Kein Osterspaziergang

Mo 01.04.2024 Ostermontag

Lk 24:13-35, die Emmaus Jünger.

Auch heute geht es sehr um den verborgenen Jesus.

Verborgen für die Jünger, die „Christen“. Wer merkt das überhaupt?

In Vers 24 heißt es, dass die Jünger, nach der Botschaft der Frauen, Jesus am Grab gesucht haben.

Sie fanden das leere Grab – Ihn aber fanden sie nicht.

Sie fanden ihn nicht, obwohl sie Ihn suchten.

Auch nach dem Zeugnis der Frauen nicht.

Ihn, Jesus, der die Gemeinschaft mit ihnen so sehr geliebt hat. Wie nahe war Er ihnen beim Abendmahl. Sehr hat mich danach verlangt dies Mahl mit euch zu halten – so sagt Er.

Nun aber versteckt Er sich?

Die große Umkehr

Vor der Auferstehung macht sich Jesus Seinen Jüngern bekannt.

Als Jesus.

Nicht zumeist als mächtiger König. Sondern Er bezeugt ihnen das Wesen Gottes.

Es geht von Ihm aus.

Er sucht uns auf, Er ruft und lädt ein.

Dann aber verbirgt er sich.

Der Bräutigam verschwindet.

Was macht nun die Braut?

Geht sie enttäuscht nach Hause?

Bleibt sie bei der Liebe des Liebhabers stehen – oder – :

Oder hat sie in ihrem Herzen eine offene Wunde für diese Liebe.

Ist dort ein unheilbarer Schmerz, der nicht eine Befriedigung eigener Bedürfnisse ist.

Solange Christus uns etwas Gutes tut, seien es Seine Gaben, sei es ein gutes Gefühl von gerettet-sein oder auch vertrauter Gemeinschaft, ist alles ok.

Nun aber: Das Licht ist aus, die Musik ist vorbei, alles ist wie zuvor.

Oder ist in meinem Herzen etwas anders?

Erleben

Ich erlebe, dass Christen Gottesdienst konsumieren. Zudem noch die Bestätigung in ihrer gesellschaftlichen Gruppe (Peer Group).

Außerhalb des Gottesdienstes reden sie über Beruf, Urlaub, Familie.

Mir scheint manchmal, sie spüren kaum, ob Jesus weg ist – vielleicht schon länger weg ist.

Heil für Israel

Die beiden Jünger auf dem Weg, weg von Jerusalem psychologisieren nicht darüber, was Jesus ihnen hätte bringen können.

Sondern: Was Er für Israel sein könnte, ja sollte.

Ihr Kummer ist weniger ein persönlicher Kummer – sondern ein Kummer für Israel.

Wenn ich dagegen mit jemandem über Christus spreche, geht es zumeist darum, wie Christus ihm helfen kann.

Das aber mündet am Ende in einer Sackgasse.

Die Herrlichkeit Jesu, von der Er in Vers 26 redet, heißt griechisch „doxa“.

Doxa wird im Lexikon mit „Meinung“ übersetzt.

Herrlichkeit ist die unverfälschte Meinung, die ich über Jesus habe.

Das heute so verkommene Wort „Meinung“ macht es schwer zu spüren, um was es geht.

Es geht um ein offenbarenden dessen, wie ich Jesus würdige.

Das kann nur eine für mich nutzlose Liebe sein. Eine Hingabe, die nicht Wiederrum etwas haben will – sondern ganz den anderen meint.

Und das drückt sich konkret in dem aus, was Jesus lieb hat.

Ich kann Ihm nicht direkt etwas Gutes tun – aber dem, den Er liebt.

Das ist zunächst mein Nächster.

Aber mehr noch: Israel und die Kirche.

Medizin

Ob ich Jesus lieb habe, sehe ich zunächst daran, ob ich Ihn schmerzlich vermisse.

Ob ich Ihn suche im Gespräch mit jemandem, der Ihn auch sucht.

Ob ich jenem Fremden, der mir mit Mose kommt, zuhöre.

Ist dies nicht vielleicht sogar der Jude, mit seiner Thora?

Ob ich jenen dann einlade zu bleiben. In meinem Haus, zu meinem Mahl.

Den, der mir fremd ist.

Aber eins zuvor:

Wer seine Frau nicht lieben lernt, die doch Fleisch von seinem Fleisch ist, wie soll dessen Liebe bestehen, wenn Jesus sich verbirgt?

Es kann schon eine Priese „Tod“ bedeuten, sich selbst in die Ehe hineinzugeben, zu entlassen.

Die Antwort für dieses Öffnen der Selbstsucht zum Ehepartner hin ist eine gewisse Offenheit für die Liebe.

Die Liebe, die außerhalb von mir ist, die ich nicht machen kann – sondern der ich mich nur öffnen kann.

Eine „Öffnung“ aber ist immer auch eine Verletzung.

Das ist kein gemütlicher Osterspaziergang.

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