Maria bleibt

Mi 03.04.2024

Joh 20:11-18 Maria von Magdala

Wo bleibt eigentlich der Mann?

Gestern hatte ich notiert: Maria bleibt und bleibt und bleibt.

Früh am Morgen geht sie zum Grab.

Das Grab ist offen – sie eilt zu den Jüngern.

Zurück zum Grab – die Jünger schauen.

Und nun: Die Jünger gehen heim.

Maria aber bleibt.

Sie bleibt und weint.

Kein Zuhause ist ihr Zuhause wie die Gemeinschaft mit Ihm.

Wer ist sie, ohne Jesus?

Wo sollte sie hin, ohne Ihn?

Die Jünger hatten mit Jesus viel gewonnen und nun viel verloren. Maria aber hatte in Ihm alles gewonnen – ihr alles war Er.

Zweimal wird sie gefragt

„Weib, was weinst du?“

So fragen die Engel.

So fragt Jesus.

Ihre Antwort ist immer „Er“.

Wo ist Er? Wohin hast du Ihn gelegt? Ihn will ich holen.

Mit scheint, sie weint nicht um sich – sondern um Ihn.

Die offene Wunde der Liebe blutet.

Ich nannte Bubers Wort: Die Liebe ist nicht in uns. In uns sind Wirkungen der Liebe (Gefühle). Aber die Liebe ist um uns.

Wir können uns ihr nur öffnen.

Und ich ergänze: Dies geschieht durch eine Verletzung des Herzens.

Das Herz genügt sich selbst nicht mehr.

Die Liebe ist nicht etwa was ich für mich haben kann.

Darum kann ich mich auch nicht selbst lieben.

Die Liebe heilt nicht – sie verwundet.

Sie stärkt mich nicht – sie stärkt den Anderen.

Indem sie dies tut, geschieht (vollzieht sich) eine andere Realität.

Ein neues, anderes Sein.

Ein Sein, das Gott zum Vater hat.

Bild

Wir haben zwei Herzkammern.

Die eine versorgt meinen Körper mit dem, was im Blut ist. Sie gibt mir.

Aber sie gibt mir von dem, was die andere Kammer bewirkt hat.

Die andere Kammer ist nach außen gerichtet. Sie pumpt das Blut in die Lunge. Dort empfängt sie etwas „von woanders her“.

Ohne dies „von woanders her“ nützt die Eigenversorgung nur sehr kurz.

Gott nun ist „der Andere“. Ist der, der uns beatmet.

Schon im Schöpfungsbericht wird es genannt.

Ich bin unentrinnbar auf dieses von woanders her angewiesen.

Auch wenn ich die Luft nicht kenne, die doch fremd und außerhalb von mir ist.

Empfängnis

Eine Frau ist jemand, der bereit ist, die Integrität ihres Leibes „verletzen“ zu lassen. Etwas Fremdes zu empfangen und in sich zu tragen.

Das Kind ist nicht von ihr allein, aber zunächst ganz für sie bestimmend.

Sie liefert sich dem Kind aus, teilt ihren Kreislauf mit ihm.

Sie gebiert dieses Kind der Welt – zuerst dem Vater.

Maria läuft zuerst zu den Jüngern, zu Petrus.

Diesen Jünger, die dann einfach wieder nach Hause gehen.

Maria ist die, die Gott zum Mann bringt, Gott zu den Menschen bringt. So, wie es die andere Maria tat.

Kommt nicht vielleicht der größte Teil allen Leides aus der Arroganz des Mannes, der sein „Haupt der Frau sein“ missversteht und missbraucht. Nicht zum Dienen, sondern zur Selbstbestätigung.

So wie die Kirche sich Israel verdankt – und Israel dann schmäht und schändlich behandelt, so auch der Mann die Frau, in der Geschichte der Zeit.

Trotz allem

Trotz allem hat Gott den Mann geschaffen. Seine Aufgabe ist es nicht, wie eine Frau zu werden.

Sondern wie ein Mann, wie ein Vater – wie DER Vater.

Ich kann nichts klügeres tun, als an Maria, der Frau, zu bleiben.

Also an meiner Frau, an der Kirche (der Braut) und an Maria.

Bei ihr und mit ihr am Grab zu weinen – das ist mehr, als ich zu hoffen wage.

Aber dennoch – dort will ich sein.

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