzen zu meiner Rechten und Linken …“.

Jüdisches Denken, streitend mit einem philosophischen, abstrakten Gottesbild.

Überwunden – oder nicht recht verstanden, ja verloren?

Die Vermutung, die Angst, die KI würde uns ersetzen – sie ist nur möglich, weil wir verloren haben, wie leiblich Gott ist, wie „jüdisch“.

Helden

Manche Menschen wollen gerne Helden sein.

Ein entschiedener Christ sein ist dann mit einem heldenhaften Christ-sein verbunden.

Ein Held zu sein, hat aber sehr sich selbst im Blick.

Die Zebedäus-Brüder sind weiter.

Sie wollen ganz nah bei Jesus sein.

Ist das nicht das frommste, was es geben kann?

Ganz, ganz nahe bei Jesus?

Und dafür jeden Preis bezahlen. Auch Leid, den ganzen Kelch!

Mir scheint, das ist eine Sackgasse.

So wie es auch im rein dialogischen Denken geschehen kann.

Ich und Du. Und dann?

Es ist sehr gut, dabei bleibe ich. Es ist notwendig, zuerst danach zu streben.

Du und ich.

Dann aber: Wir.

„Wir“ ist etwas anderes als Du und ich.

Denn Du und ich ist doch immer zuerst: Ich und Du.

„Wir“ dagegen, steht im Verhältnis zu weiteren Personen.

Ich und Du ist am Ende eine Art Kurzschluss.

Auch wenn das Du des Menschen ein unendliches ist, finde ich im Du das, was mit mir irgendwie resoniert, mich irgendwie berührt.

Darüber hinaus geht das Dritte, das ganz gewollt ist, aber nicht irgendwie wie ich ist, auch nicht als Resonanz.

Ich meine nicht, ohne Resonanz, sondern die Resonanz, die Beziehung, nicht als wesentliches Ziel, als wesentlicher Inhalt.

So wie es bei Kindern ist.

Die Hauptresonanz meiner Kinder sind ihre Ehepartner – nicht ich.

Vielleicht ist dies der Anfang vom Bild eines Volkes.

Söhne Gottes

Ich habe dies Bild schon benutzt.

Nach vielen Mühen verlasse ich die Erde mit ihren Menschen und komme in den Himmel. Ich suche dort Jesus.

Man sagt mir: „Der ist nicht da – der ist auf der Erde, bei deinen Brüdern.“

Jesus verweist die Söhne der Mutter auf die Brüder.

Was mit den Plätzen im Himmel ist, das weiß er nicht.

Denn es interessiert Ihn vermutlich auch nicht.

Hier ist mein Herz, bei euch, meinen Jüngern. Ich frage nicht nach dem Himmel.

Es ist nicht ein „mehr von dem Guten“.

Es ist ein anderer Modus.

Vielleicht ein Du und ich im Modus des Wir für jenen.

Der Bruder als je eigener und nicht nur als Objekt meines Bruder-seins.

Das Ermöglichen des Bruders, ganz er selbst zu sein.

Anhand von mir – aber unabhängig von mir.

Mein Heraustreten aus mir selbst – weiter ganz verantwortlich, aber doch ganz außerhalb.

Im Wort „Entsetzen“ scheint es mir anzuklingen.

Um eines anderen willen (hoffentlich) nicht mehr „zu Hause“.

Ich spüre: Wir Menschen sind eben nicht einfach „bessere“ Tiere. Sondern ein Hauch aus Gottes Mund (Atem Gottes, Ruach) macht uns Gott ähnlich.

So sind wir zugleich „Tiere“ und Gottessöhne.

Wer bestimmt über wen – das ist unsere Frage.

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