Keine Gnade ohne den Ölberg

Mo 18.03.2024 Fastenzeit

Joh 8:1-11 Jesus und die Ehebrecherin

Würden die Menschen heute die Steine auf die Erde legen, weil sie ihre eigene Sünde erkennen?

Der letze Satz vor dem Evangelium von heute lautet „Alle gingen nach Hause“.

Jesus aber geht zum Ölberg.

Alle gingen in ihr Leben. Jesu Leben aber ist der Vater.

Zum Ölberg. Öl wird mit dem Geist Gottes assoziiert. Der Geist aber ist der konkrete Ausdruck der Liebe.

Jesus ging zurück an den Ort Seiner Liebe, den Ort Seines zu Hause.

Was nun geschieht, will ich nur unter diesem Blick betrachten.

Jesus lehrt im Tempel

Er setzt sich nieder.

Der Tempel ist „das, was Seines Vaters ist“, wie er als zwölfjähriger schon seinen Eltern erklärt.

Ein zweiter Ort der Heimat – der öffentliche Ort.

Es ist ein Ort der äußeren Form. Und das ist kein Widerspruch zum Ölberg.

Sondern in Jesus ist es geheimnisvoll verbunden.

Die Pharisäer bringen ihm „das Gesetz.“

Sie erwarten eine Unvereinbarkeit zwischen Barmherzigkeit und Gesetz. Entweder Jesus ist barmherzig – dann kann er nicht vom Gott des Mose sein.

Oder er ist in der Ordnung Gottes – und das kann sehr hart sein.

Was macht nun Jesus. Hebt Er das Gesetz auf?

So deuten es viel „Paulianer“, also Leute, die hauptsächlich den Galaterbrief zitieren.

Jesus aber ist viel gesetzlicher, als es scheint. Er sagt zur Frau: „Sündige hinfort nicht mehr“.

Und in Joh. 5:14 sagt Jesus zu dem Mann, der 38 Jahre gelähmt war noch: „Auf dass dir nichts Schlimmeres widerfahre“.

Ambivalenz des Gesetzes

Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben das Gesetz in ihren Knochen.

Zwar benutzen sie es hier zunächst für unlautere Dinge.

Zugleich ist es aber das, worauf Jesus aufbaut.

Denn sie wissen in ihrem Herzen, dass sie selbst das Gesetz brechen!

Das weiß heute kaum jemand.

Und darum halten sich auch viele für besser als „die Gesellschaft“.

Sie urteilen über alles und jedes und sogar über alle und jeden – ja leider auch jeden (also Menschen).

Heute gehen die Menschen nicht nach Hause, sondern verdammen, wen sie verdammen wollen. Es gibt zwar Mitleid, aber kaum Schuldbewusstsein.

Ohne das Gesetz gibt es nichts, auf das die Gnade aufbauen kann.

Unbarmherzigkeit ist nicht schlimmer als Gesetzlosigkeit.

Auch wenn Barmherzigkeit christlicher klingt.

Wem das Gesetz nicht ins Herz geschrieben ist, der kann seine Schuld garnicht erkennen. Und dem kann nicht vergeben werden – denn was sollte ihm vergeben werden? Er fühlt sich ja gänzlich schuldlos.

Ölberg

Jesus richtet kein neues Gesetz auf. Etwa ein „Gesetz der Barmherzigkeit“.

Sondern Barmherzigkeit (genauer: Gnade) steht nur dem König zu.

Ein Gesetz urteilt nach der gegebenen Ordnung.

Allein der König steht über dem Gesetz.

Es ist die freie Entscheidung des Königs.

Ist er zu oft „Barmherzig“ züchtet er die Gesetzlosigkeit heran.

Das Volk fängt an, zu fordern.

Für uns aber gilt:

Wahrhaft barmherzig kann nur der sein, der seine eigenen Verbrechen erkennen kann und erkennt. Dem klar ist, dass er 100.000 Zentner Silberunzen Schulden hat.

Israel erhält das Gesetz am Sinai.

NACHDEM es aus der Sklaverei freigekauft wurde.

Es kostete die Erstgeburt!

Und es dient zur Heiligung des Volkes.

Zur Vorbereitung auf das Reich der Barmherzigkeit.

Ein Sklave ist immer nur Opfer – nur ein Freier braucht das Gesetz als Wort, das ihm die Stellungnahme dazu ermöglicht.

Und ihn damit schuldfähig macht.

Welches wiederum der Anfang der Barmherzigkeit – genau genommen der Gnade – ist.

Nur im Lichte des Gesetzes kann der Ölbaum Frucht bringen.

Und diese Frucht ist immer Kairos – also lebendiges Hören.

Hinterlasse einen Kommentar