Vom Verborgenen zum Verborgenen

Mo 08.04.2024 Hochfest der Verkündigung des Herrn

Lk 1:26-38 Gabriel verkündet Maria ihre Empfängnis

„Halte mich nicht fest.“

Das dieses Fest heute gefeiert wird, hat mich überrascht. Eigentlich ist es am 25. März, eben neun Monate vor der Geburt Jesu.

Zu der Zeit war aber die Karwoche und so wurde dieses Fest auf heute verschoben.

Und so erlebe ich es ganz anders als sonst.

Als Erinnerung.

Es ist weiter Osterzeit. Wie ich beschrieben habe: Zeit der Verborgenheit.

Und wie eine Rückblende sehe ich: Auch die Empfängnis war sehr verborgen.

Für die Welt kaum sichtbar, ohne Aufsehen.

Jesu sein auf der Erde war zumeist unspektakulär.

Empfängnis und Kindheit. In einem Dorf in Galiläa – von der Bibel nicht erwähnt.

Kein Fürstensohn, kein Studium der Theologie und Philosophie.

Die Jahre von 12 bis etwa 27 vollkommen verborgen, als Handwerker, scheinbar im Haus der Eltern.

Drei Jahre Öffentlichkeit.

Im Apostolischen Glaubensbekenntnis mit keinem Wort erwähnt.

Dann schmachvoller Tod.

Und selbst die ungeheuere Sensation der Auferstehung verbirgt Jesus weitestgehend.

Er zeigt sich den Jüngern – sehr dezent.

Erst zu Himmelfahrt einer größeren Anzahl.

Dass dies alles für die himmlischen Heerscharen anders ist, zeigt die kleine Erwähnung in der Weihnachtsgeschichte. Hirten der Nacht dürfen es sehen. Ein kleiner Blick in den Ort, an dem die Feste anders gefeiert werden.

Das Wort wird gesät.

Maria empfängt eine Wort von Gabriel.

Es verbindet sich mit ihrem Ja und ihrem Glauben.

Maria von Magdala hört ein Wort. Jesus sagt zu ihr: Maria.

Die Jünger hören ein paar leise Worte. Das Wort wird erneut in die Dunkelheit hineingesät.

Mich berührt es sehr, was nach der Speisung der 5.000 geschah (Joh 6).

Sobald Jesus den Menschen die eigentliche Bedeutung dieser Speisung sagt, wenden sie sich von Ihm ab. Denn es geht nicht um das Zeichen (Wunder, Spektakel), sondern es geht um das Brot selbst. Genauer: um Seinen Leib.

Nur die 12 bleiben.

„Wollt ihr auch weggehen?“, fragt Jesus.

Jesus sucht den Erfolg der Öffentlichkeit nicht.

Was vor Menschen groß ist, ist es noch lange nicht im Himmel. Vielleicht genau andersherum.

Viele Menschen kratzen die Wundergeschichten zusammen und fragen mich nach erweisen Gottes.

Wie wenig wichtig.

So ist auch die große Niederlage nicht wichtig. Wichtig ist, was in dieser Niederlage geschieht.

Ist es der Tod des Samenkornes zum neuen Leben?

Zum vielfältigen Leben?

Oder zementiere ich meinen Glauben an die Welt, indem ich die Niederlage zum Anlass für Misstrauen und Unglaube nehme.

„Was sagt die Welt dazu?“

Das ist die Frage der Welt.

Aber Maria hat nicht gefragt, was die Welt dazu sagt. Die Familie, Josef.

Wie stehe ich denn da, als Schwangere ohne Mann? – Das fragt sie nicht.

Das Ummünzen von „Segen“ in Anerkennung vor der Welt ist der inverse Weg.

Die Verachtung der Welt ob meiner Liebe zum schwachen Gott ist der „untere Weg“, von dem ich gestern sprach.

Die Schönheit der Apfelbaumblüte ist wahrhaft schön.

Und sie ist gut und recht.

Wenn ich sie aber konservieren will, wird sie eine Lüge.

Denn sie ist, verborgen in sich, eine Verheißung auf die Frucht.

Sie lockt die Insekten – und die Herrlichkeit der Schöpfung macht uns ein Geschenkt.

Die Herrlichkeit des Lebens und die Herrlichkeit der Hingabe gehören zusammen.

Die kurze Blüte des Lebens Jesu, z. B. die Auferweckung des einzigen Sohnes der Witwe – wunderbar, herrlich.

Aber: „Halte mich nicht fest“ sagt Jesus sogar zu Maria, der Blüte der Liebe.

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