Ort der Liebe

Mo 25.03.2024 Fastenzeit, Karwoche

Joh 12:1-11 Jesus in Bethanien, dem Ort von Maria, Martha und Lazarus

„Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken

an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz“ (Bonhoeffer aus dem Gefängnis)

Bethanien.

Der Name ist vielleicht: Haus des Elends.
Laut Qumramrollen ein Ort der Leprakranken.

Der spätere Ort der Himmelfahrt Jesu.

Mir scheint, es ist der Ort der Liebe schlechthin.

Der Wärme, des Dienstes an Jesus.

Dort fließt die Herrlichkeit Jesu – in beide Richtungen.

Marta dient weiter – ohne Murren.

Lazarus, der Empfänger all der Liebe. Unscheinbar wie Josef.

Und Maria.

Maria steigert ihr zu Füßen sitzen ins Unermessliche.

Über das Nardenöl sprach ich gestern (siehe dort).

Das ganze Haus wird vom Duft erfüllt.

Wir können alles sein: Empfänger, Diener und „Verschwender“.

Verschwender in dem herrlichen, positiven Sinn der vollen Hingabe.

Aber nur sehr wenige sind es.

Es ist schwer, ganz anzunehmen.

Es ist schwer schlicht und ohne Absicht zu dienen.

Es ist gewaltig, zu verschwenden, sodass die Welt „elende Verschwendung“ ruft.

In manch orthodoxem Dorf in Sibirien gibt man das schönste – und sei es das letzte, was man hat – zum Schmuck der Kirche.

Wie schnell schreit der Judas in uns: Man hätte es den Armen geben sollen.

Judas, der Dieb, der schreit es heraus.

Bethanien ist der Ort, an dem Jesus Empfänger ist. Er ist umfangen von all dem, was zur Trinität gehört.

Nur wo bedingungslos empfangen werden kann, kann überfließende gegeben werden. Und nur dieser Fluss ist Ausdruck der Liebe.

Und dies alles im Leib, auf der Erde, auch ganz im Dienst des Alltages – wie Marta es tut. Marta, die Jesus zuerst und ganz als Messias erkannte.

Es ist das Ende der Bedürftigkeit.

Nicht für sich

So wie die heilige Trinität nicht für sich geblieben ist, so auch hier nicht. Der Ort der Liebe ist nicht die Endstation.

Und die Welt bedarf, dass Jesus wieder aufbricht.

Schon in diese herrliche Welt bricht die Dunkelheit ein.

Judas wandelt das Licht durch seine Selbstliebe in Finsternis.

Er betrübt Maria, sodass Jesus sie tröstet.

Und der Segen der Werke Jesu an Lazarus spaltet die Menschen. Viele kommen, um ihn zu sehen. Lazarus. Sie stärken ihren Glauben an den Wundern an anderen Menschen. Auch das ist erlaubt und Segensreich.

Aber innerhalb der Welt gibt es kein „Nie wieder“.

Weder ein „Nie wieder Judenhass“, noch „Nie wieder Krieg“.

Beides klingelt noch in meinen Ohren.

Jahrzehnte meines Lebens waren davon geprägt.

Niemals konnte ich mir erneuten Judenhass in meiner Umgebung vorstellen.

Und dass ein konventioneller Krieg Europa heimsucht, war ebenso fern (wenn, dann der apokalyptische Atomkrieg mit dem Ende der Welt).

Selbst der friedlichst Mensch schafft keinen Frieden.

Im Gegenteil.

Die Friedensliebe offenbart die Friedlosigkeit im eigenen Herzen.

Und der Krieg in mir wendet sich besonders gegen die, die den Frieden suchen.

In unserer Regenbogenwelt jubeln viele für die Palästinenser.

Sie sind aber in der Breite Träger dieses Hasses gegen den Frieden.

Ich weiß, dass es vielen nicht gefällt.

Ich aber sehe Israel auch deshalb so bedrängt, weil es eine außergewöhnlich friedliebende Nation ist.

Je mehr sie nach Frieden jagt, desto dunkler ist der Kontrast drumherum.

Der Friedefürst wird gekreuzigt und man meint, man würde dann Frieden haben.

So denken die Pharisäer.

Die, die sich selbst für gut halten und dies auf der Straße herausrufen.

Der Dieb schreit „haltet den Dieb“, so tut es Judas.

Aber wir können den Dieb nicht durch Diebstahl befrieden – denn er ist ganz nahe unter uns – nahe an unserem Tisch, an unserem Herzen.

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