Kohlenfeuer

Fr 05.04.2024

Joh 21:1-14 Jesus und die Jünger am See von Tiberias

Je länger ich die Osterzeit betrachte, desto mehr hüllt sie sich in Dunkelheit. Dunkelheit im Sinne von Verborgenheit – ganz anders, als ich es immer gehört habe.

Auch hier:

Sieben Jünger haben endlich getan, was Jesus durch die Frauen gesagt hat. Zurück nach Galiläa.

Zurück auf null, so scheint es.

Zurück zum Fischen, ja zurück zur Erfolglosigkeit.

Sie haben nichts zu essen, sie fischen eine Nacht vergebens, sie haben keinen Auftrag und wissen nicht, wo Jesus ist.

Nach Abschluss der Ausbildung „haben“ die Jünger weniger als zuvor.

Keine Vollmacht, keine Führung – nichts als dunkle Nacht.

Und als Jesus am See steht, erkennen sie Ihn nicht.

Aber sie gehorchen dieser fremden Gestalt. Wissend, dass man es nach einer ganzen, leeren Nacht nicht mehr zu versuchen braucht.

Sie sind aber hörende geworden.

Es ist, was Petrus schon einmal tat – ganz am Anfang.

Jesus kennt Petrus – als hörender Fischer ebenso wie als Verleugnender am Kohlenfeuer.

Nun hat Er ihm ein neues Kohlenfeuer angezündet.

Jesus geht nicht an Petrus vorbei.

Das große Werk Jesu zwischen Ostern und Himmelfahrt ist Petrus.

Ihn bereuen Seine Berufungen nicht. Petrus, der Fels, schien zu wanken und zu fallen.

Jesus handelt nicht an Petrus vorbei. Das Fundament wird ganz auf das Brechen des Brotes und das Austeilen der Fische gelegt.

Umhüllte Nähe, verborgenes Anteil geben.

„Iss von meinem Brot“.

Denn ihr habt nichts zu essen.

Darum: von meinem Leib sollt ihr nehmen.

Petrus und Johannes

Der Jünger, den Jesus liebte, erkennt Jesus vom Boot aus.

Und nutzt dieses Erkennen nicht für sich – sondern spricht es aus.

Spricht es so aus, dass Petrus es hört – und handelt.

Mir scheint, die Liebe des verborgenen Johannes sieht Jesus in Seiner Absicht.

Seine Absicht ist: Petrus.

Der Liebende sieht mit den Augen des Geliebten.

Er sieht in Jesu Augen nicht einfach sich selbst.

Sondern Petrus – den, um den es jetzt geht.

Die Liebe übersteigt das Ich-Du.

Der Liebende will mehr den Anderen als Anderen, der nicht wiederum nur mein Gegenüber ist. Sondern auch des abermals anderen.

Wie viel Liebe bleibt in der Ich-Du Beziehung stecken?

Aber Gott ist Trinitarisch.

Wenn ich Deine Liebe erkannt habe, hört mein Eifer darum, geliebt zu werden, auf.

Denn ich bin verborgen in Dir und Deine Liebe zum je Anderen hin ist mein Verlangen, wie es Deines ist.

Umwandlung der Eifersucht

Solange ich „mehr“ will, bin ich in Gefahr, den anderen als Konkurrenten zu sehen.

Die Pfingstler halten sich für besser als die Landeskirchler.

Die Landeskirchen halten sich für besser als die AfD Wähler.

Und alle halten sich für besser als Israel.

Du aber suchst Deine erste Berufung.

Das ist zuerst Israel.

Und es sind die, die von denen ausgrenzt werden, die sich selbst für gut (besser) halten.

Jesus steht mit dem Brot in der Hand am Ufer und wartet auf den, der Ihn verleugnet hat. Er wartet am Kohlenfeuer, dem Feuer, dessen Wärme Petrus im Hof des Hohen Rates gesucht hat. Ein wenig Wärme – damals fremde Wärme.

Doch bevor Jesus zum Vater geht, bietet Er diesem Petrus Seine Wärme, Sein Brot und Seine Berufung.

Ein Kommentar zu „Kohlenfeuer

  1. „Der Liebende sieht mit den Augen des Geliebten.“ Wie schön und wahr. Dieser Gedanke ist ein guter Maßstab, um zu prüfen, ob ich wirklich liebe oder doch nur Tauschgeschäft betreibe.

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